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Die Ritter des Nordens

Die Ritter des Nordens

Titel: Die Ritter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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gefangen«, sagte er schluchzend und fuhr dann fort: »Verzeiht mir, Mylord. Ich wollte wirklich nicht, dass Ihr ebenfalls in dem Loch hier landet. Freiwillig hätte ich Euch nie verraten, das schwöre ich …«
    »Mich verraten?«, fragte ich. »Was soll das heißen? Was ist passiert, Byrhtwald?«
    Es dauerte eine Weile, bis er sich so weit gefangen hatte, dass er wieder sprechen konnte, und dann war er immer noch so verwirrt, dass er alles durcheinander erzählte. Deshalb konnte ich mir nur allmählich aus seinen Satzfetzen zusammenreimen, was geschehen war. Nachdem er sich aus Scrobbesburh abgesetzt hatte, war Byrhtwald einem walisischen Aufklärungstrupp in die Hände gefallen. Die Waliser hatten schnell herausgefunden, dass sie es mit einem Hausierer zu tun hatten, der ihnen wichtige Informationen geben konnte, und ihn deshalb sofort festgenommen. Dann hatten sie ihn zu Bleddyn gebracht und ihn gezwungen, alles zu erzählen, was er wusste. Und so hatte er preisgegeben, was er über den Zustand der Stadtmauern und der Stadttore wusste, wie gut die Burg bewacht war und wie es um die Stimmung dort bestellt war; wie viele Männer noch zur Verteidigung der Stadt bereitstanden und wie viele Earl Hugues mitgenommen hatte. Ferner hatte er den Walisern verraten, welche Vasallen bereits abgezogen waren und auf welche Fitz Osbern noch zählen konnte. Wie lange das Verhör gedauert hatte, vermochte er nicht mehr zu sagen, aber irgendwann war ihm herausgerutscht, dass auch Robert Malet und ich aus Scrobbesburh abziehen und uns nach Eoferwic begeben wollten. So war Bleddyn auf unsere Spur gekommen, und so war ich in diese Situation geraten.
    »Verzeiht mir, Mylord«, sagte der Engländer jetzt wieder. »Aber die Waliser haben mich so lange verprügelt, bis ich nicht mehr konnte. Ich wollte das wirklich nicht. Trotzdem ist das natürlich alles meine Schuld, ja, ganz allein meine Schuld …«
    Zwischendurch brach er immer wieder in Schluchzen aus, während ich dasaß und schweigend zuhörte. Ich schloss die Augen, und ein Gefühl völliger Leere bemächtigte sich meiner bis auf die Knochen. Offen gestanden wäre es mir sogar lieber gewesen, wenn ich mit meinem ersten Verdacht recht gehabt hätte, wenn also Berengar wirklich der Schuldige gewesen wäre. Denn natürlich ist es längst nicht so schlimm, von einem Menschen verraten zu werden, mit dem man ohnehin verfeindet ist, wie von einem Mann, den man als Freund betrachtet. Doch was hätte es mir geholfen, wenn ich mich jetzt aufgeregt und dem Engländer vorgeworfen hätte, dass er diesen Leuten geradewegs in die Hände gelaufen war? Das war nun nicht mehr zu ändern. Wir saßen nun einmal hier in dem dunklen Drecksloch, und jetzt ging es nur noch um die eine Frage: wie wir hier herauskommen konnten – und sonst nichts. Andernfalls würde schon sehr bald ausgerechnet der Mann über mein Schicksal befinden, den zu töten ich geschworen hatte. Der Mann, der meinen Lehnsherrn umgebracht hatte und dessen Gesicht mich seit über einem Jahr in meinen Träumen verfolgte. Nein, das durfte unter gar keinen Umständen geschehen.
    Und wenn ich ehrlich mit mir war: Konnte ich Byrhtwald denn überhaupt einen Vorwurf daraus machen, dass er geredet hatte? Der Mensch sagt und tut alles, um das eigene Leben zu retten, und was die Waliser mit dem armen Kerl alles angestellt hatten, mochte ich mir gar nicht ausmalen. Seit ich den Engländer kannte – und das war zugegebenermaßen noch nicht sehr lange –, hatte ich immer wieder feststellen können, dass er nichts unter Preis hergab, seien es Waren oder Informationen. Das hieß: Die Waliser hatten ihm gewiss hart zusetzen müssen, um so viel aus ihm herauszuholen.
    Wie lange wir so dasaßen, ohne ein weiteres Wort zu sprechen, weiß ich nicht mehr, aber sicherlich eine Stunde, wenn nicht länger.
    Am Ende brach Byrhtwald das Schweigen. »Wenn ich Euch diese Reliquie nicht verkauft hätte, hätte mich der Heilige vielleicht beschützt, und dann wäre das alles nicht passiert.« Er lachte freudlos, was sogleich in ein heftiges Husten überging. »Habt Ihr das Amulett noch, Mylord?«
    »Nein, das haben sie mir abgenommen«, sagte ich bitter. »Das hat Bleddyn jetzt, vielleicht hilft es ihm ja. Mir hat der heilige Ignatius ohnehin nie geholfen.«
    Denn wo war der Heilige gewesen, als ich seinen Schutz am dringendsten gebraucht hätte?
    Der Hausierer schwieg einen Moment und sagte dann: »Da wir schon mal dabei sind, sollte ich Euch vielleicht

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