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Die Ritter des Nordens

Die Ritter des Nordens

Titel: Die Ritter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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vor einigen Tagen angesprochen hatte. Jetzt war genau das eingetroffen, was er befürchtet hatte, auch wenn er selbst es womöglich gar nicht mehr erleben würde.
    »Heute ist hier auf meinem Besitz ein Mann schwer verletzt worden«, sagte ich. »Die Täter laufen noch frei herum. Und da erwartet Ihr, dass ich mein Gut schutzlos zurücklasse?«
    »Mir wäre es auch lieber, wenn die Umstände andere wären«, erwiderte Robert, »aber es ist nun mal, wie es ist. Guillaume fitz Osbern hat den Einsatzbefehl höchstpersönlich abgezeichnet.«
    Fitz Osbern. Das war der Mann, der vor drei Jahren den ersten Aufstand von Eadric dem Wilden niedergeschlagen hatte. Seine Unterschrift galt im Königreich mehr als jede andere – mit Ausnahme des Königs selbst. Als mächtigster Vasall des Königs zeichnete Fitz Osbern für die Sicherheit der gesamten Walisischen Marken verantwortlich. In der Schlacht von Hæstinges hatte dieser erfahrene Kriegsmann und Befehlshaber den rechten Flügel unserer Armee angeführt. Ich war ihm schon ein paarmal begegnet. Deshalb wusste ich nur zu gut, dass man sich seinen Wünschen besser nicht widersetzte. Wenn er selbst den Einsatzbefehl erteilt hatte, konnte ich mich dem nicht entziehen.
    Ich saß einen Augenblick schweigend da und suchte nach einer Antwort, doch mir fiel nichts ein.
    »Dann kommt Ihr also mit?«, sagte Robert.
    Auch wenn der Satz wie eine Frage klang, wusste ich nur zu gut, dass es keine war.
    »Nach Scrobbesburh?«
    »Richtig. Während wir hier sprechen, erhalten sämtliche Lords in den grenznahen Grafschaften den Einsatzbefehl. Sie alle versammeln ihre Gefolgsleute um sich und erwarten dann die weiteren Anweisungen von Fitz Osbern. Er selbst ist bereits mit einer Vorhut von mehr als hundert Rittern von seiner Burg in Hereford aus nach Norden ausgerückt.«
    Die Dinge waren also bereits in Bewegung. Auch der Umstand, dass Fitz Osbern bereits marschierte, sprach dafür, dass man die Bedrohung sehr ernst nahm.
    »Wann rücken wir ein?«, fragte ich.
    »So bald wie möglich. Morgen früh bei Sonnenaufgang.«
    Draußen wurde es schon dunkel. Deshalb konnten wir an diesem Abend nicht mehr aufbrechen. Zudem mussten wir uns noch mit Proviant versorgen und unser Kriegsgerät einsatzfähig machen, die Waffen schärfen und die Rüstungen und die Pferde bereitmachen.
    Das vergangene Jahr war im Großen und Ganzen recht friedlich verlaufen. Damit war es jetzt fürs Erste vorbei.

Fünf
    •
    B evor ich von Earnford Abschied nahm, gab es für mich noch eines zu erledigen. Ich wachte sehr früh auf. Draußen war es noch dunkel. Ich stand auf und ließ Leofrun, die noch schlummerte, in dem warmen Bett zurück. Dann machte ich mich allein auf den Weg, schlich aus dem Tor und sprach nur wenige Worte mit dem Mann, der dort Wache hielt. So ritt ich im Schutz der Dunkelheit nach Westen, durchquerte die Furt, galoppierte an den verstreut liegenden Häusern am anderen Ufer vorbei, den schmalen Weg entlang, der vom Dorf in den Wald hinaufführte, bis zu dem dusteren, schattigen Hügel, der in der Gegend allgemein als Read Dun bekannt war.
    Kaum einer der Dorfbewohner wagte es, sich dem Hügel zu nähern, geschweige denn ihn zu besteigen. Denn angeblich hatte hier vor langer Zeit eine grauenhafte Schlacht stattgefunden, ein brutales Gemetzel zwischen rivalisierenden Fürsten. Hinterher hatten Hunderte von Leichen wie Herbstlaub den Boden bedeckt. Man erzählte sich, dass an jenem Tag hier oben solche Ströme von Blut geflossen seien, dass die Erde davon rot getränkt war. So war der Hügel zu seinem Namen gekommen. Seitdem sei der Boden unfruchtbar. Viele Leute in Earnford glaubten sogar, dass es Unglück brachte, wenn man das Wasser trank, das hier oben entsprang, oder wenn man überhaupt nur seinen Fuß auf den Weg zur Anhöhe setzte.
    Das Gelände war zerklüftet und stürzte an manchen Stellen – wo der nackte Fels jäh hervortrat – steil ab. So dauerte es nicht lange, bis ich meine Stute am Zügel führen musste, weil der mit tückischen Kieselsteinen übersäte Weg so schroff anstieg, dass ich nicht mehr reiten konnte. Als ich schließlich auf der anderen Seite aus dem Wald kam, wurde das Gelände wieder ebener. Danach musste ich nur noch ein kurzes Stück an der Hangkante entlangreiten, bis ich den Gipfel erreicht hatte, wo ein von Menschenhand aufgerichteter Stein wie ein Wächter auf das Land hinausblickte.
    Im Osten graute schon der Morgen, und in der Ferne war im ersten Licht bereits

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