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Die Rollbahn

Die Rollbahn

Titel: Die Rollbahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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»Schlafen Sie, Bennewitz. Gehen Sie ins Bett. Sammeln Sie Kraft für den morgigen Tag. Er wird nicht leicht werden.«
    Oberst von Bennewitz ergriff die Hand des Generals nicht. Er sah über ihn hinweg auf das sackverhangene Fenster, vor dem die Scheinwerfer der Meldermotorräder aufzuckten.
    »Und Sie, Herr General?«
    »Ich setze mich noch hin und ziehe eine Bilanz.«
    »Und dann?«
    »Dann werde ich an den Kreis schreiben, wie Sie es nennen. An meine Familie.«
    »Und dann?«
    »Und dann! Und dann! Halten Sie mich wirklich für einen Kindskopf, Bennewitz? Glauben Sie, ich stecke den Pistolenlauf in den Mund und drücke ab?« Seine Stimme wurde leiser und war kaum vernehmbar. »Ich glaube sogar, daß ich dazu zu feig wäre …«
    »Es wäre Wahnsinn, Herr General! Wir alle lieben Sie! Die Landser draußen im Dreck gehen durchs Feuer für Sie. Unser Alter, nennen sie ihren General. Ihre Schuld ist nicht größer als unsere. Auch wir haben ein Ende herbeigesehnt. Auch wir bedauern das Mißlingen des Anschlages. Wir stehen alle hinter Ihnen!«
    Der General nickte müde. »Gehen Sie, Bennewitz. Legen Sie sich hin. Erholen Sie sich von diesem Schreck.«
    »Ich lasse Herrn General in dieser Stunde nicht allein«, sagte von Bennewitz steif. Der General sah zu ihm auf … er kannte seinen Oberst. Da gab es keine Befehle mehr, die er befolgte. Er schüttelte den Kopf.
    »Sie haben Angst.«
    »Um Sie, Herr General.«
    »Ich verspreche Ihnen, nichts zu tun. Wir sehen uns am Morgen wieder.«
    »Lebend …?«
    »Lebend!«
    Zögernd verließ Oberst von Bennewitz den Raum.
    Am Morgen wartete Theo Strakuweit mit dem Chefwagen, dem Acht-Zylinder-Horch, vor dem Herrenhaus des kleinen Gutes.
    Er hatte gut gefrühstückt. Da alle Organisationsmöglichkeiten beim Furier und beim Küchenfeldwebel versagten und die Sicherung der Vorräte eine mustergültige war, hatte Strakuweit seine Zuflucht zu einem Tauschhandel genommen.
    »Du«, hatte er zu dem Furier gesagt. »Was hältst du davon: Du gibst mir ein Viertelpfund Blutwurst, und ich erzähle dir drei neue Witze aus der 7. Sohle.«
    »Verrückt!« Der Furier hatte abgewinkt. »Die alten Kalauer kenne ich alle! Kannst von mir noch welche haben.«
    »Auch den von der Witwe, die im Heu lag und …«
    »Nee.« Der Furier machte lange Ohren.
    »Oder den von dem Oberschnäpser, der in Frankreich Wein holen soll und sich in ein Puff verläuft.«
    »Auch nicht.«
    »Oder von der Emma, die Kühe melkte und später merkte …«
    Der Furier hatte einen Kanten Blutwurst abgeschnitten, und Strakuweit tauschte Witze gegen Wurst. Es waren Witze, die der Furier brüllend an den Kammerbullen weitergab, der sie dem WuG erzählte.
    Nun wartete er zufrieden an der offenen Tür des Horch-Wagens auf den General. Seine drei Witze, die nicht zu unterbieten waren, kursierten im Generalstab und drangen sogar bis zu Hauptmann Hellberg vor. Eine Ordonnanz erzählte sie gerade, als der Hauptmann unbemerkt das Zimmer betrat.
    »Von wem sind diese Sauereien?« brüllte er. »Das ist ja der Gipfel der Schweinerei! – Peters, wiederholen Sie die Witze!«
    »Jawohl, Herr Hauptmann! – Die Emma ging in den Stall und wollte Kühe melken. Da die Kuh auf dem Boden lag …« –
    Pünktlich um 8 Uhr 15 verließ der General das Haus. Strakuweit knallte die Hacken zusammen und riß die Tür weit auf. Lächelnd blieb der General vor ihm stehen.
    »Aha, unser Rennfahrer.«
    »Zu Befehl, Herr General.«
    »Was sind Sie von Beruf?«
    »Landarbeiter in Pillkallen, Herr General.«
    »Verheiratet?«
    »Nein, Herr General. Aber Vater.«
    »Sieh an! War die gute Luft in Pillkallen schuld?«
    »Nein, die Gelbsucht, Herr General.«
    »Junge oder Mädchen?«
    »Das ist noch nicht 'raus, Herr General. Es kommt erst noch. Mein Lottchen will rechtzeitig schreiben. Bekomme ich dann Urlaub, Herr General?«
    »Aber sicher, mein Junge. Vielleicht sind wir dann alle schon zu Hause!«
    »Zu Hause …«, stotterte Strakuweit.
    »So etwas kann schnell gehen.« Der General stieg ein und winkte. »Fahren Sie, Strakuweit.«
    »Und der Herr Oberst?«
    »Der bleibt heute einmal im Haus. Wir wollen uns die Gegend einmal allein ansehen. – Zur 3. Panzer-Division.«
    »Zu Befehl, Herr General.«
    Er setzte sich hinter das Steuer und wollte den Motor anlassen, als der General ihm die Hand auf die Schulter legte.
    »Haben wir Handgranaten bei uns, Strakuweit?«
    »Einen ganzen Kasten, Herr General.«
    »Das ist gut, Strakuweit. Fahren wir!«
    Oberst von

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