Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)
drohenden Untergangs überwältigt, als wir hier mit geschlossenen Fenstern durchfuhren, um keine giftigen Dämpfe einzuatmen. So weit das Auge reichte, schien über allem eine bräunliche Wolke zu schweben. Sogar im Inneren des Wagens schmeckte die Luft wie ein gasförmiger Tod aus Karbonmonoxid, und auf der Windschutzscheibe bildete sich ein merkwürdiger chemischer Film.
Ich war der Verzweiflung nahe, und genau jetzt bemerkte ich den dunklen Weg zu meinem Club. Es sah zuerst nach einer Anliegerstraße zu einer aufgegebenen Farm aus, doch ich fuhr genau da hinein. Irgendwie spürte ich, dass dies der Ort sein musste. Es fühlte sich richtig an. Es war die einzige Abzweigung auf der Schnellstraße ohne ein Neonschild darüber.
Der kleine Weg führte einen Hügel abwärts und durch ein dunkles Tal mit Bäumen. Nirgends war ein Lebenszeichen von Leben – Autos, keine Menschen, keine Verkehrsschilder. Schließlich brachte ich den Lincoln am Rande eines langen, anmutigen Hügels zum Stehen, um mich zu beruhigen und zu orientieren.
Es war ein netter Ort, um sich darin zu verlieren, ein stiller Wald aus Ulmen und Mondschein und gepflegten Wiesen. Ich kurbelte das Fenster herunter und stieg aus dem Wagen. Der Himmel war voller Sterne, die Luft schmeckte süß. Mir war schwindlig. Aus der Ferne konnte ich ein dichtes, strahlendes Glühen am Himmel erkennen, das musste Manhattan sein, nur achtzehn Meilen von hier. Mir kam es so unglaublich weit entfernt vor, als wäre ich von der Schnellstraße abgebogen und geradewegs hinter die Spiegel in eine andere Zeit gegangen. Ich fühlte mich wie Jay Gatsby, verloren in einem einfachen Stück Wald, an den frischen grünen Brüsten der Neuen Welt.
Ich stieg wieder in den Wagen und fuhr los, einen langen Hügel hoch und an zwei oder drei dunklen Kutschenschuppen vorbei – und plötzlich war ich ganz oben und hatte eine glitzernde Vision direkt vor Augen, die nichts anderes sein konnte als die Polo-Party. Kaum zu fassen. Es war einer jener magischen Momente, die die Romantiker unter uns für immer in Erinnerung behalten. Ich sah über ein Tal, das aus schimmernden Wigwams bestand, die von der elegantesten Party der Welt kündeten. Als ich näher heranfuhr, hörte ich Klarinettenklänge und die weichen Stimmen lachender Frauen. Um das Clubhaus herum glommen in den Bäumen bläuliche Laternen, und große Männer bewegten sich in den Schatten, nippten an Gin Highballs und rauchten dünne Zigarren. Gatsby hätte sich hier gleich zu Hause gefühlt.
Ich parkte an der Abgrenzung zum Golfplatz zwischen den Bäumen, und an der Bar sah ich Harriman, der alleine dastand und mit elendem Blick auf die Tanzenden starrte. Eine Baumwand blockierte den Zugang, doch ich schlüpfte ohne Weiteres hindurch und spazierte dann über den Rasen zum Zelt. Die Leute lächelten warmherzig und nickten ein Hallo, dann schlug das Orchester einen New-Age-Walzer an.
Er saß jetzt mit einer geschmeidigen blonden Frau zusammen, die ein eng anliegendes rotes Kleid trug und sich als Deborah Couples entpuppte. Ihr waren Skandale nicht fremd, und wir klebten sofort aneinander. Sie war auf der Suche nach einem Financier für ihr Frauenteam, und ich meinte, Rolling Stone würde das übernehmen.
Der Rest des Abends war unbarmherzig charmant. Alle waren sie sehr liebenswürdig, und jeder von uns trank eine Menge. Ich weigerte mich aus persönlichen Gründen, mit Miss Couples zu tanzen, also zog sie weiter und tanzte wild mit einer Reihe von dunkelhäutigen Verehrern und argentinischen Polo-Typen. Harriman versuchte sich dazwischenzudrängen, aber er war sogar zu betrunken, um zu tanzen. Ich beschloss aufzubrechen und ließ ihn stehen.
Der Lincoln rauschte in dieser frühen Morgenstunde auf der Jericho-Schnellstraße dahin, und die Polo-Lounge war immer noch geöffnet, als ich im Hotel eintraf. Hinter der Bar sah ich Hugo stehen, über die Zapfhähne gebeugt wie ein haariger Troll in einem Käfig, und da zog ich es vor, meinen Absacker alleine oben in meinem Zimmer zu nehmen. Hugo stürzte mir hinterher, als ich zu nah am Geländer entlangging, aber ich duckte mich weg und lief zum Aufzug. Er machte mir Angst.
Ich fühlte mich schwach und zitterte, als ich aus dem Aufzug trat; die Flure waren wie immer leer. Ich eilte ins Zimmer und schloss schleunigst beide Türen ab, fiel dann auf das Sofa und tauchte für einige Stunden in einer Doppel-Helix-Position ab.
Am Samstag regnete es den ganzen Tag über. Ich klinkte mich
Weitere Kostenlose Bücher