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Die Ritter des Nordens

Die Ritter des Nordens

Titel: Die Ritter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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würde ich nicht einmal einen Gedanken darauf verschwenden …«
    »Eudo«, sagte Wace warnend, als ob er schon ahnte, was kommen würde.
    »Aber wir können doch nicht zulassen, dass er ganz alleine zum Feind geht. Dann könnten wir ihn genauso gut eigenhändig umbringen.«
    »Lass ihn doch krepieren, wenn er unbedingt will. Was bringt es denn, wenn du dein Leben für eine völlig sinnlose Sache opferst?«
    »Das ist eine Frage der Ehre. Wenn wir zulassen, dass Robert und sein Vater sterben, werden wir fortan als eidbrüchig gelten, als Männer, die ihren Lehnsherrn im Stich gelassen haben, um ihre eigene Haut zu retten. Wenn wir es aber schaffen, die Malets zu befreien und lebend hierherzubringen«, fuhr ich fort, »bleiben wir als die Männer in Erinnerung, die dem Ætheling und den Dänen die Stirn geboten und aus Pflichtbewusstsein ihren Kopf riskiert haben. Als Vasallen, die etwas geleistet haben, was niemand für möglich gehalten hätte.«
    »Ja, wenn wir es schaffen«, murmelte Wace. Eine Bemerkung, aus der ich schloss, dass er trotz allem nun doch mitkommen wollte.
    Manche Männer des Schwertes haben nur Gold und Silber und sonstige Reichtümer im Kopf. Andere kämpfen, weil sie eine Frau oder ein Territorium erobern oder weil sie einfach ihre Pflicht erfüllen oder ihrem König dienen möchten. Trotzdem lügt, wer behauptet, dass ihm diese Dinge am meisten bedeuten. Denn nichts von alledem ist von so bleibendem Wert wie ein guter Ruf. Am Ende gründen Einfluss und Macht nicht auf Reichtum, sondern auf Ruhm, und ein Mann, der die Ehre verliert, wird schnell zum Gespött seiner Kameraden. Deshalb gibt es für einen Mann nichts Wichtigeres als die Ehre. Und das galt auch für uns.
    »Ich habe zwei Männer dabei«, sagte Eudo. »Die sind seit dem Gemetzel in Noruic ganz wild darauf, dänisches Blut zu vergießen.«
    »Und ich bringe meine beiden Ritter mit«, sagte Wace seufzend, der allerdings immer noch nicht ganz überzeugt schien. »Sie werden uns begleiten, wenn ich es ihnen befehle.«
    »Aber nur, wenn sie es wirklich wollen«, sagte ich. »Ich möchte nicht, dass jemand mitkommt, der das eigentlich nicht will.«
    Doch die vier Männer waren alle einverstanden, da keiner von ihnen seinen Herrn, dem er die Treue geschworen hatte, im Stich lassen wollte. Dazu kamen noch Serlo, Pons und Ædda, sodass wir insgesamt zu zehnt waren. Nur Galfrid wollte nicht mitkommen, und ich bedrängte ihn auch nicht, weil ich wusste, dass er im Umgang mit Waffen noch nicht so geübt war wie wir Übrigen. Vielmehr erteilte ich ihm den Auftrag, sich um die drei jungen Burschen aus Earnford zu kümmern und auf sie aufzupassen, wenn es zur Schlacht kommen sollte und sie sich in den Schildwall einreihen mussten.
    Es war zwar schon spät, aber ich wusste, dass wir keine Zeit zu verlieren hatten, deshalb machten wir uns sofort abmarschfertig. Dann ging ich noch ein letztes Mal zu Father Erchembald, um zu beichten, da mir klar war, dass ich die Aktion womöglich nicht überleben würde.
    Unterwegs hörte ich nicht weit von mir entfernt einen Schmerzensschrei, und der dickbäuchige Mann, den ich schon zuvor wahrgenommen hatte, sprang wesentlich flinker auf, als ich es ihm zugtraut hätte. Er rieb sich die Schulter und blickte zornig um sich, bis er Ceawlin, Dægric und Odgar entdeckte. Die drei Halbstarken schüttelten sich vor Lachen aus und stoben auseinander, als der Mann jetzt wutentbrannt unser Lagerfeuer ansteuerte. Dann erst erkannte ich das feiste Gesicht. Der Mann war niemand anderer als Berengar fitz Warin.
    Als er mich sah, blieb er stehen und starrte mich an, als ob ich eine Erscheinung wäre. »Tancred?«, sagte er dann völlig verblüfft. »Man hat mir erzählt, dass Euch die Waliser geschnappt haben und dass Ihr längst tot seid.«
    »Das ist falsch«, sagte ich. Auf Erklärungen hatte ich keine Lust. »Was macht Ihr hier, Berengar?«
    »Einer von den Knirpsen da drüben …«
    Ich fiel ihm ins Wort. »Nein, das meine ich nicht. Warum seid Ihr hier in Northumbria?«
    »Fitz Osbern hat mich an der Spitze von vierhundert Gefolgsleuten hergeschickt«, sagte er stolz und richtete sich zu voller Größe auf, da sich inzwischen etliche Neugierige um uns versammelt hatten. »Als die Waliser endlich weg waren und sich in ihr Land zurückgezogen hatten, ist er nach Süden gezogen, um dort die Aufstände in Defnascir und in Sumorsæte niederzuschlagen. Außerdem hat er Truppen nach Ceastre entsandt, wo sich die Rebellen bislang

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