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Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Titel: Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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zwischen Chicanos und Anglo-Freaks den nötigen Schub zu verleihen. Insofern ist es meiner Ansicht nach dringend notwendig, das gesamte »Freak«-Konzept weiter zu fassen – womit ich fast die Hälfte des Wahlkampfs zugebracht habe (siehe Anh.), aber eine Menge Leute weigern sich einzusehen, dass im Amerika Richard Nixons das Dasein als Freak den einzig ehrenvollen Ausweg darstellt …
    So viel dazu. Wo wir gerade bei Acosta sind, gleich weiter zu deinem Vorschlag einer Story über die Chicanos in L. A. … hört sich höchst vernünftig an, doch das Problem ist, dass ich so gut wie sämtlichen Kredit, den ich als weißer Journalist in der Szene hatte, für die Story in Scanlan’s aufgebraucht habe, die Hinckle dann doch gekippt und durch einen von ihm selbst verfassten Leitartikel in der »aktuellen« Ausgabe ersetzt hat. Insofern wird es extrem schwierig sein, dort unten einigermaßen produktive Arbeit zu leisten, es sei denn, ich stütze mich voll und ganz auf Oscar … und ich denke, das ließe sich durchaus machen, doch richtig glücklich bin ich nicht bei dieser Vorstellung. Ich habe vermutlich ebenso viel Zugang zu der Geschichte da unten wie jeder andere Gabacho-Journalist – eventuell sogar mehr, aber bevor ich mich darauf einlasse, muss ich genauer wissen, was ihr überhaupt wollt, & es wäre vermutlich eine gute Idee, die ganze Sache Oscar anzuvertrauen, bevor wir überhaupt anfangen. Denn ohne ihn würde ich mich an die Geschichte nicht heranwagen. Und selbst mit ihm wird es schon schwierig genug.
    Offen gestanden würde ich lieber die Vietnam-Geschichte machen – in der Hauptsache, weil ich den Eindruck habe, als könnte man daraus etwas wirklich Fantastisches machen, etwas, wo ich mich richtig reinknien kann. Das wäre mir am liebsten – so häufig bietet sich einem eine solche Gelegenheit ja nicht. Aber ich bin mir darüber im Klaren, welche Vorteile es hat, Herr die Sache zu überlassen, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet … also gib mir Bescheid, während ich mich in der Zwischenzeit mit Oscar berate & sehe, was in L. A. abgeht.
    Darüber hinaus hat mich immer noch das Finanzamt am Wickel & will 3500 Dollar von mir bis zum 7. Febr. – genau genommen erst mal nur 1000 Dollar bis zu diesem Termin, mit dem Rest lassen sie sich noch ein bisschen Zeit, während ich immer noch mit dem Vertrieb von Scanlan’s im Clinch liege. Es ist, als würden einem Höllenhunde in Nacken sitzen, während man krampfhaft nachzudenken versucht. Meine American-Express-Karte wurde gerade eingezogen wegen Kosten, die ich im Zuge der Geschichten für Scanlan’s auslegen musste … aber scheiß auf den ganzen Dreck. Gib mir Bescheid wegen der Vietnam/Chicano-Geschichte und außerdem wegen der Fotos aus Aspen und der Idee, darüber mehr zu bringen als nur meinen Brief. So weit, so gut.
    HST
    Brief von HST an JSW
    30. Jan. ’71
    Owl Farm
    Woody Creek, Colorado
    Lieber Jann …
    Ich stecke bis zum Hals in einem Chaos aus Arbeit/Prioritäten/Kommunikation – wobei einiges davon bedingt ist durch deine Telegramme, die hier mit drei Tagen Verspätung eingetroffen sind. Herrgott, mittlerweile solltest du es doch echt kapiert haben – Western Union sind voll für den Arsch.
    Aber egal – was ich dir anbieten kann, ist, das Material, das wir über Aspen bereits haben , unter Dach und Fach zu bringen und zusätzlich einige vage Ideen über L. A./Chicanos bzw. Vietnam zu entwickeln (mit ausführlichen Notizen und Textproben) … plus ein paar sehr zwiespältige Gedanken in Bezug auf den Vorschlag, eine ständige Kolumne im RS zu schreiben – was, theoretisch, immer eine gute Idee ist, doch mir ist noch in Erinnerung, dass ich mich mit Ramparts schon mal auf so einen Vorschlag eingelassen habe & die Idee, eine ganze Seite pro Monat zu füllen, nie so richtig zwischen mir und [dem Chefredakteur von Ramparts Peter] Collier ausdiskutiert worden ist – ganz zu schweigen von diesem Perückenarsch Hinckle. Trotzdem war es eine gute Idee; das habe ich selbst auch nie geleugnet – obwohl es schwerfiel, sich für 150 Dollar oder 200 Dollar pro Monat wirklich in die Sache reinzuknien. Was nämlich passiert, wenn man sich beim Schreiben auf einen regelmäßigen/Pflicht-Job einlässt, ist, dass man es kaum vermeiden kann, sich hin & wieder zum Deppen zu machen … und es fällt schwer, dafür einen Preis festzulegen.
    Aber erst mal zum Teufel damit; im besten Fall ist es eine vage Idee – vielleicht geboren aus der ständigen

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