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Die Ritter des Nordens

Die Ritter des Nordens

Titel: Die Ritter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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Armen.
    Doch sie sahen ganz und gar nicht aus, als ob sie uns angreifen wollten, vielmehr schienen sie selbst zu flüchten. Und dann sah ich auch schon, warum. Denn in diesem Augenblick erschien oben auf dem Höhenzug eine ganze Phalanx Buckelschilder und Speerspitzen zwischen den Bäumen, viel zu viele, um sie zu zählen, doch gewiss mehr als tausend. Im Zentrum der Formation flatterten zwei völlig gleiche Banner, die ich sofort erkannte, obwohl ich sie noch nie mit eigenen Augen gesehen hatte: blassgelbe Banner, auf denen jeweils ein leuchtend roter Löwe mit blauer Zunge prangte. Das Wappen des Hauses Cynfyn. Die selbst ernannten Könige Rhiwallon und Bleddyn.
    Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken, und mein Mund war so trocken, dass ich nicht einmal mehr eine Verwünschung herausbrachte. Da hatte ich also geglaubt, es lediglich mit ein paar feindlichen Reitern zu tun zu haben. Dabei hatten diese Leute lediglich als Köder gedient, um uns in eine katastrophale Falle zu locken.
    Und ich hatte sofort nach diesem Köder geschnappt. Nun zappelte ich wie ein Fisch an der Angel, und uns stand eine Schlacht auf Leben und Tod bevor. Denn der Feind hatte nicht nur den Höhenzug besetzt, sondern auch das Tal nördlich der Mühle, und darüber hinaus schon einen Trupp Fußknechte in Marsch gesetzt, die uns den Rückzug nach Süden abschneiden sollten. Und dann standen wir auch noch mit dem Rücken zum Fluss. Doch selbst wenn wir uns der Rüstungen entledigten und versuchten, das andere Ufer schwimmend zu erreichen, hatten wir keine Chance, da wir dann den feindlichen Bogenschützen schutzlos preisgegeben waren. Und zudem hätten wir in dem Fall so gut wie alle unsere Pferde dem Feind überlassen müssen.
    »Wir sitzen in der Falle«, sagte Turold, als ich meinen Conroi vor der Mühle wieder um mich sammelte. Nicht nur er, auch die Männer in unserem Schildwall gerieten zusehends in Panik. »Sie treiben uns einfach in den Fluss, und dann lassen sie uns absaufen.«
    »Ruhig«, sagte ich. »Ich muss nachdenken.«
    Turold war noch jung. Er hatte noch nie in einer solchen Schlacht gestanden. Ich dagegen hatte schon Dutzende weit schlimmere Situationen erlebt und war trotzdem noch am Leben. Nur dass mir im Augenblick keine einzige dieser Situationen mehr einfallen wollte. Der Feind war vermutlich etwa dreimal so stark wie wir, und auch wenn eine solche Überzahl allein noch nicht viel besagte, bedeutungslos war sie gewiss nicht.
    Oben auf der Anhöhe stampften die feindlichen Soldaten mit den Schäften ihrer Speere auf den Boden und schrien uns wüste Verwünschungen und Beleidigungen entgegen. Doch statt uns sofort anzugreifen, hielten sie sich lieber noch ein wenig zurück, bis ihre ganze Armee nachgerückt war. Außerdem warteten sie darauf, dass wir uns entweder freiwillig ergeben oder vollends in Panik geraten würden. Erst wenn sie den Eindruck gewonnen hatten, dass wir vor lauter Angst kaum noch kämpfen konnten, würden sie sich auf uns stürzen und uns auseinandernehmen. Ich selbst hätte an ihrer Stelle genauso gehandelt, da ich aus eigener Erfahrung wusste, wie wirksam diese Taktik sein konnte. Tatsächlich schien sie sich auch hier zu bewähren. Denn bereits jetzt versuchten sich viele unserer Männer aus der ersten Reihe davonzustehlen, und manche weigerten sich sogar rundweg, den Befehlen ihrer Lords Folge zu leisten.
    »Schließt gefälligst die Reihen!«, brüllte ich die Männer an, als ich die Formation abritt. Gleichzeitig löste ich den Kinnriemen, entriegelte das Visier, nahm meinen Helm mit den roten Bändern ab und schob meine Haube so zurück, dass jeder mein Gesicht sehen konnte. »Haltet die Stellung, und schließt gefälligst die Reihen!«
    Dann entdeckte ich Snocca und Cneba, die nicht weit entfernt bei den Lastpferden standen, und wies sie durch ein Zeichen an, mir das Falkenbanner zu bringen, das ich in ihrer Obhut gelassen hatte. Sie brachten es mir, und ich hielt es hoch in die Luft, damit unsere Truppen es sehen konnten, dann pflanzte ich es in den Boden.
    »Hier«, sagte ich. »Genau hier treten wir zum Kampf an. Lasst Eure Leute vorrücken, damit sie das Banner verteidigen!«
    Bis zu diesem Zeitpunkt hatten unsere hinteren Schlachtreihen direkt am Fluss gestanden. Und genau darin würden wir uns schon bald alle wiederfinden, wenn wir nicht einen gewissen Abstand zum Ufer wahrten.
    Die Lords sahen einander nervös an, rührten sich aber nicht vom Fleck, bis sich Eudo direkt neben mir in

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