Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ritter des Nordens

Die Ritter des Nordens

Titel: Die Ritter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
Vom Netzwerk:
die Wagen noch zusätzlich verstärkt – den Feind vor gewisse Probleme stellen und vielleicht sogar dazu nötigen würde, eine andere Taktik zu wählen. Die Angreifer hatten nun zwei Optionen: Sie konnten sich entweder an dem Hindernis aufreiben und hohe Verluste in Kauf nehmen, bevor sie auf unseren Schildwall stießen, oder aber sie konnten uns weiter rechts angreifen, wo der Boden morastig war und wo Wace und unsere walisischen Verbündeten schon bereitstanden.
    Wir mussten uns höllisch beeilen. Die Karren waren sehr schwer. Deshalb brauchte es jeweils mehrere Männer, um sie fortzubewegen und dann umzustürzen. Andere Männer, die sahen, was wir vorhatten, holten Balken aus der verfallenen Mühle, um unsere rasch aufgetürmte Barrikade noch zusätzlich zu verstärken. Auch wenn dies vielleicht nicht viel bewirken konnte, besser als gar nichts war es allemal. Wäre uns noch etwas mehr Zeit geblieben, hätte ich die ganze Barrikade in Brand gesetzt, doch der Gedanke erübrigte sich.
    »Los, beeilt euch!«, schrie ich und stemmte mich mit der rechten Schulter unter einen Wagen, während Snocca und Cnebba an den Enden anpackten. Wir mussten – obwohl Serlo uns half – alle Kräfte aufbieten, bis sich der Wagen schließlich hob und dann krachend auf die Seite kippte. Die Fässer, mit denen der Karren beladen war, flogen und rollten von der Ladefläche und landeten im Gras auf der freien Fläche zwischen uns und den feindlichen Truppen. Ich hatte im Stillen schon gehofft, dass in den Fässern vielleicht etwas verwahrt wurde, was wir brauchen konnten, doch dieser Wunsch ging leider nicht in Erfüllung, denn sie waren allesamt leer.
    »Jetzt den nächsten«, sagte Serlo.
    Die beiden letzten Karren konnten wir nicht mehr holen, weil Turold in diesem Augenblick laut zu schreien anfing.
    Seine Warnung pflanzte sich von Reihe zu Reihe durch unser ganzes Kontingent fort. Ich blickte auf. Der Feind hatte mittlerweile mitbekommen, was wir vorhatten, und Fußknechte losgeschickt, die unser Vorhaben vereiteln sollten. Die erste Kolonne kam bereits den Hang hinunter. Die Angreifer klopften mit den Spießen gegen ihre Schilde und machten einen Höllenlärm. Mein Herz pochte heftiger, als ich es je zuvor erlebt hatte. Und der Lärm kam immer näher, schwoll immer weiter an.
    »An die Waffen«, wies ich die Männer und meine Knappen an, »nehmt eure Plätze ein!«
    Den meisten brauchte ich das nicht zweimal zu sagen, doch einige Knappen hatten mich nicht gehört. Sie rannten zu einem der beiden Wagen, die noch draußen vor der Mauer standen; dann zogen vier von ihnen vorne an der Deichsel und dem Ochsenjoch, während zwei von hinten schoben. Die Räder rumpelten über den holprigen Boden, und ein paar Fässer sprangen an der Seite herunter.
    »Seid ihr verrückt geworden? Lasst sofort den Wagen stehen!«, brüllte Serlo, doch die jungen Männer hörten nicht auf ihn.
    Die feindlichen Bogenschützen waren stehen geblieben und schossen mit Pfeilen auf die jungen Männer. Die erreichten ihr Ziel erst gar nicht, doch einer blieb in einem Fass direkt vor der Nase eines der beiden Knappen stecken, die den Wagen schoben. Die Angreifer, die vielleicht noch zweihundert Schritt von unserer provisorischen Barrikade entfernt waren, brachen in lauten Jubel aus.
    »Lasst Eure Männer vorrücken«, befahl ich den Lords nicht zum ersten Mal. Die Mauer und die Wagen boten uns nur dann einen Schutz, wenn wir uns mit dem Schildwall direkt dahinter in Stellung brachten, wo unsere Männer die Feinde, die über die Barrikade klettern wollten, mit ihren Wurfspießen und Axtklingen traktieren konnten.
    Mittlerweile hatten die Bogenschützen herausgefunden, wohin genau sie zielen mussten, und so ging nun ein ganzer Pfeilregen über den Burschen nieder, die sich immer noch an dem Wagen zu schaffen machten. Eine Metallspitze bohrte sich in den Rücken eines der Jungen, der sofort zusammenbrach. Die anderen Knappen gerieten augenblicklich in Panik und rannten los, zurück zu unseren Stellungen. Ihren Kameraden, der mit geschlossenen Augen und zusammengebissenen Zähnen vergebens um Hilfe rief, ließen sie zurück.
    Die Angreifer hatten uns inzwischen fast erreicht: Hunderte, die wie aus einem Mund ihren Schlachtruf anstimmten. Sie marschierten nicht in gleichmäßigen Schlachtreihen, sondern bildeten zwei unstrukturierte Haufen, von denen einer unseren linken Flügel angriff, der sich hinter der Mauer und den umgestürzten Karren verschanzt hatte, während

Weitere Kostenlose Bücher