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Die Ritter des Nordens

Die Ritter des Nordens

Titel: Die Ritter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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Entscheidung egal sei, spürte ich genau, dass er mich nicht etwa beschwichtigen, sondern ganz im Gegenteil sogar ermutigen wollte. So eine Gelegenheit würde sich mir so bald nicht mehr bieten, vielleicht sogar nie mehr. In dem Jahr, das ich in den Marken lebte, war mein alter Kampfgeist nicht erloschen. Im Gegenteil: Das Kampffieber war wieder in mir erwacht, und ich spürte schon das Kribbeln in der Schwerthand.
    »Tancred, niemand kann von Euch verlangen, auf dieses Angebot einzugehen«, sagte Robert und versuchte gar nicht erst, seine Skepsis zu verbergen. »Ihr seid auf gar keinen Fall dazu verpflichtet, diese Aufgabe zu übernehmen.«
    »Robert hat völlig recht«, sagte Fitz Osbern und sah mich bohrend an. »Ihr seid mir gar nichts schuldig.«
    Mein Entschluss stand jedoch längst fest. Hier bot sich mir endlich die Chance, jenen Feind zu schlagen, der mit seinen pausenlosen Raubzügen nicht nur Earnford, sondern das gesamte Grenzland immer wieder in Angst und Schrecken versetzte. Hinzu kam die Aussicht, zum ersten Mal seit einem Jahr wieder unter dem stolzen schwarzen Falken ins Feld zu ziehen, und dazu noch als Anführer eines Conrois. Alle diese Erwägungen ließen nur eine Entscheidung zu.
    »Ich nehme den Auftrag an, Mylord«, sagte ich.
    Wieder huschte ein Lächeln über sein Gesicht, was mich ein wenig überraschte, da Fitz Osbern nicht für seinen Humor bekannt war. Doch das Lächeln wirkte nicht freundlich, sondern eher befriedigt. So, als habe er ohnehin nichts anderes von mir erwartet und die ganze Zeit gewusst, dass ich in diesem Raum der Einzige war, der den Mut hatte, diesen gefährlichen Auftrag zu übernehmen.
    Und dann meinte ich in dem Lächeln noch so etwas wie einen stillen Triumph wahrzunehmen, dessen Ursache ich freilich nicht kannte.
    Wir trafen alle Vorkehrungen, um am nächsten Morgen beim ersten Tageslicht aufzubrechen. Denn Fitz Osbern wollte unbedingt vermeiden, dass der Feind Wind von unseren Plänen bekam. Je früher wir zuschlugen, umso besser. Drüben im Lager waren schon viele der Männer auf den Beinen; einige machten Feuer, während andere die Pferde fütterten. Ich selbst stand währenddessen auf der anderen Seite des Flusses auf einem kleinen Hügel, den ich als Sammelpunkt ausgewählt hatte. Der Morgen war kühl und windig, und ich raffte meinen Umhang eng um den Körper und verschränkte die Arme vor der Brust. So stand ich mit Serlo, Pons und Turold beisammen und wartete gemeinsam mit ihnen auf die Ankunft der Männer, die unter meinem Kommando in dem neuen Truppenverband dienen sollten.
    In diesem Verband – insgesamt fünfhundert Mann – war auch Fitz Osberns privater Conroi mit vierzig Rittern vertreten; dazu kamen die Gefolgsleute diverser kleinerer Lehnsherren, von denen ich etliche wiedererkannte, da sie mich am Vorabend lautstark unterstützt hatten. Auch die Hälfte der von den walisischen Exilkönigen Maredudd und Ithel mitgebrachten Soldaten waren meinem Kommando unterstellt. Dennoch war meine kleine Armee natürlich längst nicht so groß wie viele andere Verbände, in denen ich schon gedient hatte. Doch es war ja auch nicht unsere Aufgabe, dem Feind in offener Feldschlacht entgegenzutreten, vielmehr sollten wir eine solche Begegnung sogar tunlichst vermeiden. Unser Auftrag bestand darin, mit raschen Vorstößen auf dem Territorium des Feindes möglichst viel Schaden anzurichten, ihn zu verunsichern und abzulenken, während Earl Hugues die Waliser und ihre Verbündeten von Norden her massiv attackierte.
    Soweit der Plan. Nicht mehr lange, und wir würden wissen, ob dieses Kalkül tatsächlich aufging. Dem Wolf brachte ich trotz seines jugendlichen Alters volles Vertrauen entgegen. Nachdem Fitz Osbern am Vorabend die Besprechung beendet hatte, war der Earl sofort zu mir gekommen, um mir Glück zu wünschen.
    »Ihr seid ein tapferer Mann«, sagte er. »Nur die wenigsten würden ein solch riskantes Unternehmen wagen. Deshalb möchte ich Euch ausdrücklich meinen Respekt bekunden.«
    Im ersten Augenblick kam es mir etwas sonderbar vor, dass ein so junger Mann so mit mir sprach. Wäre er nicht einer der vornehmsten Lords des Reiches und zudem in seinem jugendlichen Alter bereits ein kompetenter Heerführer gewesen, hätte ich vielleicht darüber gelacht. Doch unter den gegebenen Umständen unterdrückte ich den Impuls lieber, da mir klar war, dass ich mir damit keinen Gefallen tun würde.
    »Danke, Mylord.«
    Er ergriff meine Hand. »Wenn es Gott gefällt,

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