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Die Ritter des Nordens

Die Ritter des Nordens

Titel: Die Ritter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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Weisheit beschlossen, dass ich Euch auf diesem waghalsigen Feldzug begleiten soll. Dabei weiß nur Gott allein, was den Mann auf die Idee gebracht hat, dass ich ausgerechnet von Euresgleichen Befehle entgegennehmen möchte.«
    Natürlich fand ich seine Schroffheit beleidigend. Doch da wir nun schon einmal Seite an Seite ins Feld zogen, wollte ich seine Vorbehalte gegen mich dennoch möglichst rasch aus der Welt schaffen. »Berengar, wenn ich Euch irgendwie beleidigt habe …«
    Er fiel mir sofort ins Wort. »Redet, was Ihr wollt, aber es wird Euch nicht gelingen, mich für Euch einzunehmen. Seid unbesorgt, meine Pflicht werde ich gewissenhaft erfüllen. Aber damit das klar ist: Gefälligkeiten habt Ihr von mir keine zu erwarten.«
    Bevor ich etwas entgegnen konnte, gab er seinen Leuten ein Zeichen und lenkte sein Pferd zu einer Gruppe Edelmänner, die ihre Wimpel weiter unten am Fluss aufgepflanzt hatten.
    »Was war das denn?«, fragte Wace, der gerade mit Eudo zu mir kam.
    Ich zuckte mit den Achseln. »Das wüsste ich auch gerne – vielleicht kannst du es mir ja sagen?«
    »Du hast dir ja schon immer gerne Feinde gemacht«, sagte Eudo grinsend. »Wie hast du das nur wieder angestellt?«
    Tatsächlich hatte auch Eudo mich zunächst nicht leiden können, als wir uns als Halbwüchsige kennengelernt hatten. Dafür hatte es allerdings einen ganz einfachen Grund gegeben: die blutige Nase, die ich ihm verpasst hatte – und sein verletzter Stolz.
    »Wenn ich das nur wüsste«, murmelte ich und blickte in Richtung Fluss, wo Berengar – jetzt offenbar wieder gut gelaunt – gerade über den Witz eines seiner Ritter lachte. Seine schlechte Laune schien jedenfalls vor allem mir zu gelten. Obwohl ich mich dagegen sträubte, konnte ich sein feistes Gesicht und seinen lächerlichen Bart plötzlich nicht mehr ausstehen.
    Rasch wechselte ich das Thema. »Sind die Bewaffneten dort drüben die letzten Männer, die noch zu uns stoßen?«, fragte ich und wies mit dem Kopf auf einen kleinen Conroi, der gerade erst eingetroffen war.
    »Ich glaube schon«, entgegnete Eudo.
    Ich wies Snocca an, mir meinen Helm mit den neuen roten Bändern zu bringen, die mich als Anführer des Truppenverbands auswiesen, und schwang mich auf Nihtfeax. Dann gab ich Pons ein Zeichen, der auf seinem Horn sofort das Signal zum Aufbruch schmetterte – zwei kurze Stöße –, und bedeutete Eudo und Wace, mir zu folgen. Anschließend setzte ich mich an die Spitze der Formation. Es war bereits Tag, und über den Dächern von Scrobbesburh stieg strahlend die Sonne auf. Plötzlich ergriff ein feierliches Gefühl von mir Besitz, wie ich es schon seit Monaten nicht mehr verspürt hatte.
    Denn nun flatterte der schwarze Falke mit weit geöffneten Schwingen stolz in der Brise. Er hatte die Fänge ausgefahren, als ob er sich gerade auf eine Beute stürzen wollte. Endlich war es wieder so weit: Tancred a Dinant zog in den Krieg.
    Unsere Marschroute führte zunächst nach Süden. Wir hätten allerdings ebenso gut dem breiten Tal der Saverna folgen können. Das wäre für Reiter und Pferde zwar bequemer, für den Feind – dessen Kundschafter beiderseits des Flusses auf der Lauer lagen – aber auch leichter zu bemerken gewesen. Ich hatte mich daher für die alte römische Straße entschieden, die nach Hereford führte. Denn ich wollte den Gegner glauben machen, dass wir lediglich zur Verstärkung der Besatzungen ausgerückt waren, die auf den Burgen im Süden der Marken stationiert waren.
    So zogen wir bis zum frühen Nachmittag dahin, lange genug jedenfalls, um selbst den misstrauischsten feindlichen Kundschafter in Sicherheit zu wiegen. Einige Meilen hinter Stratune bogen wir von der Straße ab und steuerten eine Bergkette an, die im Westen aus der Landschaft emporwuchs. Wenig später zogen wir schon durch Schluchten und dichte Wälder und wateten durch munter plätschernde, kristallklare Bäche. Dabei versperrten uns immer wieder dicke Äste den Weg, und wir mussten absteigen. Und bisweilen war der Weg so schmal, dass wir nur hintereinander reiten oder gehen konnten und unser Zug wohl eine Meile lang war. Wenn wir dann wieder offenes Gelände erreichten, ließ ich haltmachen, damit die Nachhut zu uns aufschließen konnte. Wir kamen daher bei Weitem nicht so schnell voran, wie ich es mir gewünscht hätte. Aber wenigstens ging es überhaupt vorwärts, versuchte ich mich zu trösten.
    Gegen Abend zogen wir mit unseren Pferden durch eine weitläufige Heidelandschaft, die

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