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Die Ritter des Nordens

Die Ritter des Nordens

Titel: Die Ritter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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amüsierte, die sich unten im Saal wie Kinder kabbelten.
    Schließlich erhob sich Fitz Osbern von seinem Thron und brachte den Tumult zum Schweigen. »Wir werden uns jetzt zurückziehen und uns im kleinen Kreis über diese Frage austauschen«, sagte er und wies auf die Männer, die rechts und links neben ihm saßen. »Morgen erfahrt Ihr, was wir entschieden haben. Bis dahin könnt Ihr wieder zu Euren Leuten gehen und ihnen berichten, worüber wir hier heute Abend gesprochen haben.«
    Ich wusste immer noch nicht, ob ich mich mit meiner Auffassung nun durchgesetzt hatte oder nicht. Deshalb blieb ich verwirrt stehen, während die anderen Lords murrend die große Tür am hinteren Ende der Halle ansteuerten. Ich wollte mich schon in den allgemeinen Strom einreihen, als Robert meinen Namen rief.
    Ich drehte mich um. »Mylord?«
    »Ihr kommt mit uns.«
    Er sah mich streng an, sein Mund vor Zorn ein dünner Strich, und ich wollte meine Sache schon verloren geben. Das hatte ich mir nun mit meinem kühnen Auftritt eingehandelt. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie auf Berengars Gesicht ein schadenfrohes Lächeln erschien, das jedoch sogleich wieder erlosch.
    »Und Ihr kommt auch mit«, herrschte Robert ihn an, »Fitz Osbern möchte mit Euch beiden sprechen.«
    Diesmal war ich es, der sich ein Lächeln nicht verkneifen konnte. Berengar musterte mich mit einem kalten Blick, als ob ich ihm das alles eingebrockt hätte.
    »Wir sehen uns später im Lager«, rief Wace mir zu, und Eudo lästerte: »Falls Fitz Osbern dich nicht vorher lebendig verspeist.«
    Ich schnitt den beiden eine Grimasse, sagte aber kein Wort. Dann wies Robert uns an, ihm und den anderen hohen Herren zu folgen, und wir gingen auf der anderen Seite des Podiums zwischen den bestickten Vorhängen hindurch. Eudo und Wace musste ich schweren Herzens draußen in der Halle zurücklassen.
    Beatrice stand neben dem Vorhang. »Wie kann man nur so dumm sein?«, sagte sie und ging neben mir her. Doch das Lächeln auf ihrem Gesicht verriet, dass diese Worte nicht ernst gemeint waren. Ich empfand ihren liebevollen Blick zwar als Ermutigung, doch hütete ich mich, ihr Lächeln zu erwidern, um keine falschen Hoffnungen in ihr zu wecken. Denn am Ende würden sie solche Hoffnungen doch nur verletzen, da ich ihre Gefühle nicht mehr erwidern konnte.
    »Immerhin habe ich für ein bisschen Abwechslung gesorgt«, sagte ich steif, als wir unter den Stoffbahnen hindurchschlüpften und in den kleinen Vorraum auf der Rückseite der Halle traten.
    Meine Distanziertheit war ihr nicht entgangen, und sie musterte mich mit einem fragenden Blick.
    »Es ist schon spät«, sagte sie dann. »Ich glaube, ich sollte mich jetzt zurückziehen. Hoffentlich kreuzen sich unsere Wege bald wieder einmal.«
    »Das wird gewiss nicht lange dauern, Mylady«, erwiderte ich so unverbindlich, wie ich konnte.
    Dann verabschiedete sie sich noch rasch von ihrem Bruder, entschuldigte sich bei Earl Hugues, dem Burgvogt Roger und Fitz Osbern, und ließ sich dann von ihrer Dienerin ihren Umhang reichen. Die Dienerin war jedoch nicht etwa Papia, sondern ein ziemlich fülliges Mädchen mit einem ernsten, mürrischen Gesicht.
    Und dann war sie auch schon verschwunden. Ich war wütend auf mich selbst. Es war wirklich nicht meine Absicht gewesen, sie zu kränken. Doch was hätte ich sonst sagen sollen?
    Dann wünschte auch Fitz Osbern seiner Frau eine gute Nacht und forderte uns auf, Platz zu nehmen. In der Mitte des Raums stand ein mit einigen Stühlen bestückter runder Tisch. Berengar setzte sich auf einen der Stühle. Ich tat es ihm gleich, richtete es aber so ein, dass ich ihm gegenübersaß und ihn genau beobachten konnte. Offenbar verspürte er den gleichen Wunsch und starrte mich mit zusammengekniffenen Augen an.
    »Was gibt es denn?«, fragte ich ihn, doch er schwieg.
    Fitz Osbern stand immer noch und stützte sich mit den Händen auf den Tisch. »Nun gut«, sagte er. »Unter anderen Umständen würde ich Euch beiden jetzt einen Verweis erteilen. Doch im Augenblick haben wir wirklich wichtigere Probleme. Also sei Euch Euer ungehöriges Benehmen ausnahmsweise verziehen – vorausgesetzt, Ihr hört mir jetzt aufmerksam zu.«
    Er hielt kurz inne und vergewisserte sich, dass wir ihn verstanden hatten. Dann setzte er seine kleine Ansprache, an alle gewandt, fort: »Wenn ich mich recht entsinne, wurde der Vorschlag gemacht, die Waliser mit zwei Spitzen anzugreifen. Doch selbst wenn wir diesem Vorschlag folgen, müssen wir

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