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Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Titel: Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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Elko?«
    Zu weit, dachte ich, was auch stimmte. Elko lag 50 Meilen entfernt, und es würde Straßensperren geben. Unmöglich. Sie würden uns einfangen und wahrscheinlich abschlachten.
    Elko kam nicht infrage, aber ich wollte diese Nachricht nur ungern an den Richter weitergeben. Er hatte gerade nicht den Magen für schlechte Nachrichten. Er neigte dazu auszuflippen und gegen alles loszuschlagen, was in seiner Reichweite lag, wenn die Dinge nicht so liefen, wie er wollte.
    Es war schlauer, dachte ich, ihn bei Laune zu halten. Bald würde er einschlafen.
    Ich fuhr langsamer und dachte nach. Unsere Möglichkeiten waren sehr begrenzt. Es würde an jeder asphaltierten Straße außerhalb von Wells Straßensperren geben. Das war ein Hauptknotenpunkt, eine gigantische Raststätte, wo man alles, was man wollte, rund um die Uhr bekam – alles im legalen Rahmen. Doch was wir brauchten, gehörte nicht zu dieser Kategorie. Wir mussten verschwinden. Das war eine Option.
    Wir konnten die 93 Richtung Süden nach Ely nehmen, aber das war’s dann auch schon. Das wäre so, als würden wir in ein Stahlnetz hineinfahren. Eine Horde Bullen würde auf uns warten, und die nächste Station wäre das Staatsgefängnis von Nevada. Richtung Norden kam auf der 93 Jackpot, aber auch das würden wir nicht schaffen. Richtung Osten nach Utah war hoffnungslos. Wir saßen in der Falle. Sie würden uns zur Strecke bringen wie Hunde. Es gab noch ein paar andere Optionen, aber auf die hätten wir uns kaum einigen können. Der Richter hatte seine Prioritäten, die nicht meine waren, und so begriff ich, dass der Richter und ich an dem Punkt waren, um getrennte Wege zu gehen. Das machte mich nervös. Es gab andere Möglichkeiten, aber die waren sämtlich mit hohem Risiko verbunden. Ich fuhr an die Seite und schaute mir noch einmal die Karte an. Der Richter schien zu schlafen, aber ich konnte mir auch da nicht sicher sein. Er hatte immer noch die Magnum auf seinem Schoß.
    Der Richter wurde immer mehr zu einem Problem. Es gab keinen Weg, ihn ohne Gewalt aus dem Wagen zu befördern. Freiwillig würde er sich nicht in die dunkle stürmische Nacht bewegen. Die einzige andere Möglichkeit war, ihn zu töten, aber das stand außer Frage, solange er die Pistole hatte. In Notsituationen reagierte er immer sehr schnell. Ich konnte ihm die Pistole nicht abnehmen, und ich wollte mich nicht mit ihm darüber streiten, wer die Waffe haben sollte. Würde ich verlieren, dann würde er mir in den Rücken schießen und mich auf der Straße zurücklassen.
    Ich wurde immer nervöser, sodass ich nicht weitermachen konnte, ohne auf chemische Assistenten zurückzugreifen. Ich langte unter meinen Sitz zu meiner Notfalltasche, die fünf oder sechs Kapseln mit Black Acid enthielt. Wunderbar, dachte ich. Genau das, was ich brauche. Ich nahm eine und grübelte weiter über der Karte. Es gab einen Ort, der Deeth hieß, ein Stück geradeaus, wo eine dünn eingezeichnete Nebenstraße auf einen Berg hinaufzuführen schien, durch die Berge hindurch und über einen zerklüfteten Kamm zurück wieder runter nach Jackpot. Gut, dachte ich, das ist es. So würden wir uns bis zum Morgengrauen nach Jackpot schleichen können.
    Genau da spürte ich einen Schlag an der Kopfseite, als der Richter mit einem Kreischen aufwachte und mit seinen Armen um sich schlug, als wachte er gerade aus einem Albtraum auf. »Was ist los, verdammt?«, sagte er. »Wo sind wir? Sie sind hinter uns her.« Er brabbelte etwas in einer anderen Sprache und fiel dann wieder ins Englische zurück, als er versuchte, mit dem Revolver zu zielen. »Oh, Gott«, schrie er. »Sie sind genau über uns. Beweg dich, verdammt. Ich werde jeden Bastard umbringen, den ich sehe.«
    Er wachte tatsächlich aus einem Albtraum auf. Ich packte ihn am Hals und nahm seinen Kopf in den Schwitzkasten, bis er abschlaffte. Dann drückte ich ihn zurück in seinen Sitz und reichte ihm eine Kapsel mit Acid. »Hier, Richter, nehmen Sie das hier«, sagte ich. »Es wird Sie beruhigen.«
    Er schluckte die Tablette und sagte gar nichts, als ich auf den Highway fuhr und kräftig auf das Gaspedal drückte. Wir fuhren 115, als ein grünes Ausfahrtsschild, auf dem es hieß: »Deeth No Services«, plötzlich im Regen auftauchte. Ich machte einen Schlenker nach rechts und versuchte noch zu lenken. Aber es hatte keinen Zweck. Ich erinnere mich an das Geräusch des kreischenden Richters, als wir die Kontrolle verloren, eine 360-Grad-Drehung hinlegten und dann

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