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Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Titel: Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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unvorsichtig wurden. Sie hatten wieder einmal einen langen Tag vor Gericht überstanden – man hatte ihnen diesmal vorgeworfen, während einer Rede des damaligen Gouverneurs Ronald Reagan versucht zu haben, das Biltmore Hotel niederzubrennen – und befanden sich auf dem Weg zurück zu Oscars Bude, die im Barrio als Hauptquartier diente (und sie fuhren vielleicht sechzig oder fünfundsechzig, obwohl nur fünfzig Meilen die Stunde erlaubt waren, wie Oscar später einräumte), als sie plötzlich von zwei Streifenwagen zum Halten gezwungen wurden. »Die taten so, als hätten wir gerade eine Bank ausgeraubt«, sagte Frank, während er den Lauf einer Schrotflinte inspizierte. »Wir mussten uns mit dem Gesicht nach unten auf die Straße legen, und dann durchsuchten sie den Wagen, und …«
    Ja … Da fanden sie also die Drogen: zwanzig oder dreißig weiße Pillen, welche die Polizei schnell als »illegale Amphetamin-Tabletten im Besitz des Anwalts Oscar Acosta« identifizierte.
    Der fette Tortillafresser für alle Jahreszeiten wurde wieder einmal eingebuchtet, diesmal wegen »Geschwindigkeitsübertretung im Zusammenhang mit Drogen«, wie die Presse es nannte. Oscar berief eine Pressekonferenz im Gefängnis ein und beschuldigte die Bullen, ihm die Drogen »untergeschoben« zu haben – aber nicht mal seine Leibwächter glaubten ihm, und die resultierende Publizität richtete so viel Schaden an, dass die gesamte »Brown Power«-Bewegung bereits total lahmgelegt, zersplittert und in Misskredit gebracht worden war, als schließlich sämtliche Anschuldigungen, einschließlich Brandstiftungsversuch und Drogenbesitz, entweder fallen gelassen wurden oder nur noch unter Geringfügigkeiten rangierten.
    Ich bin mir selbst nicht sicher, wie die Sachen schließlich beigelegt wurden. Nicht lange nach der »Verhaftung wegen Geschwindigkeitsübertretung im Zusammenhang mit Drogen« wurden, soweit ich mich erinnere, zwei seiner Freunde des Mordes angeklagt, weil sie angeblich im Barrio einen Heroindealer getötet hatten, und ich glaube, in der Drogensache gab Oscar am Ende klein bei und erklärte sich schuldig, »böse Pillen in der Öffentlichkeit bei sich gehabt zu haben«.
    Aber da war sein Zug schon abgefahren. Keiner der respektablen Chicano-Politikos in East L. A. hatte ihn je gemocht, und diese »Geschwindigkeitsübertretung/Drogenbesitz«-Kiste kam ihnen gerade recht, um öffentlich alles zu denunzieren, das sich links von huevos rancheros befand, und sich wieder Mexiko-Amerikaner zu nennen. Der Prozess gegen die »Biltmore Five« war für La Raza nicht mehr eine Sache, bei der es um Leben oder Tod ging, sondern ein schändliches Verbrechen, mit dem eine Handvoll radikaler Drogensüchtiger die ganze Gemeinschaft in Verruf gebracht hatte. Die Stimmung am Whittier Boulevard schlug über Nacht um und Brown Berets tauchten so selten auf wie Klienten mit Bargeld bei Oscar Zeta Acosta – dem gewesenen Chicano-Anwalt.
    Die politische Gemeinschaft der Ex-Chicanos tat ihr Bestes, um die Öffentlichkeit darüber aufzuklären und allen übrigen in der Stadt klarzumachen, dass man schon immer gewusst hatte, dass dieser drogensüchtige rata , der doch fast zwei Jahre lang einer ihrer artikuliertesten Sprecher und ganz sicher ihr radikalster, populärster und politisch aggressivster Wortführer gewesen war, in Wirklichkeit nur ein egoistischer und drogenabhängiger Publizitätssüchtiger war, der nicht einmal im Silver Dollar Café Kredit, geschweige denn Freunde oder eine Gefolgschaft um sich zu scharen vermochte. In der mexiko-amerikanischen Presse war kein Wort über die Kandidatur als Sheriff für L. A. County zu lesen, bei der Acosta ein Jahr zuvor einen überraschenden Popularitätsgrad erreicht hatte und die ihn bei den Chicanos in der ganzen Stadt, die politisch hip waren, beinahe zu einem Helden gemacht hatte.
    Nichts mehr von dem hirnlosen Scheißdreck am Whittier Boulevard. Oscars Drogensache geisterte noch immer durch die Abendnachrichten, als man ihm mit Dreitagesfrist die Wohnung kündigte und sein Wagen vom gewohnten Parkplatz auf der Straße vor seiner Einfahrt entweder gestohlen oder abgeschleppt wurde. Sein Angebot, die beiden Freunde zu verteidigen, die, wie er mir später versicherte, durchaus zu Recht des Mordes angeklagt waren, wurde von ihnen in aller Öffentlichkeit abgewiesen. Nicht mal umsonst, sagten sie. Lieber gar keinen Anwalt als einen dem Drogenwahn verfallenen Clown.
    Damit schnitten sie sich vielleicht ins

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