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Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Titel: Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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treten musste, war schon bald nicht mehr von ihm übrig als ein Häufchen Elend. Sogar eingefleischte republikanische Wähler zeigten sich entsetzt von seiner Gefühllosigkeit und Inkompetenz. Interessanterweise dachten die meisten Hörer der Radiodebatten, Nixon sei als Sieger daraus hervorgegangen. Aber das schnell wachsende Fernsehpublikum erkannte in ihm den verlogenen Gebrauchtwagenhändler und wählte dementsprechend. Es war das erste Mal in vierzehn Jahren, dass Nixon eine Wahl verlor.
    Als er im Alter von vierzig Jahren als Vizepräsident ins Weiße Haus einzog, war er ein smarter junger Mann auf dem Weg nach oben – ein von Hybris zerfressenes Monster aus den Eingeweiden des amerikanischen Traums mit einem Herz voller Hass und dem unstillbaren Verlangen, Präsident zu werden. Er war in jedes Amt gewählt worden, um das er sich beworben hatte, und mit seinen Nazistiefeln hatte er sämtliche Feinde und dazu noch so manchen seiner Freunde niedergetrampelt.
    Nixon besaß keine Freunde – außer George Will und J. Edgar Hoover, die ihn beide im Stich ließen. Es war Hoovers schamloser Tod 1972, der direkt zu Nixons Ruin führte. Er fühlte sich hilflos und allein, als Hoover nicht mehr da war. Er hatte keinen Zugang mehr zum Direktor des FBI und auch nicht mehr zu dessen gespenstischem Vorrat an persönlichen Daten von so gut wie jeder Person in Washington.
    Hoover hatte Nixons rechte Flanke gebildet, und als er abkratzte, verstand Nixon, wie sich General Lee gefühlt haben musste, als Stonewall Jackson bei Chancellorsville fiel. Dadurch war Lees Flanke auf Dauer entblößt, und das führte zur Katastrophe von Gettysburg.
    Für Nixon führte der Verlust von Hoover unausweichlich zur Katastrophe von Watergate. Es musste ein neuer Direktor bestellt werden – ein unglückseliger Speichellecker namens L. Patrick Gray, der wie ein Schwein auf dem Weg zur Schlachtbank quiekte, als Nixon ihn das erste Mal unter Druck setzte. Gray geriet in Panik und schwärzte den Berater des Weißen Hauses John Dean an, der sich weigerte, Schuld auf sich zu nehmen, und stattdessen gegen Nixon Front machte, der schließlich durch Deans schonungslose und rachsüchtige Zeugenaussage wie eine Ratte in die Falle getrieben wurde und im Fernsehen vor unser aller Augen zusammenbrach.
    Das ist Watergate, in wenigen Worten für diejenigen mit bedrohlich verkürzter Gedächtnisspanne. Die wahre Geschichte ist erheblich länger und liest sich wie ein Lehrbuch menschlicher Gewissenlosigkeit. Sie waren allesamt Abschaum, aber nur Nixon kam davon und lebte lange genug, um seinen Namen reinzuwaschen. Oder zumindest sagt Bill Clinton das – und er ist schließlich der Präsident der Vereinigten Staaten.
    Nixon hat die Menschen gern darauf hingewiesen. Er selbst glaubte es, und das war sein Ruin. Er war nicht nur ein krummer Hund, sondern auch ein Narr. Zwei Jahre nachdem er abgedankt hatte, sagte er einem Fernsehjournalisten, »wenn ein Präsident es tut, kann es nicht illegal sein«.
    Kacke. Nicht einmal Spiro Agnew war so behämmert. Der war ein auf den Knien krauchender Strauchdieb mit der Moral eines Wiesels auf Speed. Aber er war fünf Jahre lang Nixons Vizepräsident, und er legte sein Amt erst nieder, als man ihn in flagranti dabei erwischte, wie Bestechungsgelder bar über seinen Schreibtisch im Weißen Haus gereicht wurden.
    Anders als Nixon fing Agnew gar nicht erst zu diskutieren an. Er kündigte seinen Job und flüchtete bei Nacht und Nebel nach Baltimore, wo er am nächsten Morgen vor dem U.S. District Court erschien, und man ihm eine mögliche Gefängnisstrafe wegen passiver Bestechung und Erpressung zu erlassen versprach, wenn er sich wegen Einkommensteuerhinterziehung für schuldig erklärte (und auf nolo contendere plädierte). Danach erfreute er sich erheblicher Prominenz und arbeitete für Coors Beer, wo er Gelegenheitsjobs erledigte und Golf spielte. Er sprach nie wieder mit Nixon und war bei dessen Beerdigung ein unwillkommener Gast. Sie nannten sein Verhalten ungehörig, aber er ging trotzdem hin. Er handelte anscheinend nach einem jener biologischen Imperative, von denen einer zum Beispiel bewirkt, dass Forellen Wasserfälle hinaufschwimmen, um zu laichen, bevor sie sterben. Agnew wusste, dass er Abschaum war, aber es scherte ihn nicht.
    Spiro Agnew war der Joey Buttafuoco der Nixon-Regierung, und J. Edgar Hoover war deren Caligula. Sie waren brutale und hirngeschädigte Unmenschen und schlimmer als jeder Auftragskiller aus

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