Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Titel: Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
Vom Netzwerk:
das echt Stil hat, wie zum Beispiel Folgendes: Am Montagnachmittag, dem ersten Tag der Convention, verbringst du – der ehrgeizige junge Anwalt aus St. Louis ohne Leichen im Keller und ohne geheime Laster – deine Freizeit am Pool des Playboy Plaza, brätst in der Sonne und labst dich an Gin Tonics – und plötzlich hörst du jemanden deinen Namen rufen. Du blickst auf und siehst vor dir einen lächelnden, rundlichen Burschen, ungefähr fünfunddreißig Jahre alt, der dir mit ausgestreckter Hand entgegenkommt.
    »Hi, Virgil«, sagt er. »Ich heiße J. D. Squane. Ich arbeite für Senator Bilbo, und wir würden sehr gerne auf Ihre Stimme rechnen. Wie steht’s?«
    Du lächelst, sagst aber nichts – wartest darauf, dass Squane fortfährt. Er wird deinen Preis wissen wollen.
    Aber Squane starrt hinaus aufs Meer, blinzelt zum Horizont … dann wendet er sich dir plötzlich wieder zu und fängt davon an, dass er eigentlich schon immer Raddampferkapitän auf dem Mississippi hatte werden wollen, aber dann sei die Politik dazwischengekommen: »Und jetzt, gottverdammt, müssen wir die letzten wenigen Stimmen bekommen …«
    Du lächelst wieder, es juckt dich jedoch, zur Sache zu kommen. Aber Squane ruft plötzlich jemandem auf der anderen Seite des Pools etwas zu, wendet sich dann wieder an dich und sagt: »Himmel, Virgil, es tut mir wirklich leid, aber ich muss weg. Der Typ da drüben liefert mir meinen neuen Jensen Interceptor.« Er grinst und reicht dir wieder die Hand. Dann: »Sagen Sie, vielleicht können wir uns später noch unterhalten, hm? Welche Zim mernummer haben Sie?«
    »1909.«
    Er nickt. »Wie wär’s mit sieben Uhr, zum Abendessen. Sind Sie frei?«
    »Sicher.«
    »Wundervoll«, erwidert er. »Wir können mit meinem neuen Jensen nach Palm Beach raufzischen … das ist eine meiner Lieblingsstädte.«
    »Geht mir genauso«, sagst du. »Hab schon viel davon gehört.«
    Er nickt. »Vergangenen Februar war ich ’ne Zeit lang da … aber man hat uns ganz schön ausgenommen, fünfundzwanzig Riesen hab ich dagelassen.«
    Jesus! Jensen Interceptor, fünfundzwanzig Riesen … dieser Squane ist definitiv einer von den betuchten Jungs. »Bis sieben Uhr dann«, sagt er und macht sich davon.
    Um zwei Minuten nach sieben klopft es an der Tür, aber es ist nicht Squane, sondern ein wunderhübsches, silberhaariges junges Mädchen, das sagt, J. D. habe sie geschickt. »Er hat ein Arbeitsessen mit dem Senator und trifft uns dann später im Crabhouse.«
    »Wunderbar, wunderbar – wollen wir uns einen Drink genehmigen?«
    Sie nickt. »Klar doch, aber nicht hier. Wir fahren rüber nach North Miami und nehmen noch meine Freundin mit … aber lass uns das hier vorher noch rauchen.«
    »Jesus! Sieht ja aus wie ’ne Zigarre!«
    »Isses ja auch!«, lacht sie. »Und die wird uns beide umhauen!«
    Viele Stunden später, morgens vier Uhr dreißig. Durchnässt in das Foyer taumelnd, um Hilfe flehend: keine Brieftasche, kein Geld, kein Ausweis. Blut an beiden Händen, und ein Schuh ist weg. Dann von zwei Pagen hinauf ins Hotelzimmer geschleppt …
    Frühstück gegen Mittag am nächsten Tag, kotzübel in der Cafe teria – in Erwartung einer telegrafischen Geldanweisung von der Ehefrau aus St. Louis.
    »Hi, Virgil.«
    J. D. Squane, noch immer grinsend. »Wo waren Sie denn gestern Abend, Virgil? Ich bin pünktlich bei Ihnen gewesen, aber Sie waren nicht da.«
    »Ich bin ausgeraubt worden – von Ihrer Freundin.«
    »So? Ist ja bedauerlich. Ich wollte nur sicherstellen, dass wir Ihre hässliche kleine Stimme bekommen.«
    »Hässlich? Moment mal! Das Mädchen, das Sie geschickt haben … wir sind irgendwo hingefahren, um Sie zu treffen .«
    »Scheißdreck! Sie wollten mich aufs Kreuz legen. Virgil! Wenn wir beide nicht bei derselben Mannschaft wären, hätte ich Lust, was gegen Sie zu unternehmen.«
    Wut steigt auf, ein schmerzhaftes Pochen im Brummschädel. »Scheiß auf Sie, Squane! Ich bin in niemandes Mannschaft! Wenn Sie meine Stimme wollen, wissen Sie verdammt gut genug, wie Sie sie bekommen können – und dieses gottverdammte rauschgiftsüchtige Girl, Ihre Freundin, die hat nicht dazu beigetragen.«
    Squane grinst breit. »Sagen Sie, Virgil – was wollten Sie für Ihre Stimme? Einen Posten als Bundesrichter?«
    »Da haben Sie gottverdammt wirklich haargenau recht! Sie haben mich gestern Abend in eine echt böse Situation gebracht, J. D. Als ich hierher zurückkam, war meine Brieftasche weg, und ich hatte Blut an den

Weitere Kostenlose Bücher