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Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Titel: Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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Typen?«, fragte einer. »Wo kommen die her? Wir kennen nicht mal ihre Familien.«
    »Das liegt einfach nur daran, dass es allesamt Hundesöhne sind«, antwortete eine Frau aus Palm Beach.
    Mich beunruhigten einige dieser Ausfälle; Harriman dagegen meinte, ich sei ignorant. »Das sind sehr wohlhabende Leute«, sagte er. »Intoleranz gilt bei ihnen als Tugend, und extreme Intoleranz ist das Größte überhaupt.«
    »Das sagt gerade der Richtige«, meine ich. »Gestern waren Sie noch der Ansicht, Polo sei der Sport der Könige und Götter. Kein Wunder, wenn ihr schlaffen Pferdefreaks noch im Schuldturm landet.«
    »Bitte«, sagte er. »Reden Sie nicht so vulgär daher. Sie beschämen mich. Fahren wir lieber zum Strand und suchen uns ein paar junge Mädchen.«
    »Wie?«, sagte ich. »Sind Sie noch richtig im Kopf? Das Spiel fängt jeden Moment an.«
    Er nickte gedankenverloren und zuckte mit den Schultern. »Ja, natürlich«, sagte er. »Schade auch. Vielleicht morgen.«
    Ich wandte mich ab. Seit wir uns kennengelernt hatten, war mir Harriman schon mehr als einmal nicht ganz geheuer gewesen, und das tief in mir sitzende Bild von einem armseligen 102 Jahre alten Kriminellen, der unschuldigen jungen Mädchen an einem nebligen Strand in Long Island hinterherschnüffelt, während diese auf dem Weg von der Schule nach Hause spielen und lachen, ließ ihn mir nur noch abstoßender erscheinen.
    Vielleicht war er auch nur 72; es spielte keine Rolle. Es lag bisweilen etwas Brutales und Lüsternes in dem, wie er redete, und in manchen Nächten löste er in mir die ANGST aus. Ich war mir nicht länger sicher, wer er überhaupt war oder was er mit mir trieb, und sein unablässiges gewalttätiges Geifern über den Präsidenten, der seine Frau gebumst habe, ging mir mehr und mehr auf die Nerven. Ich wollte nichts damit zu tun haben. Es ist eine schlechte Sache, in die privaten Streitereien anderer hineingezogen zu werden; er war nicht der erste Mann, den ich traf, der meinte, der Präsident habe es mit seiner Frau getrieben.
    Meine Homeboys schlugen mit Höchstgeschwindigkeit auf dem Spielfeld auf und setzten nach zwei Sieben-Minuten-Chukkers zu einer 3 : 1-Führung an. Memo drehte voll auf, er machte sämtliche der drei Tore für Aspen, und Tiger Kneece verteidigte wie Deion Sanders, wenn der einen guten Tag hat. Sogar Doug Matthews war ein Held.
    Wir erspielten uns in der ersten Hälfte eine komfortable Führung, und ich verbrachte die meiste Zeit des dritten Chukkers in meiner Kabine, trank Absinth und erörtere den tieferen Sinn von Sport im Allgemeinen mit einem Mann namens Lipsyte von der New York Times . Er wollte sich nicht auf eine Wette gegen mich einlassen, da er gehört hatte, es sei ein abgekartetes Spiel.
    »Unsinn«, sagte ich zu ihm, »Sie sind wohl nicht ganz bei Trost. Diese Leute da sind so sauber wie frisch gefallener Schnee. Das Einzige, was man hier gewinnen kann, ist ein billiger Silberpokal. Der ist wertlos.«
    »Schwachsinn«, sagte er. »Niemand, der noch bei Sinnen ist, würde eine Million ausgeben, nur um etwas derart Billiges zu gewinnen.«
    »Willkommen im Polo«, sagte ich, »dem Sport der Könige und Götter.«
    Zur Halbzeit gerieten die unter ständigem Beschuss stehenden Schlägertypen von White Birch ins Taumeln und schienen ihr Selbstvertrauen verloren zu haben. Sie wirkten demoralisiert und benahmen sich völlig daneben. Das Spiel war meines Erachtens gelaufen, und ich begann die Menge damit zu bearbeiten, ihren Einsatz gegen mich zu verdoppeln. Es war ein fantastisches Gefühl, und ich achtete darauf, mir nichts anmerken zu lassen.
    Die träge Halbzeitpause verbrachte ich hauptsächlich in einem Lamborghini-Jeep, der unterhalb des VIP-Tower parkte, rauchte Opium und verzehrte zusammen mit einer heißen Braut namens Jane und einigen Mädchen aus Saudi-Arabien Erdbeeren mit Devon-Creme.
    Dann klopfte plötzlich mein Freund Earl Biss an die kugelsichere Windschutzscheibe des Jeeps. Er hatte Freigang von der Arbeit und war mit vollem Einsatz ins Spielerleben zurückgekehrt. Ich machte die Wagentür auf und wollte ihn hineinbitten, aber er schien durcheinander zu sein und bedeutete mir auszusteigen.
    »Sie reißen uns in Stücke«, rief er. »Wir sind gerade dabei zu verlieren.«
    Ich eilte mit ihm zurück zum Spiel und stellte zu meinem Entsetzen fest, dass White Birch irgendwie die Führung übernommen hatte. Der Spielstand war vier zu drei, und meine Homeboys brachen gerade komplett zusammen. Memo

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