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Die Ritter des Nordens

Die Ritter des Nordens

Titel: Die Ritter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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zunächst Einigkeit darüber herstellen, wie genau wir vorgehen und unsere Kräfte aufteilen wollen.«
    Ich war im ersten Moment völlig überrascht. Denn ich hatte mich schon damit abgefunden, dass mein Vorschlag längst erledigt sei.
    Dann ergriff Berengar das Wort: »Mir gefällt sein Vorschlag nicht, Mylord. Wieso lasst Ihr Euch von dem etwas sagen? Woher nimmt er überhaupt das Recht, uns vorzuschreiben, wie wir unser Heer einsetzen sollen?«
    »Dazu hat er wirklich kein Recht«, erwiderte Fitz Osbern. »Aber ich. Und ich bin von den Vorzügen des Plans überzeugt. Und allein darauf kommt es an. Falls Ihr einen Alternativvorschlag habt, nur heraus damit. Doch solange Ihr keine bessere Idee habt, sollten wir folgendermaßen vorgehen: Wir teilen das Heer in drei Teile auf und marschieren mit einem relativ kleinen Kontingent nach Powys ein. Dort rauben unsere Leute das Vieh und verbrennen das Getreide, das heißt, sie operieren an der südlichen Flanke des Feindes, vernichten seine Vorräte und versuchen ihn abzulenken. In der Zwischenzeit überschreiten wir mit einem deutlich größeren Verband weiter nördlich die Grenze nach Gwynned und greifen den Feind an, sobald er sich – durch unsere Aktivitäten irritiert – nach Süden wendet.«
    »Und an welche Truppenstärken habt Ihr dabei gedacht?«, wollte der Burgvogt Roger de Montgommeri wissen, der bis dahin den ganzen Abend geschwiegen hatte. Er sprach zwar langsam, aber es klang nicht dumm, sondern vielmehr wohlüberlegt. Damit hinterließ er trotz seiner geringen Körpergröße einen nachhaltigen Eindruck.
    »Im Norden hatte ich an maximal fünfzehnhundert Mann gedacht und im Süden an ungefähr fünfhundert«, antwortete Fitz Osbern. »Außerdem werden die Brüder Maredudd und Ithel im Süden mit einem eigenen Kontingent operieren. Wenn der Kampf einmal vorüber ist, werden wir sie – wie verabredet – zwar wieder in ihre alten Rechte einsetzen, doch vorher müssen sie noch ihren Wert unter Beweis stellen. Und natürlich sind ihre Ortskenntnisse für uns von unschätzbarem Nutzen.«
    »Dann wollt Ihr also bloß vierhundert Mann auf unserem Boden belassen?«, sagte der Burgvogt und legte nachdenklich die Stirn in Falten.
    »Das müsste ausreichen, um Scrobbesburh im Notfall zu verteidigen.«
    Um die Burg zu halten, waren vierhundert Mann vielleicht genug, aber die ganze Stadt? – Da war ich mir nicht so sicher. Allerdings hielt ich es für sehr unwahrscheinlich, dass die Waliser direkt auf Scrobbesburh marschieren würden. Dazu hätten sie nämlich zunächst einmal unsere beiden anderen Kontingente ausschalten müssen, falls sie vermeiden wollten, dass wir ihnen in den Rücken fielen.
    »Und wer soll die beiden Kontingente Eurer Meinung nach anführen?«, fragte Robert.
    Obwohl die Frage an Fitz Osbern gerichtet war, meldete sich Earl Hugues als Erster zu Wort. »Das Kontingent, das im Norden operiert, befehlige ich«, sagte er und signalisierte durch seinen Gesichtsausdruck, dass er in dieser Frage keinen Widerspruch duldete. »Gwynned grenzt unmittelbar an mein Territorium, also übernehme ich dort auch die Verantwortung.«
    »Einverstanden«, sagte Fitz Osbern. Ich hatte den Eindruck, als ob es ihm ganz recht wäre, wenn der junge Wolf in einem anderen Revier jagen ging, statt ihm selbst ständig in die Waden zu beißen. »Was den zweiten Stoßtrupp anbelangt, stelle ich es jedem anderen der hier Anwesenden frei, sein Interesse zu bekunden.«
    Niemand sagte ein Wort, und ich wusste sehr gut, warum. Wenn der Plan aufging und es tatsächlich gelingen sollte, die Waliser zu schlagen, würden sich die Anführer der beiden Kontingente vor lauter Ehrbekundungen nämlich kaum zu retten wissen. Andererseits war dieses Kommando mit gewaltigen Risiken verbunden, weil diese Einheit weit abseits aller Burgen und Befestigungen tief in Feindesland vordringen musste. Und nicht nur das: Ein so kleiner Stoßtrupp konnte zudem leicht in eine ausweglose Lage geraten und seine Männer das Leben kosten.
    Doch ich hatte im Laufe der Jahre eines begriffen: Ein Leben ohne Gefahren gab es nun einmal nicht. Deshalb war es oft am klügsten, der Gefahr direkt ins Auge zu blicken.
    »Ich übernehme das Kommando«, sagte ich.

Elf
    •
    E rst als ich den kühnen Satz schon ausgesprochen hatte, wurde mir klar, wie selbstherrlich meine Worte klingen mussten und wie lächerlich. Neben mir saß Robert, der die Stirn in Falten gelegt hatte und langsam den Kopf schüttelte. Wieder waren

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