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Die Ritter des Nordens

Die Ritter des Nordens

Titel: Die Ritter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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einen unbändigen Willen.«
    Robert zuckte mit den Achseln. »Egal, was er vorhat, er wird ohnehin nichts erreichen. Es wird ihm nämlich nicht gelingen, die Stadt ein zweites Mal einzunehmen. Die Mauern sind mittlerweile wiederaufgebaut, und angesichts der zwei Burgen an beiden Flussufern wäre es einfach dumm, die Stadt mit einer Flotte oder mit einer Armee anzugreifen.«
    Davon war ich nicht so überzeugt. Ich wusste nur zu gut, wie gefährlich es war, einen Gegner zu unterschätzen, besonders wenn er so ehrgeizig und einfallsreich war wie Eadgar.
    »Ich glaube nicht, dass der Ætheling seine Pläne wegen ein paar Schwierigkeiten so einfach aufgibt«, sagte ich. »Zugegeben – er ist noch sehr jung, aber auch sehr arrogant. Und er scheut gewiss nicht vor Risiken zurück, wenn er sich davon etwas verspricht. Ihr seid ihm ja noch nicht persönlich begegnet, aber ich kenne ihn.«
    Eoferwic war in der Tat ein Juwel: die größte und wohlhabendste Stadt im Norden des Reiches, die an Bedeutung in ganz England nur von Lundene übertroffen wurde. Deshalb wollte mir überhaupt nicht einleuchten, warum Eadgar vor einem Angriff zurückschrecken sollte, nur weil die Gräben jetzt ein bisschen tiefer und die Mauern ein paar Fuß höher waren als vor einem Jahr. Er hatte sein Ziel schon einmal fast erreicht, und jetzt, da sich die Truppen des Königs überall im Land in der Defensive befanden, rechnete er sich gewiss bessere Chancen aus als beim letzten Mal.
    »Wenn Ihr einen besseren Ort wisst, dann sagt es mir doch«, ereiferte sich Robert, der sich offenbar über meine Einwände ärgerte.
    Ich war zwar befremdet über seinen aggressiven Ton, konnte ihm aber dennoch keine Alternative nennen. Und so blieb es bei Eoferwic. In der Tat war Beatrice dort vor den kommenden Stürmen zumindest nicht weniger sicher als hier in Scrobbesburh. Ich war kurz vor der Fertigstellung der zweiten Burg – unter der Aufsicht von niemand Geringerem als Guillaume fitz Osbern – zuletzt in Eoferwic gewesen. Das lag jetzt schon über ein Jahr zurück. Ein paar Wochen nach der großen Schlacht hatten Wace, Eudo und ich Robert die Lehnstreue geschworen, und seither hatte ich die Stadt nicht mehr betreten. Nur einen Monat vor diesen Ereignissen hatten wir seine Schwester und seine Mutter von Eoferwic nach Lundene begleitet, weil die beiden Frauen dort sicherer waren. Was für eine merkwürdige Fügung des Geschicks also, dass uns unser Weg jetzt ausgerechnet wieder dort hinführte.
    Wie seltsam, dass sich das Leben mitunter im Kreis zu drehen scheint, dass wir glauben, in eine bestimmte Richtung zu gehen, während wir uns in Wahrheit im Kreis bewegen, bis wir irgendwann wieder dort ankommen, wo wir gestartet sind.
    Es war in Eoferwic gewesen, wo ich dem Haus Malet und dem schwarz-goldenen Banner Treue geschworen hatte. Auch den Ruf eines todesmutigen Ritters hatte ich mir dort unabsichtlich erworben. Und so spielte Eoferwic in meinem Leben eine Rolle, die offenbar mehr war als nur Zufall.
    In der folgenden Nacht schlief ich so gut wie schon lange nicht mehr. Der Wind hatte auf Ost gedreht, und die Luft war nach etlichen schwülen Tagen etwas abgekühlt. Nach dem Feldzug und den vielen Nächten auf steinigen Böden konnte ich gut ein paar Stunden Ruhe gebrauchen. Und so wachte ich erst auf, als Robert meine Zeltbahnen zurückschlug und mich weckte.
    Ich schälte mich mit verquollenen Augen noch im Halbschlaf aus den Decken und kroch aus dem Zelt. Draußen wartete er bereits mit seinem Conroi. Einer seiner Ritter trug das schwarz-goldene Banner, das jedoch um den Schaft gewickelt war, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Ein anderer hielt eine Fackel in der Hand, deren Licht mir in den Augen weh tat.
    »Ich hole jetzt Beatrice ab«, sagte Robert. »Wir treffen uns am nördlichen Stadttor. Und bitte so schnell wie möglich.«
    Er ließ einige Bedienstete bei mir zurück, die uns helfen sollten. Ich schickte sie los, um unsere Schlachtrösser und die Marschpferde zu holen. Die Satteltaschen hatten wir bereits am Vorabend gepackt und auch die Weinschläuche gefüllt. Während Snocca und Cnebba sie auf die Saumtiere luden, machten wir Übrigen uns daran, das Lager abzubrechen. Je früher wir aufbrachen, umso weniger Aufmerksamkeit würden wir erregen. Und je weniger Leute etwas von unserem Abzug mitbekamen, umso weniger Fragen mussten wir beantworten.
    Wir schnallten gerade unsere aufgerollten Decken an den Geschirren der Lastpferde fest, als Pons einen

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