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Die Ritter des Nordens

Die Ritter des Nordens

Titel: Die Ritter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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ständig höhnische Blicke zu, und ich konnte trotz der Entfernung einige ihrer Bemerkungen aufschnappen. So behaupteten sie etwa, dass nicht nur meine Mutter, sondern bereits meine Großmutter eine Hure gewesen sei. Ferner ließen sie sich darüber aus, dass ich mehr an Männern als an Frauen interessiert sei. Das alles war zweifellos für meine Ohren bestimmt und sollte mich offensichtlich provozieren.
    »Sie sind wütend«, sagte Robert achselzuckend. »Ihre Schwertbrüder sind tot, und nun brauchen sie jemanden, den sie dafür verantwortlich machen können.«
    »Dann sollen sie sich gefälligst an die Feinde halten, die den Gefallenen die tödlichen Streiche beigebracht haben«, sagte ich. »Was habe ich denn mit dem Tod dieser Männer zu tun?«
    Meine Worte hatten bockiger geklungen, als sie eigentlich gemeint waren, und Robert schien getroffen. Einen Moment lang dachte ich sogar, dass er mir Vorhaltungen machen wollte, doch dann überlegte er es sich anders und schüttelte nur den Kopf.
    So gingen wir weiter, bis wir schließlich das Banner des Wolfs erreichten, das am Rand einer Weide aufgepflanzt war. Hugues d’Avranches selbst war dort ebenfalls anwesend. Er war von zahlreichen Männern umringt, unter denen sich auch etliche der Lords befanden, die ich bereits im Burgsaal in Scrobbesburh gesehen hatte. Viele von ihnen waren offenbar wütend und hatten einen hochroten Kopf, und der junge Earl musste sie immer wieder zur Ordnung rufen.
    Als ich näher kam, verstummten sie, und einer nach dem anderen drehten sie sich nach mir um und starrten mich an.
    »Dann hat er sich also doch hergetraut«, rief einer von ihnen, »der Bretone, für den so viel normannisches Blut geflossen ist.«
    Ich kam mir vor wie vor einem Gerichtshof, vor dem ich mich wegen eines mir selbst unbekannten Vorwurfs zu verantworten hatte.
    »Wie bitte?«, fragte ich, doch niemand würdigte mich einer Antwort. Der Wolf erwiderte meinen Blick wütend und mit steinerner Miene und tat so, als ob ich nur zu dumm sei, um das Offensichtliche zu begreifen.
    »Tancred ist so gut Normanne wie alle anderen hier«, sagte Robert. »Wenn Euch nichts Besseres einfällt, könnt Ihr Euch Eure Bemerkungen sparen.«
    Als wir durch die Menge gingen, rempelte mich einer der Lords an. Obwohl die Schlacht schon einige Stunden zurücklag, war mein Blut noch in Wallung. Auch die Niederlage schmerzte noch heftig. Deshalb geriet ich augenblicklich in Rage. Ohne weiter nachzudenken, stieß ich den Mann zurück, und im nächsten Augenblick standen wir uns schon mit gezückten Messern gegenüber.
    »Weg mit den Waffen!«, fuhr der Wolf uns an. »Das ist nicht der Zeitpunkt für solche Kindereien.«
    »Nur wenn er sich entschuldigt«, sagte ich und blickte in die kalten blauen Augen des Mannes, der mich angefasst hatte.
    »Entschuldigen?«, schnaubte der andere. »Ich soll mich bei dem Mann entschuldigen, der einige meiner besten Ritter auf dem Gewissen hat? Wie konntet Ihr nur so dumm sein und dem Feind auf den Leim gehen? Es wäre besser gewesen, wenn wir Euch und Eure walisischen Freunde einfach Eurem Schicksal überlassen hätten.«
    »Unserem Schicksal überlassen?«, fragte ich verständnislos. »Was soll das heißen?«
    Ich sah Robert an, der meinem Blick jedoch auswich.
    »Ich hätte Euch nicht zu Hilfe kommen brauchen«, sagte Earl Hugues. Seine Stimme klang heiser, und er schien äußerst entmutigt. »Außerdem wart Ihr gar nicht befugt, Euch dem feindlichen Heer zu nähern. Wenn Ihr nicht in diesen Hinterhalt geraten wärt, hätten wir den Feind zwingen können, sich uns auf einem für uns günstigeren Terrain zur Schlacht zu stellen.«
    »Und wieso seid Ihr dann gekommen?«, fragte ich. »Könnt Ihr mir das erklären? Wenn Ihr Euch davon keinen Vorteil versprochen habt, warum habt Ihr dann Eure Männer überhaupt eingesetzt?«
    »Weil es Euer Herr so wünschte.« Er zeigte auf Robert. »Er hat mich dazu überredet, mich auf diese Schlacht einzulassen und die Brüder Rhiwallon und Bleddyn anzugreifen. Ohne ihn würdet Ihr jetzt nicht hier stehen. Ihr könnt also dankbar sein, dass Ihr überhaupt noch am Leben seid – Ihr und Eure Kameraden –, während so viele andere gefallen sind.«
    Er sah mich zornig an, doch ich hielt seinem Blick stand. Schließlich wandte er sich kopfschüttelnd ab. Die Männer ringsum schwiegen betreten; keiner von ihnen traute sich, etwas zu sagen.
    Schließlich brach Lord Robert das Schweigen und fragte: »Und was machen wir

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