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Die Rollbahn

Die Rollbahn

Titel: Die Rollbahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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entgegen, gefolgt von dem Gefreiten Knebel und Feldwebel Steigert, der ein MG mit sich schleppte. Kurz vor dem Wagen brach er zusammen, warf das MG im Fallen Strakuweit zu und riß die Arme empor. Eine Feuergarbe aus einer russischen Maschinenpistole zerfetzte ihn, zerschnitt seinen Hals, daß der Kopf zur Seite fiel, nur noch gehalten von einigen Hautlappen und Knorpeln.
    Der kleine Gefreite Krahn hockte hinter dem Steuer des Wagens. Vor ihm stand ein MG auf der Brüstung, und während er wie rasend mit ihm die Straße entlangschoß, riß er die Zündung herum und ließ den schweren Motor anspringen.
    »Auf den Wagen!« schrie Major Schneider. Er blieb neben ihm auf der Erde liegen und warf in Sekundenabständen die letzten Handgranaten auf die anstürmenden Partisanen. Er sah, wie zwei Panzerschützen, die noch flüchten wollten, von den Russen überrannt und niedergestochen wurden, er sah, wie man auf ihnen herumtrampelte, bis sie zwei blutige Klumpen waren. Mit zitternden Händen umklammerte er seine Maschinenpistole und schoß um sich, bis die letzten hinter den Panzerplatten des Wagens Deckung gefunden hatten.
    »Ab!« schrie er. Mit einem Satz sprang er zum Wagen, wurde von Faber und Vogel emporgerissen und fiel zwischen die anderen auf den Boden.
    Der schwere Raupenwagen fuhr an. Donnernd raste er die Schneise entlang, auf Igor Graschin zu, der brüllend am Wegrand stand.
    »Haltet ihn auf, ihr Hundesöhne! Zielt auf den Fahrer! Wo habt ihr die Handgranaten? Werft sie auf die Raupen!«
    Strakuweit war neben Krahn auf den Sitz geklettert. Er hatte das Steuer wieder in der Hand. Über sein breites Gesicht rann Blut. Ein Streifschuß hatte ihm die Stirn unter dem Haaransatz aufgerissen. Das Blut lief ihm über die Augen … ab und zu hob er die Hand und wischte es sich fort. Aber er fuhr, fuhr wie der Teufel, und der kleine Krahn neben ihm hielt mit seinem MG die Straße frei.
    Igor Graschin stöhnte auf. Er saß neben der Straße, die er hinaufgelaufen war, und band sechs Handgranaten zu einer geballten Ladung zusammen. Dann trat er auf den Weg und sah dem auf ihn zudonnernden Wagen entgegen.
    Strakuweit sah die Gestalt im Morgenlicht stehen. Er sah die erdbraune Uniform mit den breiten Offiziersschulterstücken, den Stahlhelm und die faltigen Juchtenstiefel.
    Der Gefreite Krahn starrte auf die einsame Gestalt. Dann drückte er ab und jagte einen Feuerstoß aus dem MG auf Igor. Die Kugeln durchschlugen den Körper des russischen Leutnants … er sank in die Knie, sein Kopf schwankte … aber er kniete mitten auf dem Weg, den der Wagen entlangraste … der Weg, der der einzige Fluchtweg war.
    Rußland, dachte Igor. O schönes Rußland! Ich bin nur ein kleiner Wurm in dir, aber ich sterbe für dich und nehme sie mit, die dich schändeten. Leb wohl, Annaschka … leb wohl, Mütterchen in Smolensk … leb wohl, Väterchen Pjotr.
    Sterbend zog er die Reißleine der geballten Ladung ab, drückte die Handgranaten an seinen Körper und warf sich mit letzter Kraft den Raupen des Wagens entgegen.
    Strakuweit sah mit entsetzensweiten Augen, was vor ihm geschah. Er konnte nicht mehr ausweichen, ohne links oder rechts an den Bäumen zu zerschellen, er mußte über Igor hinweg, über die geballte Ladung, über den zuckenden Körper mit den aufgerissenen Augen, die ihn anstarrten, im Sterben noch voller Triumph.
    »Drüber!« schrie der Gefreite Krahn, als er sah, wie Strakuweit zögerte. Da knirschten auch schon die Raupen über Igor Graschin, drückten ihn in den Waldboden, zerschnitten seinen Leib, schleuderten die Arme zur Seite, zermalmten den Kopf … die geballte Ladung rollte vom Wagen weg … einen Meter nur … Strakuweit trat auf das Gaspedal und nahm den Kopf herunter … da krachte es auch schon, neben ihnen und doch schon hinter ihnen, den schweren Wagen durchfuhr ein Schlag, aber er raste weiter und entkam den letzten Schüssen, die ihnen nachpeitschten.
    Major Schneider legte den glühenden Kopf an die kalte Stahlplatte des Wagens. »Dafür verspreche ich Ihnen das EK 1«, sagte er laut.
    Dr. Wensky verband Faber, der einen Bajonettstich in den linken Arm erhalten hatte. Trotz des rasenden, schwankenden Fahrzeuges verband er geschickt und gab Faber sogar eine Tetanusinjektion.
    »Wo ist Leskau?« fragte Faber und richtete sich auf. Er sah Kunze auf dem Boden hocken und weinen. Leutnant Vogel klammerte sich am Führerhaus fest, Major Schneider und fünf Landser knieten hinter den MGs. »Leskau war zurück zum

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