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Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Titel: Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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dann würden Pennsylvania, Ohio und Michigan folgen – und überall würde Wallace rüde Töne spucken. McGoverns Braintrust war zu der Einschätzung gelangt, dass die Wählerschaft von Wallace »lenkbar« sei – dass der typische Wallace-Wähler, besonders im Mittleren Westen, weit weniger auf Wallace persönlich festgelegt war als auf den von ihm so leidenschaftlich und lauthals vorgetragenen Appell, sich zu erheben und all die »eierköpfigen Bürokraten in Washington« davonzujagen, von denen sie schon viel zu lange verarscht worden waren.
    Die magische Anziehungskraft von Wallace entsprang einem zynischen Showbusiness-Instinkt, der ihm eingab, mit exakt welchen Themen er eine Halle voller Bier trinkender Fabrikarbeiter in kürzester Zeit in Rage würde bringen können. Entsprechend handelte er dann auch und tönte vom Podium, ein sofort wirkendes Heilmittel zu kennen, das sie von all ihren Leiden erlösen würde: Steuern? Neger? Heerwürmer, die die Rübenernte vernichteten? Was auch immer, Wallace versicherte seinen Anhängern, dass die Lösung eigentlich ganz einfach sei, und sie nur deswegen Ärger mit der Regierung hätten, weil die habgierigen Blutsauger in Washington gar nicht wollten, dass die Probleme gelöst wurden, denn sie fürchteten um ihre Existenzberechtigung und ihre Jobs.
    George Wallace ist einer der schlimmsten Scharlatane in der Politik, aber es lässt sich nicht leugnen, dass er das Talent besitzt, Frust in Energie zu verwandeln. McGovern ahnte jedoch, dass Wallace, der ihn und alle anderen in Florida überrollt hatte, möglicherweise die niederen Instinkte vieler Leute ansprach, aber noch längst nicht von ihnen allen auch gewählt würde. Er entfesselte weitaus mehr Wut, als er zu kanalisieren wusste. Der Frust der Menschen war da, und es gelang ihm, ihn in Tatendurst umzumünzen – aber was dann? Hätte Wallace sich als Präsidentschaftskandidat selbst ernst genommen – im Lager der Demokraten oder sonst wo –, wäre es ihm vielleicht möglich gewesen, eine Wahlkampforganisation auf die Beine zu stellen, die ihn während der Vorwahlen zur echten Bedrohung gemacht hätte, statt dass er nur jemand blieb, der anderen die Suppe versalzte.
    McGovern hingegen hatte eine fantastische Organisation aufgebaut, aber vor Wisconsin nicht einmal versucht, etwas von der Energie abzuzapfen, die Wallace wie selbstverständlich zuzufließen schien. Er hatte zwar während des Wahlkampfs in New Hampshire daran gedacht, aber erst als er Muskie in zwei eindeutigen Arbeiter-Wahlbezirken mitten in Manchester geschlagen hatte, dämmerte ihm die Möglichkeit einer wahrhaft bewusstseinsverändernden Koalition: eine abenteuerliche Mischung aus Peaceniks und Hardhats, Farmern und Filmstars, zusammen mit Schwarzen aus den Städten, Chicanos vom Lande und den »Jungwählern« … eine Koalition, die so gut wie jeden hätte wählen können.
    Muskie war in Florida verreckt, weil er sich auf dem rechten Flügel mit Wallace, Jackson und Humphrey hatte zusammenpferchen lassen – und dann hinter allen dreien schlapper Vierter geworden war. In dieser Phase des Rennens bekam Lindsays anmaßender Entwurf zunehmend prophetische Züge. Das peinliche Ergebnis in New Hampshire hatte bewirkt, dass sich Muskie in leichter Panik gezwungen sah, aus der Mitte auszuscheren, und jetzt war die Partei gespalten. Der Weg nach Wisconsin war plötzlich auf beiden Fahrspuren frei, erlaubte links wie rechts ein zügiges Vorankommen. Einzige Gefahrenquelle war ein behäbiger Schwertransport namens »The Muskie Bandwagon«, der völlig unberechenbar »auf jenem gelben Streifen in der Straßenmitte« vorwärtskroch, wie es Big Eds zum Scheitern verdammter Medienmanager ausdrückte.
    Der Einzige, den es zu diesem Zeitpunkt ebenfalls schwer getroffen hatte, war Lindsay. Seine Wahlkampfmanager in Wisconsin hatten einen verhängnisvollen Irrtum im Strategieplan aufgespürt: Niemand hatte sich die Mühe gemacht, den Kandidaten namentlich zu bestimmen, der das gesamte Terrain auf der Linken usurpieren sollte, sobald Muskie aus der Mitte hinausgeboxt worden war. Demjenigen, der den Plan entworfen hatte, war anscheinend gesagt worden, dass McGovern in den späteren Phasen des Rennens kaum mehr eine Rolle spielen dürfte. Nach den beiden aufeinanderfolgenden Niederlagen in New Hampshire und Florida würde er pleite sein und auf dem schnellsten Wege zur nächsten Abdeckerei gekarrt oder, wenn das nicht klappte, in ein kostengünstiges Seniorenheim für

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