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Die Ritter des Nordens

Die Ritter des Nordens

Titel: Die Ritter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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den gelb-blauen Farben des Hauses Cynfyn gehalten. Dann drängten die Wachen Byrhtwald dazu, sich hinzuknien, während einer der Reiter, ein kräftig gebauter kahlköpfiger Mann, vom Pferd stieg. Der Mann übergab seinen Speer einem Knappen und zog dann ein langes blitzendes Schwert aus der Scheide.
    Plötzlich begriff ich, weshalb man uns hergebracht hatte.
    »Nein«, sagte ich und versuchte vergeblich, mich von meinen Wächtern loszureißen. Doch ich war vor Hunger und Durst so geschwächt, dass ich gegen ihren Griff nichts auszurichten vermochte. »Das könnt ihr nicht tun!«
    »Den brauchen wir nicht mehr«, sagte der Mann mit dem Schwert. »Sein Leben ist verwirkt.«
    Byrhtwald sah mich an. Seine Augen waren blutunterlaufen und von tiefer Traurigkeit erfüllt. Gleichzeitig bemühte er sich, nicht die Nerven zu verlieren und den Tod wie ein tapferer Krieger mutig zu ertragen. Dabei zitterte er am ganzen Leib.
    »Vergesst mich nicht, Mylord«, sagte er.
    Wir hatten beide Tränen in den Augen. Ich hatte mit eigenen Augen gesehen, wie Turold gefallen war, wie Snocca und Cnebba, tödlich getroffen, zusammengesunken waren. Ich hatte alle drei gut gekannt, viel besser als den Hausierer dort. Trotzdem ging mir dessen Elend irgendwie näher als das tragische Schicksal der drei Freunde.
    Dann zwangen die Männer ihn, den Kopf zu neigen und seinen Nacken darzubieten. Der kahlköpfige Mann trat vor, legte die flache Seite der Klinge an Byrhtwalds Hals und erhob das Schwert hoch in die Luft. Der Engländer schloss die Augen, holte tief Luft und murmelte zuerst in seiner eigenen Sprache ein Gebet, bevor er auf Lateinisch das Paternoster sprach.
    »Et ne nos inducas in tentationem«, sprach er, sehr langsam, da er wusste, dass mit jedem Wort sein Ende unaufhaltsam näher kam, » sed libera nos a malo. « Dann ballte er seine auf dem Rücken gefesselten Fäuste und schloss das Gebet seufzend mit einem »Amen« .
    Kaum hatte er die letzte Silbe gesprochen, als das Schwert niederfuhr.
    Der Kahlköpfige brauchte drei Schläge, um Byrhtwalds Kopf vom Rumpf zu trennen. Entweder hatte er keine Ahnung davon, wie man ein Schwert führt, oder aber er hatte noch nie eine solche Hinrichtung vorgenommen. Jedenfalls verfehlte der erste Schlag Byrhtwalds Nacken und traf ihn an der Schulter, sodass der arme Mann aufheulend vornüberstürzte. So lag er schreiend am Boden, als ihn die Klinge zum zweiten Mal traf, ihm die Kehle aufschlitzte und das Genick durchtrennte. Dieser zweite Schlag war zwar tödlich, doch bedurfte es noch eines weiteren Hiebs, bevor der Kopf ganz vom Rumpf getrennt war.
    Und dann war es geschehen, und mein Freund Byrhtwald weilte nicht mehr unter den Lebenden.
    »Der Mann hat euch doch nichts getan«, schrie ich die Waliser an und versuchte den Kerl anzuspucken, der ihn umgebracht hatte. »Er war doch völlig harmlos. Weshalb musste er sterben?«
    Doch es war vorbei. Der Henker hielt den abgetrennten Kopf mit blutigen Händen stolz an den Haaren in die Höhe und warf ihn dann über die Mauer des Hofes, während seine Kameraden sich vor Lachen bogen.
    Als der Kerl kurz darauf das Schwert an einem Grasbüschel abwischte, fiel mein Blick auf die matt glänzende Klinge und die beiden blutroten Steine, die in den Griff eingelassen waren.
    Mein Freund Byrhtwald war mit meinem eigenen Schwert enthauptet worden.
    Nach dem Sonnenstand zu urteilen führte unser Weg auch jetzt wieder nach Südwesten – eine Vermutung, deren Richtigkeit sich bestätigte, als wir einige Stunden später den Grenzwall passierten. Wir waren also wieder in Wales. Als ob ich von diesem gottverdammten Land nicht schon genug gesehen hätte.
    Bleddyn und sein Truppenverband kamen nicht mit uns. Obwohl ich nicht wusste, was sie vorhatten, war ich ziemlich sicher, dass sie nach Scrobbesburh weiterreiten würden. Ich selbst wurde lediglich von den sechs Reitern begleitet, die auch bei Byrhtwalds Hinrichtung zugegen gewesen waren.
    »Bringt ihr mich jetzt zu Eadric?«, fragte ich einen von ihnen, als wir schon eine ganze Weile unterwegs waren.
    »Eadric?«, schnaubte der Glatzkopf, der – wie ich inzwischen wusste – Dyfnwal hieß. Da er von Anfang an Befehle erteilt hatte, vermutete ich, dass er der Anführer war. »Wenn er dich haben will, soll er doch kommen – und einen Sack voll Silber mitbringen. Falls er glaubt, dass er dich umsonst bekommt, hat er sich nämlich gründlich getäuscht.«
    Die anderen quittierten die Bemerkung mit einem Kichern.
    »Und

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