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Die Ritter des Nordens

Die Ritter des Nordens

Titel: Die Ritter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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dass ihn einer seiner Anhänger als König bezeichnete.
    »Und – wie heißt du?«
    »R-Runstan«, sagte er. »Sohn des Penda.«
    »Mein Name ist Tancred a Dinant. Sagt dir das etwas?«
    Runstan blieb mir die Antwort schuldig.
    »Heißt das, du hast schon einmal von mir gehört?«, fragte ich.
    Er nickte. »Die Leute sagen …«, fing er an und murmelte dann etwas, was ich nicht verstehen konnte.
    »Sprich gefälligst lauter«, wies ich ihn zurecht und brachte die Klinge noch etwas näher an seinen Hals. »Was sagen die Leute?«
    Er schluckte. »Man sagt, dass König Eadgar demjenigen, der Euch an ihn ausliefert, eine Belohnung versprochen hat. Schließlich habt Ihr ihn an der Wange verwundet und ihm die Narbe zugefügt.«
    Dann kannte der Mann also die Geschichten, die über mich in Umlauf waren. Gut so. Umso weniger würde er es wagen, mich hereinzulegen.
    »Und wo hält sich dein Herr derzeit auf?«, sagte ich. »Und sag mir die Wahrheit; sonst schneide ich dir den Bauch auf, hänge dich an den Eingeweiden an den nächsten Baum und lass dich dort elend krepieren.«
    Er zögerte zwar kurz, doch er war nicht der Mann, der wegen eines Treueeids sein Leben geopfert hätte. »König Eadgar ist im Augenblick in Beferlic«, sagte er schließlich.
    Beferlic. Ich hatte von der Stadt schon häufiger gehört und wusste, dass sie etwas südöstlich von hier am Rand der Halbinsel Heldernesse lag.
    »Und Sven?«
    »König Sven ist bei ihm – mit seinen beiden Söhnen, seinem Bruder Osbjorn und seinen Jarlen.«
    Es dauerte eine Weile, bis ich ihm alles entlockt hatte, was ich wissen wollte. Schließlich erfuhr ich, dass Eadgars und Svens Leute das alte Kloster Beferlic befestigt hatten und König Guillaume mit seinen Truppen in die dortigen Sümpfe locken wollten. Offenbar hofften die Dänen, dass wir der Versuchung, in einer einzigen Schlacht alle wichtigen Machthaber ihre Reiches vernichten zu können, nicht würden widerstehen können.
    »Wie viele Männer haben die beiden?«
    »In Beferlic und Umgebung ungefähr tausend Engländer und Dänen«, berichtete der Späher. »Das sind die besten Krieger – die Jarle und die Hausgefolgschaften. Weitere fünftausend Männer stehen bei den Schiffen in den Humbre-Marschen bereit.«
    »Also alles in allem sechstausend?« Gegen so viele Männer konnten wir bestenfalls im offenen Gelände bestehen, wo wir unsere eigenen Conrois einsetzen konnten, und selbst das würde nicht einfach werden.
    »Ja, Mylord. Und dann ist da noch etwas.«
    »Noch etwas?«
    »Ja, etwas, das Euch interessieren dürfte, auch wenn es Euch vielleicht nicht gefällt.«
    Ich war nicht in der Stimmung, Rätsel zu lösen. »Sag es mir.«
    »Aber nur wenn Ihr schwört, dass Ihr mich nicht umbringt.«
    Unter anderen Umständen hätte ich über so viel Frechheit wahrscheinlich bloß gelacht, doch in diesem Augenblick wollte ich unbedingt wissen, was der Mann noch zu sagen hatte.
    »Ich schwöre es«, sagte ich. »Jetzt sprich.«
    Er zögerte einen Augenblick, schien nicht recht daran zu glauben, dass ich mein Versprechen halten würde, begriff dann jedoch offenbar, dass ihm ohnehin keine Wahl blieb.
    »Nach der Eroberung von Eoferwic sind uns einige Geiseln in Hände gefallen«, sagte er dann.
    »Ich weiß. Und was ist mit ihnen?«
    »Insgesamt fünf Personen: die Einzigen, die das Gemetzel überlebt haben. Zwei von ihnen befinden sich bei der Flotte auf dem Humbre.«
    Er erwähnte zuerst den Namen des Burgvogts Gilbert de Gand, mit dem ich im Laufe der Jahre schon ein paarmal aneinandergeraten war, und dann dessen Frau Richildis. Danach verstummte er wieder.
    »Und was ist mit den drei anderen?«
    »Sie wurden nach Beferlic gebracht.«
    Ich wurde von Sekunde zu Sekunde ungeduldiger. »Wie heißen sie?«, fragte ich. »Los, sag schon.«
    Runstan druckste wieder herum und schien nicht recht zu wissen, ob er mir noch mehr verraten sollte. Gleichzeitig wusste er, dass er die Karten auf den Tisch legen musste. Also räusperte er sich, und ich ahnte schon, was als Nächstes kommen würde.
    »Die drei anderen«, sagte er, »sind Eurer Lehnsherr Robert Malet, seine Schwester Beatrice und ihr Vater Guillaume, der Vicomte der Grafschaft Eoferwic.«

Siebenundzwanzig
    •
    D ann lebten sie also noch. Sie befanden sich zwar in den Händen des Feindes, des Mannes, den zu töten ich geschworen hatte, aber sie lebten noch.
    Im ersten Augenblick war ich völlig sprachlos. Ich stand da wie angewurzelt, und meine Gedanken

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