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Die Ritter des Nordens

Die Ritter des Nordens

Titel: Die Ritter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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Wind; dann legte er die Hand an das Heft seines Schwertes. Mein Herz fing heftig an zu pochen; in meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken; mir taten die Augen weh, dann sah ich auch noch Sterne. Jetzt ist es so weit, dachte ich.
    Bitte lass es schnell gehen, betete ich. Bitte, lass es ganz schnell gehen.
    Ich senkte den Kopf, weil ich dem Mann, der gekommen war, um mich zu töten, nicht ins Gesicht blicken wollte. Zugleich kämpfte ich mit den Tränen. Ich wollte nur noch eines: ein würdiges Ende.
    Die Schritte des Mannes wurden immer lauter, bis er ungefähr fünf Schritt von mir entfernt stehen blieb. Ich erwartete, dass er jeden Augenblick die Klinge ziehen würde …
    Doch nichts geschah.
    »Los, bring es hinter dich«, sagte ich, weil ich es nicht mehr ertrug. »Mach es kurz.« Ich schluckte in Erwartung des tödlichen Streichs. Ob es weh tun würde? Oder ob es so schnell ging, dass es gar nicht zu spüren war?
    »Mylord?«
    Die Stimme – aber die Stimme kannte ich doch. Mit letzter Kraft hob ich den Kopf, gerade hoch genug, um dem Mann in die Augen zu blicken. Dann sah ich die Narbe an der Stelle, wo früher das Auge gewesen war.
    Jetzt verlor ich – von meinen Gefühlen überwältigt – vollends die Fassung und brach in Tränen aus. Doch es waren nicht etwa Tränen der Not und Verzweiflung, sondern zum ersten Mal seit langer, langer Zeit Freudentränen.
    Denn der Mann, der vor mir stand, war Ædda.
    Er war also noch am Leben und so wohlauf wie eh und je, was man von mir gewiss nicht behaupten konnte. Als der Engländer sah, wie schwach ich war, gab er mir eine Handvoll Nüsse und Beeren, die er in einer Tasche an seinem Gürtel verwahrte, und ließ mich das wenige Ale trinken, das sich noch in seiner Feldflasche befand. Dann gingen wir aus Earnford fort. Er ließ mich auf seinem Pferd reiten, während er das Tier am Zügel führte und darauf achtete, dass ich nicht aus dem Sattel fiel.
    »Ich bin zurückgekommen, weil ich wissen wollte, ob hier noch jemand am Leben ist«, erzählte er. »Die Waliser haben alles zerstört, bevor sie wieder verschwunden sind. Eigentlich habe ich nicht damit gerechnet, hier noch jemanden anzutreffen, am wenigsten Euch, Mylord. Wie kommt es, dass Ihr wieder in Earnford seid?«
    Die Geschichte war zu lang und zu kompliziert, und ich war zu erschöpft, um seine Frage zu beantworten. Gottlob begriff er, dass ich am Ende meiner Kräfte war, und ließ mich in Ruhe. So führte er mich zu den wenigen, die in Earnford mit dem Leben davongekommen waren. Sie waren auf der anderen Seite des Tales in den Wald geflüchtet und hatten sich dort weitab aller Wege so gut versteckt, dass ich schon glaubte, der Stallmeister habe sich verirrt. Dabei hätte ich allen Grund gehabt, ihm zu vertrauen, denn kaum eine halbe Stunde später waren wir schon bei ihnen. Der Erste, den ich sah, war Father Erchembald, der sich soeben in seiner ganzen Leibesfülle über ein Feuer beugte und einen Hasen briet, den er auf einen Stock gespießt hatte.
    »Gott sei gepriesen«, sagte er, als er mich sah. »Seid Ihr es wirklich?«
    Neben dem Priester standen der Müller Nothmund und seine dralle Frau Gode, außerdem Beorn, der Brauer, mit seiner Tochter und seinen beiden kleinen Söhnen, und dann noch einige Landarbeiter: Rædwulf, Ælred, Ceawlin, Dægric und Odgar, einige davon mit ihren Angehörigen, andere allein. Ihre anfängliche Verwunderung schlug rasch in Freude um, und sie drängten sich mir entgegen, um mich zu begrüßen. Ich hatte mich der kühnen Hoffnung hingegeben, dass sich Leofrun ebenfalls hier versteckt hielt. Doch schon als Ædda mir aus dem Sattel half, verflüchtigte sich diese Hoffnung wieder. Denn ihr Gesicht war nirgends zu sehen.
    »Wo ist sie?«, fragte ich und blickte suchend umher, renkte mir dabei fast den Hals aus. »Ist Leofrun auch hier?«
    Im ersten Augenblick herrschte betretenes Schweigen, und alle blickten zu Boden. Im tiefsten Innern kannte ich die Antwort bereits, wusste genau, warum alle schwiegen, wollte es aber trotzdem noch nicht wahrhaben. Nicht, solange es mir niemand direkt ins Gesicht sagte.
    »Wo ist sie?«, fragte ich auf Englisch, damit alle mich verstehen konnten. »Sagt es mir: Nothmund? Odgar?«
    Doch keiner von ihnen gab mir eine Antwort. Auch Ceawlin und Beorn sagten kein Wort, und die anderen ebenso wenig. Alle hatten den Blick gesenkt. Schließlich brach Father Erchembald endlich das Schweigen und sah mich voll Trauer und Mitgefühl an.
    »Es tut mir

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