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Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Titel: Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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drin bei dir. Tut mir leid. Ruf an.

Letzte Gedanken über einen alten Todfeind
    Am 22. April 1994 verstarb Richard Milhous Nixon an den Folgen eines wenige Tage zuvor erlittenen schweren Hirnschlags. Zu dieser Zeit befand sich Hunter gerade in New Orleans, um sein neues Buch vorzustellen. Er verlängerte den Aufenthalt, um sich in die St. Charles Tavern zu verziehen, wo er unaufhörlich CNN schaute und einen Nachruf auf den Mann schrieb, von dem er über ein Vierteljahrhundert lang wie besessen war. Nixon war mehr als nur Hunters Gegenspieler oder Todfeind; er war ein Schattenbild seiner selbst, das für Hunter die lebende, atmende Verkörperung der dunklen Seite des amerikanischen Traums darstellte. Hunters Verabschiedung war der Situation angemessen – auch diesmal hielt er mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg.
    Als Hunter danach mit seinem alten Freund George McGovern sprach – der der Beerdigung seines ehemaligen Kontrahenten aus Pflichtbewusstsein gegenüber einem Expräsidenten beigewohnt hatte –, beschuldigte er ihn, einem Mann »Respekt zu erweisen«, der doch im Grunde der Feind war. »Das hat er mir nie verziehen«, sagte McGovern später.

Richard Nixons Tod
    16. Juni 1994
    Memo aus der innenpolitischen Redaktion
    Datum: 1. Mai 1994
    Von: Dr. Hunter S. Thompson
    Betreff: Der Tod von Richard Nixon: Anmerkungen zum Dahinscheiden eines amerikanischen Scheusals … Er war ein Lügner und ein feiger Drückeberger, und man hätte ihn auf See bestatten sollen … Aber er war immerhin der Präsident.
    Und er rief mit gewaltiger Stimme: Gefallen, gefallen ist Babylon, die Große!
    Zur Wohnung von Dämonen ist sie geworden,
    zur Behausung aller unreinen Geister und zum Schlupfwinkel aller unreinen und abscheulichen Vögel.
    – Offenbarung 18,2
    Richard Nixon ist jetzt weg, und ich bin umso ärmer. Er verkörperte für mich »die Quintessenz« – ein Monster, ein Grendel der Politik und ein sehr gefährlicher Feind. Er konnte dir die Hand schütteln und gleichzeitig einen Dolch in deinen Rücken rammen. Er belog seine Freunde und missbrauchte das Vertrauen seiner Familie. Nicht einmal Gerald Ford, der unglückliche Expräsident, der Nixon begnadigte und ihm das Gefängnis ersparte, war immun gegen das Böse, das von ihm ausging. Ford, der streng an Himmel und Hölle glaubt, hat seinen prominenten Golfpartnern mehr als einmal geklagt: »Ich weiß, dass ich in die Hölle kommen werde, weil ich Richard Nixon begnadigt habe.«
    Ich hatte viele Jahre lang eine Art persönlicher Blutsverwandtschaft mit Nixon, habe jedoch keine Angst, dass sie mich zusammen mit ihm in der Hölle landen lässt. Ich bin mit dem Dreckskerl bereits dort gewesen, und das hat mich zu einem besseren Menschen gemacht. Nixon hatte die einzigartige Gabe, seine Feinde als ehrenwert erscheinen zu lassen, und wir wuchsen mit der Zeit zu einer tief empfundenen Bruderschaft zusammen. Einige meiner besten Freunde haben Nixon ihr Leben lang gehasst. Meine Mutter hasst Nixon, mein Sohn hasst Nixon, ich hasse Nixon, und dieser Hass hat uns zusammengeschweißt.
    Nixon lachte, als ich ihm das erzählte. »Keine Sorge«, sagte er. »Ich bin auch ein Familienmensch, und wir empfinden genauso, was Sie betrifft.«
    Es war Richard Nixon, der mich zur Politik gebracht hat, und jetzt, da er gegangen ist, fühle ich mich einsam. Auf seine Weise war er ein Gigant. Solange er politisch aktiv war – und das blieb er bis zu seinem Lebensende –, konnten wir uns immer darauf verlassen, unseren Feind Nixon auf der mit Lug und Trug gepflasterten Straße zu finden. Es war müßig, woanders nach dem bösartigen Hundesohn zu suchen. Er besaß den Kampfinstinkt eines von Hunden gestellten Dachses. Er rollt sich auf den Rücken und verströmt den Geruch des Todes, was die Hunde verwirrt und dazu verlockt, es wie üblich mit Verbeißen, Zerren und Reißen zu versuchen. Aber gewöhnlich ist es der Dachs, der sich verbeißt und reißt und zerrt. Er ist ein Raubtier, das am besten kämpft, wenn es auf dem Rücken liegt; wenn es sich unter die Kehle des Feindes drängt und dessen Kopf mit allen vier Klauen packt.
    Das war Nixons Methode – und wenn jemand das vergaß, dann brachte er ihn um, damit es den anderen eine Lehre war. Dachse kämpfen nicht fair, Bubba. Darum hat Gott den Dachshund erschaffen.
    Nixon war ein Mann der Navy, und man hätte ihm eine Seebestattung ausrichten sollen. Viele seiner Freunde waren der See verbunden – Bebe Rebozo, Robert Vesco, William

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