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Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Titel: Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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Schrecken beeindruckt war von der Art und Weise, wie er alles, was man ihm vorsetzte, angriff und niedermachte. Ich hatte noch nie einen jungen Boxer gesehen, der es schaffte, beide Füße fest auf dem Boden zu haben und sich dann vorzulehnen, wenn er mit der Linken oder der Rechten seine Haken schlug.
    Archie Moore ist wahrscheinlich der letzte Boxer gewesen, der jene seltene Kombination aus Kraft, Reflexen und hohem taktischen Instinkt besaß, die ein Boxer haben muss , wenn er auch nur gelegentlich Augenblicke totalen Einsatzes riskieren und damit durchkommen will. Aber Leon kämpfte ständig mit vollem Einsatz, und in den meisten seiner Kämpfe tat er nichts anderes.
    Es war der reine Kamikaze-Stil : Der wandernde Dreifuß sozusagen – wobei Leons Beine zwei Stangen des Dreifußstativs bildeten und der Körper des Gegners die dritte. Das ist aus mindestens zwei Gründen interessant: l. Es besteht kein Dreifuß, solange nicht ein Schlag aus dieser Ausgangsposition den Kopf oder den Körper des Gegners trifft, und daher kann die Wirkung eines Fehlschlags irgendwo zwischen fatal und entmutigend liegen, zumindest wird er hochgezogene Augenbrauen und vielleicht gar ein schwaches Lächeln bei den Kampfrichtern hervorrufen … und 2. Wenn der Schlag sitzt, dann ist der Dreifuß gebildet, und fast übernatürliche Energien und Kräfte werden wirksam, besonders wenn das unglückliche Ziel sich so weit in die Seile zurücklehnt, wie es dies mit eingezogenem Kopf und vorgebeugt in Deckungshaltung kann – wie bei Alis Seilhängerei.
    Ein Boxer, der beide Füße fest auf den Boden stellt und sich dann vorlehnt, um einen Haken herauszufetzen, hat sein gesamtes Gewicht und außerdem seine gesamte Balance dahinter; er kann an diesem Punkt nicht mehr zurück, und wenn es ihm nicht gelingt zu treffen, dann verliert er nicht nur Punkte wegen plumper Unbeholfenheit, sondern er bietet seinen Kopf dar, niedrig und offen für eine dieser Dampfhammer-Kombinationen aus der Nähe, die gewöhnlich mit einem Niederschlag enden.
    Das war Leons Stil bei der Olympiade, und es lief einem dabei kalt den Rücken runter. Er brauchte seinen Gegner nur da zu stellen, wo er keinen Ausweg mehr hatte, und dann einen oder zwei von diesen hirnerschütternden Dreifuß-Schlägen in der ersten Runde zu landen – und wenn man in der ersten von den drei Runden eines Olympia-Kampfes derart niedergeschmettert und eingeschüchtert worden ist, dann hat man nicht mehr genug Zeit, um sich davon zu erholen … oder man will es vielleicht auch gar nicht, wenn man einmal angefangen hat zu begreifen, dass dieser Brutalo, zu dem man in den Ring gezwungen worden ist, über keinen Rückwärtsgang verfügt und einen Telegrafenmast genauso angreifen würde wie ein menschliches Wesen.
    Nicht viele Boxer können mit diesem Stil des bedingungslosen Angriffs fertigwerden, ohne in die Defensive zu gehen und sich Gedanken über eine andere Taktik zu machen. Aber in einem Drei-Runden-Kampf bleibt keine Zeit, eine neue Taktik auszuhecken – und vielleicht auch nicht einmal in zehn, zwölf oder fünfzehn Runden, denn Leon gibt einem nicht viel Zeit zum Nachdenken. Er kommt wieder und wieder, drängt und schlägt, und er kann drei oder vier Schläge aus beiden Richtungen landen, wenn er die richtige Ausgangsstellung hat und sich dann vorlehnt, um das dritte Bein des Dreifußes zu treffen.
    Andererseits waren jene armen Wichte, die Leon bei den Olympischen Spielen zu Brei schlug, Amateure … und für uns alle ist es schade, dass er im Leichtschwergewicht boxte, als er die Goldmedaille gewann, denn wenn er ein paar Pfund schwerer gewesen wäre, dann hätte er gegen den eleganten kubanischen Schwergewichtsmeister Teofilo Stevenson antreten müssen, der ihn drei Runden lang wie einen Gong geschlagen hätte.
    Aber Stevenson, der olympische Schwergewichtsmeister 1972 und 1976, und der einzige moderne Schwergewichtler, der sich physisch und geistig mit Muhammad Ali messen kann, hat aus Gründen, die seine eigenen und die Fidel Castros sind, darauf bestanden, der » Amateur -Schwergewichtsweltmeister« zu bleiben, statt jenen letzten Sprung in den großen Ring zu tun, den ein Kampf gegen Muhammad Ali für ihn bedeutet hätte.
    Welche Gründe auch immer Castro zu dem Entschluss gebracht haben, dass ein Ali-Stevenson-Kampf – irgendwann 1973 oder ’74, als Muhammad die Köpfe und die Herzen der ganzen Welt mit seinem Sieg über George Foreman in Zaire gewonnen hatte – nicht im

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