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Die Ritter des Nordens

Die Ritter des Nordens

Titel: Die Ritter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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durch die Straßen zogen. Eine flog Robert sogar direkt in den Mund, und er spuckte sie angewidert aus.
    Kurz darauf sagte er plötzlich: »Wir verschwinden von hier.«
    Ich war völlig verblüfft, nicht nur über die Ankündigung selbst, sondern auch weil sie so vollkommen überraschend kam. »Heißt das: Wir ziehen ab?«
    Ich überlegte, ob Byrhtwald mit seiner Bemerkung möglicherweise darauf angespielt hatte. Aber woher sollte er davon wissen?
    »Nicht so laut.« Robert blickte um sich. Der übrige Conroi zog gemächlich hinter uns her. Die Männer lachten gerade über einen Witz, den einer von ihnen zum Besten gegeben hatte, und außer einem Bettler, der im Schneidersitz am Straßenrand saß, war weit und breit niemand zu sehen. »Als mir heute früh zu Ohren gekommen ist, dass Hugues abgezogen ist, wusste ich gleich, was zu tun ist. Ich habe genug von dieser Stadt. Hier geht es doch nur drunter und drüber, und Fitz Osbern unternimmt praktisch nichts, um für Ordnung zu sorgen. Immer mehr Lords ziehen ab, und die wenigen, die noch hier sind, streiten und prügeln sich den ganzen Tag.«
    Möglich, dass die Bemerkung auf mich abzielte, doch dann ließ er es dabei bewenden.
    »Aber wenn wir jetzt abziehen, wird für die, die bleiben müssen, alles nur noch schlimmer. Unsere Einheiten sind jetzt schon völlig unterbesetzt.«
    »Als ich hergekommen bin, wusste ich nicht, dass es hier oben Krieg gibt. Sonst hätte ich mindestens zweihundert Mann mitgebracht. Wie die Dinge stehen, kämpfen aber nur noch knapp vierzig Ritter unter meinem Banner, und in dieser Zahl sind Eure Leute und auch Wace’ und Eudos Gefolge schon inbegriffen. Auf die paar Kämpfer mehr oder weniger kommt es für Fitz Osbern auch nicht mehr an, wenn der Feind hier richtig zuschlägt.«
    »Der Wolf dürfte weit mehr als fünfzig Männer mitgenommen haben.«
    »Ganz recht«, sagte Robert und seufzte. »Jedenfalls will ich verdammt sein, wenn ich mein Leben und das meiner Männer in einem hoffnungslosen Kampf aufs Spiel setzte. Deshalb ziehen wir morgen vor Sonnenaufgang ab, und Beatrice reitet mit uns.«
    Sollte das Schlimmste eintreten und Scrobbesburh wirklich fallen, war die Stadt in der Tat für eine Frau kein sicherer Ort mehr, nicht einmal für eine Dame von hoher Geburt.
    »Und die Verlobung – was ist damit?«, fragte ich. »Fitz Osbern wird gewiss nicht erfreut sein.«
    »Ob er weiterhin an einer Eheschließung interessiert ist, muss er selbst entscheiden. Im Augenblick geht es mir nur darum, Beatrice in Sicherheit zu bringen.«
    »Und wo, Mylord? Die dänische Flotte wird schon bald die Nordseeküste heimsuchen. Nach Suthfolc könnt Ihr sie so wenig bringen wie in das Haus Eures Vaters in Lundene. Falls König Sven im Süden landet und die Stadt belagert, schwebt sie dort womöglich sogar in noch größerer Gefahr als hier.«
    »Ja, ich weiß. Tatsächlich gibt es nur einen Ort, der für sie sicher ist.«
    Er sah mich fragend an, als ob er erwartete, dass ich längst wusste, was er meinte. Doch ich hatte keine Lust zu raten.
    »Und welcher ist das?«, fragte ich.
    »Eoferwic.«

Zwanzig
    •
    M ir wurde schwer ums Herz. Robert wünschte also, dass ich mich noch weiter von Earnford und den Marken entfernte, also auch von Leofrun und meinem Kind. Somit war klar, dass ich zum Zeitpunkt der Geburt nicht dort sein würde.
    »Eoferwic?«, fragte ich.
    »Das ist genau der richtige Ort«, sagte Robert. »Die Stadt liegt so weit von den Marken und von den Dänen entfernt, dass wir dort sicher sind. Im Übrigen hält sich auch mein Vater dort auf.«
    »Und der Ætheling – was ist mit dem?«, fragte ich skeptisch. »Wenn die Nachrichten, die wir aus dem Norden erhalten, zutreffen, wird er schon bald marschieren, und dann wird er sicher auch Eoferwic angreifen.«
    »Vergesst nicht, dass wir ihn dort schon einmal samt seiner Armee in die Flucht geschlagen haben. Wenn er halbwegs bei Verstand ist und auch nur ein wenig dazugelernt hat, wird er sich so etwas nicht noch einmal antun. Er hat seit damals alles unternommen, um die northumbrischen Edelleute wieder als Verbündete zu gewinnen. Und es scheint so, als ob ihm das auch gelungen ist. Deshalb kann ich mir nicht vorstellen, dass er das alles sofort wieder aufs Spiel setzt.«
    »Falls ihn nicht sein maßloser Stolz dazu drängt, sich jetzt für die Niederlage zu rächen, die er letztes Jahr erlitten hat«, sagte ich. »Denn so viel muss man ihm lassen: Der Mann ist nicht nur ehrgeizig, er hat auch

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