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Die Ritter der vierzig Inseln - Rycari Soroka Ostrovov

Titel: Die Ritter der vierzig Inseln - Rycari Soroka Ostrovov Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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und pausierten, bis ihre überhitzten Gemüter sich wieder auf ein ungefährliches Maß abgekühlt hatten.
    Bald blaute der Himmel, und erste Sonnenstrahlen vertrieben die nächtliche Kühle. Nach dem Training
nutzten die meisten von uns die Zeit bis zum Frühstück für ein kurzes Bad im Meer. Wenn wir gefrühstückt hatten, verteilten wir uns auf den Brücken, auf den eigenen und auf denen anderer Inseln, die der Konföderation angehörten.
    Mein Trainingspartner war Meloman. Wir passten sehr gut zusammen, da wir annähernd gleich stark waren und unsere Einstellung zum Training gleichermaßen leger war: Nicht ein einziges Mal waren unsere Holzschwerter stählern geworden, was bei Hitzköpfen wie Timur und Chris an der Tagesordnung war.
    Mechanisch Melomans Schwertschläge abwehrend, beobachtete ich aufmerksam Chris. Vor dem Training hatte ich ihm von meinem nächtlichen Gespräch mit Maljok erzählt und war nun sehr gespannt, wie er darauf reagieren würde. Bis jetzt war ihm nichts anzumerken.
    Nachdem er mit einer eleganten Bewegung einen Schlag von Timur pariert hatte, ließ er plötzlich das Schwert sinken und verkündete unvermittelt: »Pause! Jungs, kommt mal zusammen.« Achselzuckend warf mir Meloman einen Blick zu und stapfte durch den Sand zu Chris hinüber. Zögerlich folgte ich ihm.
    »Wer von euch kennt sich mit Technik aus?«, fragte Chris, während er noch Tom herbeiwinkte. Ohne auf eine Antwort zu warten, wandte er sich dann schnurstracks in Richtung Burgtor und wies uns über die Schulter an: »Kommt, ich möchte mir mit euch zusammen was ansehen!« Artig dackelten wir hinter ihm her, obwohl wir nicht die geringste Ahnung hatten, was er nun schon wieder ausgeheckt hatte.
    Zum wiederholten Mal kam mir der Gedanke, dass unser Anführer eigentlich nie um eine gute Idee verlegen
war. Zu jedem Problem fielen ihm fast sofort mehrere Lösungen ein, zwischen denen er sich dann nur noch für die beste entscheiden musste.
    Wir gingen in den Keller hinunter. Das Öffnen der Kellertür war eine längere Prozedur, denn seit Maljoks Enttarnung war der Riegel mit einem dicken Stahldraht gesichert, den nicht einmal Chris allein aufbiegen konnte. Mindestens zwei Mann mussten alle Kraft aufbieten, um den Draht gerade zu biegen und aus der Öse im Riegel zu ziehen. Es war ein einfaches und höchst effektives Sicherheitssystem: Selbst wenn es auf der Insel noch einen weiteren »Beobachter« gegeben hätte, wäre er allein nicht imstande gewesen, zur Sprechanlage im Keller vorzudringen.
    Nachdem wir uns im schummrigen Licht einer Petroleumlampe den Weg durch den vollgestellten Keller gebahnt hatten, versammelten wir uns ehrfürchtig um die »Marmortafel« herum. Natürlich hatten wir uns schon oft die Frage gestellt, wie die Kommunikation über diese mysteriöse Sprechanlage funktionierte, bislang hatten wir es aber nicht gewagt, uns daran zu schaffen zu machen.
    »Zuerst habe ich gedacht«, begann Chris, »dass die Außerirdischen nicht erfahren würden, dass wir ihnen auf die Schliche gekommen sind. Da habe ich mich offenbar getäuscht. Es hat also keinen Sinn, weiterhin Versteck zu spielen. Jetzt versuchen wir einfach mal herauszufinden, was es mit dieser Sprechanlage auf sich hat.«
    Zunächst tatschte er vorsichtig mit der flachen Hand dagegen, dann presste er für ein paar Sekunden die Hände fest auf die Tafel.
    »Mist, funktioniert nicht«, brummte er.

    Dann griff er sich ein am Boden herumliegendes Eisenstück, holte aus und schlug mit voller Wucht gegen die Tafel.
    »Macht auch mit!«, rief er uns zu.
    Etwa zehn Minuten lang malträtierten wir die Marmorplatte ergebnislos mit allem, was uns in die Hände kam. Dann brach sie plötzlich mit einem eigenartigen, dumpfen Geräusch aus der Wand und glitt ganz langsam, wie ein Stück Schaumstoff, hinab. Als sie mit einer Ecke am Boden auftraf, zerfiel sie in winzige Marmorkrümel. Verdutzt starrten wir auf die Bescherung.
    Meloman kniete sich hin, nahm sich eine Handvoll der Steinchen und ließ sie langsam in seine andere Hand rieseln.
    »Also, selbst wenn das ein Gerät ist … Ich glaube nicht, dass wir da durchsteigen«, sagte er enttäuscht. »Chris, was machst du denn?«
    Chris hatte immer noch das kurze rostige Eisenrohr in der Hand und zeigte damit auf die Wand. An der Stelle, wo soeben die Marmortafel herausgefallen war, befand sich nun keineswegs ein Loch, sondern eine neue Sprechanlage, die genauso marmorn glänzte wie die alte.
    »Sie haben sie

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