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Die Ritter des Nordens

Die Ritter des Nordens

Titel: Die Ritter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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Plan gewinnen konnte. »Kannst du ihn denn nicht zur Vernunft bringen, Eudo?«
    »Wenn wir ihm Glauben schenken«, sagte Eudo und wies mit dem Kopf auf Runstan, der schweigend neben Ædda saß, »können Eadgar und Sven in und um Beferlic mehr als tausend Krieger aufbieten: Männer der fyrd und Huscarls, Speerträger, Axt- und Schwertkämpfer, die alle bereit sind, dich auf der Stelle zu töten, wenn sie dich entdecken. Und sie werden dich entdecken.«
    »Jetzt hör doch auf uns«, sagte Wace. Er verlor nicht häufig die Fassung, aber jetzt war sogar im Licht des Lagerfeuers zu erkennen, dass er rot angelaufen war. »Wir möchten doch genauso gerne wie du, dass Robert am Leben bleibt. Aber du kannst doch nicht einfach in das Lager des Feindes marschieren und dir einbilden, dass du da lebend wieder rauskommst. Das heißt, du würdest bloß dein Leben wegwerfen und gleichzeitig deine Männer in den sicheren Tod führen.«
    Ich knirschte mit den Zähnen und wandte mich ab. Dabei fiel mein Blick auf die anderen Männer, die mit mir nach Eoferwic gekommen waren. Ceawlin, Dægric und Odgar waren gerade damit beschäftigt, mit kleinen Steinen auf den unbehelmten Kopf eines dickbäuchigen Lords zu werfen, der ungefähr vierzig Schritte entfernt ahnungslos an einem Feuer saß. Glücklicherweise gingen ihre Würfe weit daneben, deshalb brauchte ich nicht einzugreifen. Denn ich wollte mir unter keinen Umständen noch mehr Ärger einhandeln, als ich ohnehin schon hatte.
    »Du erwartest doch nicht etwa, dass die drei dich begleiten«, sagte Wace, der meinen Blick fehldeutete. »Die Burschen sind doch noch völlig grün hinter den Ohren. Aber wenn du es verlangst, folgen sie dir natürlich, weil du ja ihr Herr bist und weil sie es nicht anders kennen.«
    »Sie vertrauen dir «, sagte Eudo, »aber wenn du ihre Ahnungslosigkeit ausnutzt, ist das ihr Ende.«
    »Ich weiß«, sagte ich und drehte mich wieder zu ihm um. »Glaubt ihr wirklich, dass ich das nicht selber wüsste?«
    Ædda war bereit mitzukommen, und auch Pons und Serlo, und dann wollte ich noch Galfrid bitten. Sonst fiel mir niemand mehr ein, den ich fragen konnte. Fünf Männer sind natürlich keine Armee, und ich wusste noch nicht einmal genau, wie die Aktion funktionieren sollte – nur, dass sie funktionieren musste . Natürlich würden wir Runstan mitnehmen, damit er uns in den Wäldern und Sümpfen den Weg zeigen konnte. Allerdings traute ich ihm immer noch nicht über den Weg und war mir ziemlich sicher, dass er uns bei erster Gelegenheit an seine Landsleute verraten würde, falls wir ihn nicht ständig beobachteten.
    Mein Vorhaben war verwegener und gefährlicher als alles, was ich bisher je gewagt hatte, trotzdem sah ich keine andere Möglichkeit. Selbst wenn die Befreiungsaktion geradewegs in den Untergang führte, musste ich es wenigstens versuchen.
    »Dann erklärt mir, welche Alternativen wir haben«, sagte ich.
    Wace tauschte einen Blick mit Eudo, der nur mit den Schultern zuckte. Das war Antwort genug.
    Den Kettenpanzer, den ich auf dem Schlachtfeld bei Stæfford gefunden hatte, hatte ich bereits abgelegt. Wenn wir das Sumpfland unauffällig durchqueren und unbemerkt in das feindliche Lager eindringen wollten, mussten wir mit möglichst leichtem Gepäck und so leise wie möglich reisen. Das Scheppern eines Kettenhemdes war weithin hörbar, außerdem war eine Rüstung ohnehin zu schwer und zu hinderlich. Hinzu kam noch: Wenn man in einer schweren Rüstung das Gleichgewicht verliert und zum Beispiel in einen tiefen Graben oder einen See stürzt, geht man sofort unter, und kein Mensch kann einem mehr helfen. Deswegen legte ich eines der Lederwämser an, die wir den Walisern abgenommen hatten. Anschließend schnallte ich mir den Schwert- und den Messergurt um und überprüfte, ob sich beide Waffen so leicht aus der Scheide ziehen ließen, wie es im Ernstfall nötig sein würde.
    »Kommt ihr nun mit oder nicht?«, fragte ich die anderen beiden. »Dies ist das letzte Mal, dass ich frage.«
    Wace sah mich kalt an; Eudo würdigte mich nicht einmal eines Blickes und maulte bloß leise vor sich hin.
    Nun war es also so weit. Nun standen wir vor dem Ende jenes Bruderbundes, den wir vor langer Zeit geschlossen hatten. Und das bedeutete: Von nun an würden wir getrennte Wege gehen.
    Das hieß aber auch, dass ich mich alleine auf den Weg nach Beferlic machen musste.
    »Wahrscheinlich bin ich noch verrückter als du«, sagte Eudo schließlich kopfschüttelnd. »Sonst

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