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Die Ritter des Nordens

Die Ritter des Nordens

Titel: Die Ritter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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längsseits neben sein Pferd dirigierte. »Sein Leben für das Leben meines Bruders.«
    Er atmete stoßweise, und das Sprechen fiel ihm sichtlich schwer, vor allem auf Französisch.
    »Kommt. Wir müssen weg hier, solange es noch möglich ist«, sagte ich.
    Ich konnte seinen Kummer gut verstehen. Denn ich hatte Ithel trotz seiner Arroganz ebenfalls gut leiden können. Aber trauern konnten wir später noch. Serlo war wütend und brüllte, dass ich die walisischen Hurensöhne einfach stehen lassen sollte, schließlich sei es nicht mein Problem, wenn sie noch länger warten und sich unbedingt umbringen lassen wollten.
    Die Gesänge der Feinde wurden nun immer lauter, kamen immer näher. Als ich mich umdrehte, sah ich Reihen bunt bemalter Schilde und schimmernder Schildbuckel, die auf dem grässlich zugerichteten Schlachtfeld unerbittlich näher kamen. Dann gab ich Nihtfeax die Sporen, ritt hinter meinem Conroi her und wollte nur noch eines: mich in Sicherheit bringen. Was von der Grasnarbe noch übrig war, wurde jetzt von den Hufen unserer Pferde zermalmt. Hinter uns stieg das Triumphgeheul der Feinde in den bleigrauen Himmel hinauf. So galoppierten wir durch den kalten Nebel und den strömenden Regen über die Wiesen, um diesen Ort hinter uns zu lassen.

Siebzehn
    •
    D ie Feinde verfolgten uns nicht. Zweifellos hatte Rhiwallons Tod sie schwer getroffen und ihnen jede Lust genommen, uns zu jagen. Doch das war nur ein schwacher Trost. Das kleine Expeditionskorps, mit dem ich erst vor gut einer Woche ausgerückt war und das von siegreichen Schlachten und Ruhm geträumt hatte, war fast vollständig aufgerieben. Von den fünfhundert Mann, mit denen ich mich an jenem Tag auf den Weg gemacht hatte, war weniger als die Hälfte noch am Leben. Und dem Heer des Earl Hugues war es kaum besser ergangen, wie ich feststellen musste, als wir ihn schließlich einholten. Er war mit fünfzehnhundert kampferprobten Männern in Scrobbesburh aufgebrochen, doch während die meisten seiner Speerkämpfer kaum Feindkontakt gehabt hatten und deshalb noch unverbraucht waren, waren mindesten die Hälfte seiner Ritter – mithin viele seiner besten Krieger – gefallen.
    Alles in allem waren die Truppen, die uns geblieben waren, eine Ansammlung trauriger Gestalten: körperlich schwer angeschlagen und moralisch gebrochen; humpelnd und auf ihre Speere und die Schultern ihrer Kameraden gestützt; die Gesichter schmutzstarrend, die Röcke mit Erbrochenem besudelt, die Hosen nach Urin und Kot stinkend. Viele waren aber auch so schwer verletzt, dass ihnen nicht mehr zu helfen war und mitfühlende Kameraden ihnen auf ihrem letzten Weg beistanden.
    Einer der Gefallenen war Turold, der sich so lange wie möglich an das Leben geklammert hatte. Wie ich jetzt erfuhr, war der Speer jedoch so tief in seine Seite eingedrungen, dass der junge Mann nicht mehr zu retten gewesen war. Deshalb hatte er sein Leben bereits ausgehaucht, nachdem man ihn aus der Kampfzone gezogen hatte.
    »Er war ein guter Krieger«, sagte Serlo, als der Priester wieder gegangen war. Der großgewachsene Mann zeigte nur selten Gefühle, doch jetzt war nicht zu überhören, dass er einen Kloß im Hals hatte.
    Pons stand mit gesenktem Kopf da. »Ein guter Krieger«, wiederholte er so feierlich, wie ich ihn noch nie hatte sprechen hören, »und ein guter Freund.«
    Ich nickte bloß stumm, weil es sonst nichts mehr zu sagen gab. Turold war der erste Ritter gewesen, der in meine Dienste getreten war, schon wenige Tage nachdem Lord Robert mir Earnford als Lehen gegeben hatte. Er war der einzige Sohn eines Weinhändlers aus Rudum gewesen. Als ich ihn zum ersten Mal gesehen hatte, hatte er gerade draußen vor einer Bierschenke in Lundene gebettelt, da ihn sein trunksüchtiger Vater kurz zuvor vor die Tür gesetzt hatte. An dem Abend war er mit drei jungen Männern seines Alters aneinandergeraten: sei es, weil er sie beleidigt hatte, sei es, weil die drei unbedingt Streit suchten; jedenfalls waren sie über ihn hergefallen. Trotzdem war es ihm zunächst gelungen, sich ihrer zu erwehren. Dabei hatte er einen von ihnen zu Boden geworfen, dem zweiten in den Arm gebissen und ihm dann das Knie zwischen die Beine gerammt, dem dritten eine blutige Nase verpasst. Doch am Ende hatten sie ihn trotzdem überwältigt und in die Enge getrieben. Wenn ich die drei damals nicht verjagt hätte, hätten sie Turold wahrscheinlich die Knochen gebrochen oder noch Schlimmeres mit ihm angestellt. Doch für einen jungen

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