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Die Rollbahn

Die Rollbahn

Titel: Die Rollbahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Nachrichten-Büro ( DNB ) meldet: 20. Juli 1944:
    Auf den Führer wurde heute ein Sprengstoffanschlag verübt. Aus seiner Umgebung wurden hierbei schwer verletzt: Gen.-Leutnant Schmundt , Oberst Brandt, Mitarbeiter Berger. Leichtere Verletzungen trugen davon: Gen.-Oberst Jodl, die Generäle Körten, Buhle, Bodenschatz, Heusinger, Scherff , die Admiräle Voß, von Puttkamer, Kapitän z. See Aßmann und Oberstleutnant Bogmann . Der Führer selbst hat außer leichten Verbrennungen und Prellungen keine Verletzungen erlitten.
    Er hat unverzüglich darauf seine Arbeit wieder aufgenommen und – wie vorgesehen – den Duce zu einer längeren Aussprache empfangen. Kurze Zeit nach dem Anschlag traf der Reichsmarschall beim Führer ein.
    Die Welt hielt den Atem an. Die Front merkte nichts davon. Aber in den Generalstäben, bei den Divisionskommandeuren, in den Lazaretten, bei den Stäben aller Armeen und Korps breitete sich tiefes Schweigen aus.
    Betretenes Schweigen. Ängstliches Schweigen. Tödliches Schweigen.
    Hitler lebte!
    Ein Anlauf, die Geschichte der Welt zu ändern, war mißglückt!
    Was kam nun? Was folgte auf diesen Schlag der Verzweiflung? Wie reagierte der Irre von der Wolfsschanze?
    Verstand er die Warnung? Merkte er, daß die Uhr eine Minute vor zwölf stand?
    Die Reaktion folgte in der Nacht.
    Himmler, der Bluthund Hitlers, wurde zum Oberbefehlshaber des Heimat- und Ersatzheeres ernannt. In seinen Händen vereinigte sich alle Macht des Staates … Polizei, SS, Gestapo, Ersatzheer. Er war der mächtigste Mann hinter Hitler. Sein Haß auf die Generäle wurde belohnt. Er räumte auf …
    Dr. Wensky saß Walter Heinrich gegenüber, als der Rundfunk die Meldung von der Rettung Hitlers brachte, von der Gnadenhand der Vorsehung, wie es Goebbels nannte.
    »Vorbei«, sagte Dr. Wensky. Er drehte den Apparat ab und setzte sich wieder. »Oder wollen Sie weiterhören, Heinrich? Namen, die man auslöschen wird. Namen, die zu tragen eine Schande sein wird … für Kinder und Kindeskinder, wenn diese ›Vorsehung‹ uns wirklich das Tausendjährige Reich bringt! Wollen Sie hören, wie man dort in der Heimat arbeitet … Kopf nach Kopf, Leben nach Leben … Die Henker machen Überstunden.«
    »Der nächste Anschlag wird es vollenden! Es war nur der Anfang.«
    »Glauben Sie? Ich nicht! Es wird kein Attentat mehr geben. Man wird die Starken abschlachten und die Feiglinge und Arschlecker an ihre Stelle setzen. Wir werden regiert werden von Mördern oder solchen, die es werden wollen, um die Gnade des Herrn damit zu erwerben. Es ist am besten, sich selbst eine Kugel durch die Rübe zu jagen.«
    »Das sagen Sie, Herr Stabsarzt? Sie, der Sie immer vom Überleben reden?«
    »Lohnt sich das Überleben denn noch?«
    »Hoffen wir auf einen verlorenen Krieg.«
    »Nie, Heinrich. Nie!« Dr. Wensky sprang auf. »Das ist ja die Hoffnungslosigkeit unseres Volkes: Ob wir diesen Krieg gewinnen oder ob wir ihn verlieren … wir werden zugrunde gehen. Als Gewinner tauschen wir gegen den Sieg einen Wahnsinnigen ein – als Verlierer wird es das nie wiederkehrende große Vergnügen der Welt sein, uns so unter sich aufzuteilen, daß Ihre Großmutter im Nachbardorf eine Ausländerin wird!«
    Major Willi Schneider lag auf einer Pritsche in einem Unterstand und dachte an den kommenden Tag und daran, wie er ihn erleben würde, als Vogel die steile Treppe heruntergestürzt kam und sich atemlos auf den aus Brettern gezimmerten Schemel fallen ließ.
    »Herr Major«, keuchte er. »Herr Major …« Seine Stimme versagte. Er strengte sich an, weiterzusprechen, aber das Keuchen seiner Lungen verhinderte es. Major Schneider richtete sich auf.
    »Ist Strakuweit wieder da? Bescheißt er wieder Ihre Latrine?«
    »Der Führer … der Führer …«
    »Sieg Heil!«
    »Der Führer lebt!«
    »Daran werde ich hier jede Minute erinnert.«
    »Er lebt noch! Die Vorsehung hat ihn gerettet! Er ist aus einem Bombenanschlag lebend entkommen.«
    »Himmel, Arsch und Wolkenbruch!« Major Schneider schnellte von seiner Pritsche und stürzte auf Vogel zu. »Was sagen Sie da, Vogel? Man hat auf Hitler ein Attentat verübt? Man hat wirklich … man hat …« Schneiders Stimme erstickte. »Und er hat …«
    »Der Himmel hat ihn gerettet! Er lebt!«
    »Es gibt wirklich keinen Himmel mehr, wenn das wahr ist!«
    »Herr Major!« Leutnant Vogel sprang auf. »Der Führer ist einem Mordanschlag gewissenloser Offiziere entgangen, und Sie sagen …«
    »Vogel! Keine Reden!« Major Schneider

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