Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)
Rolling Stone war eine Reportage über die Verwicklungen des Los Angeles Police Department in den Mord an Ruben Salazar, einem Chicano-Aktivisten und Kolumnisten der Los Angeles Times. Es ist dies die erste Zusammenarbeit von Hunter mit Oscar Zeta Acosta, einem lokalen Anwalt und Bürgerrechtler mexikanischer Herkunft, dem er ein paar Jahre zuvor zum ersten Mal begegnet war. Acosta, dem Hunter den Spitznamen »der braune Büffel« verpasst hatte, sollte kurz darauf als Dr. Gonzo in Angst und Schrecken in Las Vegas zu Ruhm gelangen. (Hunter und er waren nach Las Vegas gefahren, um in einer sicheren Umgebung die Details des Falles Salazar zu diskutieren.) Er wurde später Hunters Anwalt und Vertrauter, schrieb ebenfalls sporadisch für den Rolling Stone , wo seine Auftritte in der Redaktion unter den Mitarbeitern Furcht und Respekt gleichermaßen auslösten.
Undatierter Brief
von Anfang 1971 von JSW an HST
746 Brannan Street
San Francisco 94103
Lieber Hunter:
Vielen Dank für deinen Brief und die ausführlichen, unfertigen Entwürfe. Ich bin natürlich mit dir einer Meinung, dass wir nichts davon drucken, sondern sie eher zur Privatlektüre nutzen sollten. Selah. Dennoch drängt es sich irgendwie auf, zeitgleich mit der nächsten Wahl die Propagandamaschine ein bisschen anzukurbeln, sei es mit einem Vorwahlbericht über die Themen und Kandidaten (!) (hab ich das wirklich gesagt?) bzw. ein flammendes Traktat zur Wahl selbst oder ein Resümee des Dramas unmittelbar nach der Wahl. Was hältst du davon?
Außerdem gibt es noch die Alternative Vietnam oder die Mexikaner gegen das L.A.P.D.: Was wäre dir lieber? Ich würde es vorziehen, dich nach Los Angeles zu schicken, weil du mit den Hintergründen schon vertraut bist, und an deiner Stelle Michael Herr nach Vietnam schicken, damit er uns einen letzten großen Artikel darüber liefert.
Brief von HST an JSW
27. Jan. ’71
Owl Farm
Woody Creek, Colorado
Lieber Jann …
Vermutlich sind wir besser bedient, wenn wir einige Fotos und Bildunterschriften (zusammen mit meinem Brief – derjenige, den du sowieso drucken wolltest) sowie einer Nachbetrachtung & Vorschau (von mir) verwenden, die die letzte Wahl mit der anstehenden in einen Kontext stellt. Ich werde mittlerweile von ziemlichen Schuldgefühlen geplagt darüber, dass ich die letzte Wahl verloren habe – hauptsächlich deswegen, weil so viele Leute die Ereignisse in Aspen mit der Hoffnung auf einen großen Durchbruch verfolgt haben. Es ist höchst erstaunlich, wie viele völlig unterschiedliche Leute den Aspen-Artikel in der Ausgabe 10/1 gelesen haben. Ich habe Briefe aus der ganzen Welt bekommen. Aber egal – wir haben heute Abend beschlossen, dass [Ned] Vare wahrscheinlich im Frühjahr für das Bürgermeisteramt kandidieren wird & wir brauchen mindestens 2500 Dollar, um die Sache richtig ins Rollen zu bringen. (Im Augenblick sind wir dank einer Spende über 250 Dollar von [ Rolling Stone -Aufsichtsratmitglied] Arthur Rocks Freundin Mary – die groß Gewachsene aus Houston – damit befasst, kurz vor Torschluss noch einen Gerichtsbeschluss zu erwirken, um die Wahl auf November zu verschieben) … allerdings machen wir uns keine allzu großen Hoffnungen, dass es tatsächlich klappt, weshalb unser Hauptanliegen darin bestehen wird, die ganzen Freaks vor der Wahl im Mai zu mobilisieren, sodass, wenn die Sache mit der Verschiebung nicht hinhaut, wir unsere Truppen trotzdem schon für die große Schlacht in Bereitschaft haben. Und es wird eine Schlacht werden, das letzte Kapitel , wenn wir verlieren – oder ein massiver Schub für die Freak-Power-Bewegung, wenn es uns gelingt, Vare ins Amt zu hieven.
Allerdings möchte ich bis dahin durchaus etwas in der Richtung des Aspen-Artikels zustande bringen – selbst wenn es nur der besagte Brief sein sollte. Wobei mir persönlich & weil ich sowieso noch immer dabei bin, etwas über diese Wahl zu schreiben, lieber wäre, wenn es etwas Größeres wäre. Ich bin der Meinung, dass die ganze Geschichte vergeudet wäre, wenn es uns nicht gelingt, die nationale Politik mit einzubauen; wobei ich nicht nur den Artikel im Auge habe, sondern das ganze Freak-Power-Konzept. Oscar Acosta beispielsweise war ziemlich schockiert darüber, dass nur eine Handvoll von den Freaks in Aspen sich dazu aufraffen konnten, für die Raza Unida zu stimmen – was auf unsere Kappe geht, weil wir die Sache nicht vehement genug verfolgt und es dadurch versäumt haben, Oscars Idee einer Allianz
Weitere Kostenlose Bücher