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Die Ritter des Nordens

Die Ritter des Nordens

Titel: Die Ritter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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dass er es war. Er überragte die meisten seiner Männer um Haupteslänge, war von robuster Gestalt und selbstbewusstem Auftreten. Obwohl er wie ein erfahrener Krieger aussah, war er erst achtzehn Jahre alt, wie man immer wieder hören konnte. Sein ungekämmtes strohblondes Haar quoll unter seinem Helm hervor und fiel ihm auf die Schultern. Er war der Neffe des früheren Königs Eadward und damit der letzte Abkömmling des früheren englischen Königshauses. Allerdings war in den Adern dieses niederträchtigen, meineidigen Mörders längst alles königliche Blut versiegt. Zwar hatte er König Guillaume in den Wochen nach Hæstinges feierlich gehuldigt und war sogar bei Hofe ehrenvoll empfangen worden. Doch vor zwei Wintern hatte er sein wahres Gesicht gezeigt, war geflohen und hatte eine Rebellenarmee ausgehoben.
    Der Mann dort auf dem Pferd war niemand anderer als Eadgar, der auch Ætheling genannt wurde: der Gute und Edle. Der, der des Throns würdig war. Und ihn hatten die Northumbrier tatsächlich zu ihrem König ausgerufen: jenen Mann, den ich unbedingt töten wollte.
    Ich hatte ihn seit jenem Tag in Eoferwic vor mehr als anderthalb Jahren nicht mehr gesehen, und mein Hass hatte in der Zwischenzeit eher noch zugenommen. Ich hasste ihn wegen seines Treuebruchs, wegen des Unrechts, das er mir angetan hatte, wegen der Morde, die er begangen hatte, kurz: weil seinetwegen so viele Menschen das Leben verloren hatten. Nicht nur mein früherer Lehnsherr, sondern auch viele meiner Schwertbrüder und vor allem Oswynn …
    »Tancred«, zischte Eudo und zog mich so heftig am Arm zurück, dass ich fast das Gleichgewicht verloren hätte. »Willst du uns alle umbringen?«
    Ohne es selbst zu bemerken, war ich so weit aus dem Schatten des Lagerhauses getreten, dass man mich von der Straße aus leicht hätte sehen können. Zum Glück waren Eadgar, Sven und ihre Huscarls noch mindestens dreißig Schritte von uns entfernt, sonst hätten sie mich gewiss nicht übersehen. Ich hielt das Heft meines Schwertes fest umklammert, und mein Herz schlug so laut, dass ich kaum noch klar denken konnte. Schweißperlen rannen mir von der Stirn, brannten mir in den Augen.
    »Da drüben reitet Eadgar«, sagte ich leise und wischte mir mit dem Ärmel den Schweiß aus den Augen. »Mit seinen Huscarls. Ich habe gesehen, wie er …«
    »Wenn du nicht aufpasst, entdecken sie uns. Glaubst du vielleicht, dass du es ganz allein mit denen aufnehmen kannst?«
    Er hatte natürlich recht. Auch jetzt musste ich wieder den unbändigen Wunsch unterdrücken, endlich Vergeltung zu üben.
    »Du bekommst noch deine Chance«, sagte Eudo. »Aber nicht jetzt.«
    Ich atmete tief durch und versuchte mich wieder zu beruhigen. Dann warteten wir, bis die Gardisten außer Sicht waren, bevor wir unser Versteck verließen. Pons drückte Runstan das Messer an die Kehle und machte unmissverständlich klar, dass er ihm die Gurgel durchschneiden würde, falls er es wagen sollte, auch nur zu hüsteln. Doch der Engländer war klug genug, um zu schweigen.
    Währenddessen wurde das Klappern der Hufe auf dem harten Pflaster immer leiser. Als ich um die Ecke spähte, konnte ich den Trupp, dessen Ziel offenbar die brennenden Schiffe waren, gerade noch erkennen. Eadgar war allerdings nirgends zu sehen, und ich wusste nicht genau, ob er sich noch bei dem Trupp befand.
    »Los, weiter«, sagte ich, als ich den Eindruck hatte, dass die Luft rein war. Noch sorgten die brennenden Schiffe für Ablenkung. Doch die Feinde würden gewiss bald begreifen, dass weit und breit keine normannischen Truppen im Anmarsch waren, und in ihre Quartiere zurückkehren. Wir durften keine Zeit verlieren.
    Das Tor zum Klosterhof stand sperrangelweit offen und war unbewacht. Wie leichtsinnig, dachte ich, doch dann dankte ich Gott für die große Gunst. Eadgar und Sven gingen natürlich davon aus, dass die Normannen die Stadt von außen angreifen würden. Dass der Feind sie in ihrem eigenen Hauptquartier attackieren könnte, war ihnen nicht in den Sinn gekommen. Deshalb hatten sie die Posten, die das Tor sonst bewachten, für andere Aufgaben abkommandiert.
    Tatsächlich war es in dem Hof auffallend ruhig. Niemand fragte nach unseren Namen, niemand wollte wissen, was uns herführte. Der Hof war ringsum von mächtigen Mauern umgeben, die mich an das nahe Dinant gelegene Kloster erinnerten, in dem ich meine Kindheit verbracht hatte. Von besonderer Gottesfurcht kündete die Anlage allerdings nicht gerade. Draußen auf

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