Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)
Krieger, doch er saß im Knast und ich nicht – und außerdem war mir klar, dass er schuldig war. Er hatte Hugo umgebracht, so sicher wie ich mich jetzt bei Höchstgeschwindigkeit in blinder Panik auf dem Weg zum Flughafen befand. Ich konnte Harriman nicht mehr helfen. Er war dem Untergang geweiht, und ich wollte mich ihm nicht anschließen. Es wäre langweilig, und wer würde sich dann um meine Ponys kümmern?
Ich habe nie mehr etwas von Harriman gehört, nur Tobias hat mir später erzählt, dass das Verfahren gegen ihn aus Mangel an Beweisen eingestellt worden sei … In meinem Herzen weiß ich, dass die Welt mit einem toten Hugo ein besserer Ort ist, aber das behalte ich lieber für mich. Man kann nicht vorsichtig genug sein.
Epitaph
Veni, Vidi, Vici
Mein Leben ist jetzt ein anderes. Ich bin auf allen Turnieren. Ich gehe bei Lodsworth einkaufen, man sieht mich an der Seite von Deborah Couples, und im Winter fliege ich nach Argentinien – mit den verrückten Dukakis-Schwestern. Letzten Monat war Palm Beach dran; jetzt sind es die U.S. Open, und dann geht es runter nach Buenos Aires. Wir leben in unserer eigenen Welt und bewegen uns darin wie Delfine.
Ich bin jetzt ein Polo-Mensch, und ich kenne den Polo-Spirit. Ich rauche feinstes Opium und fahre eine Ducati 916. Wo ich gehe, singen Vögel, und mein Zuhause übt eine magnetische Anziehungskraft auf Kinder aus.
Es war ein langer Weg von der Farm von Onkel Lawless bis hierher. Jetzt habe ich meine eigenen Ponys. Ich schlage auf meinem Hof Polo-Bälle mit einem 30-Inch-Kurzschläger von Gray’s und wurde beim jüngsten Polo-Fest in den Treuhänder-Ausschuss berufen. Mein Nachbar De Lise ist ein Two-Goaler, und wir verbringen fünf Stunden am Tag im Trainings-Käfig, schlagen Bälle mit hundert Meilen pro Stunde in den Kugelfang und versuchen uns gegenseitig süchtig danach zu machen. Das ist falsch, aber wir tun es trotzdem. Das ist der Polo-Spirit – und wenn Polo falsch ist, bin ich es auch.
Memo aus der innenpolitischen Redaktion – An: Dollar Bill Greider
24. August 1995
Datum: 6. Juli 1995
An: Dollar Bill Greider
Von: Hunter S. Thompson
cc: P. J. O’Rourke
Betreff: Dass du mich in deinen kruden Politdiskurs mit P. J. gezogen hast
( rs 712–713)
Du verrückter Arsch! Sieh doch, was du da getan hast. Du hast den dereinst stolzen Hybriden Gedanken (schlag’s nach), dass wir, von höchstem Rang und mit der stolzesten Stimme der Rock-’n’-Roll-Gesinnung sprechend, klug seien, in tausend Stücke geschlagen. Ihr habt euch beide öffentlich zu Idioten gemacht – und dann habt ihr noch den Nerv – billig, feige und zum Himmel stinkend –, eure Sprachlosigkeit auf irgendwelche Pillen zu schieben, von denen ihr behauptet, ich »hätte sie euch per Post geschickt« .
Ach, ihr dilettantischen Mistkerle seid alle gleich, stimmt’s. Erst das Geschwätz, dann der Verrat … Und dann schiebt ihr’s mir in die Schuhe.
Ihr erinnert mich an Hubert Humphrey, als er völlig fertig war mit den Nerven; der am Ende verzweifelt war wie ein alter Aasvogel. Er schwebte über dem Leben anständiger Leute wie ein Geier über einem Bauernhof – schnatternd & kreischend & sabbernd, wie es Geier eben tun –, und schließlich stürzte er sich herab und stieß hinein und nährte sich auf grausame Weise und in aller Öffentlichkeit von den Träumen der Verdammten unter sich.
Hubert hätte das niemals so gesehen, natürlich nicht, und ich bin sicher, dass ihr das ebenso wenig tut … Ach, Billy, wir sind in diesen Tagen einsam und sehnsüchtig nach Helden, stimmt’s? Es ist so, als würden wir in einem Sumpf leben, Laternen schwingen und einander mitten im Nebel, der über dem torfigen Moor hängt, hysterisch anschreien, immerzu schwach & mit der Angst, plötzlich von hinten von einem riesigen mörderischen Höllenhund angegriffen zu werden – einem Biest, das ganz andere Pläne hat als du oder auch P. J. …
Der wenigstens aber machte für sein dilettantisches Geschwätz weder mich noch meine Pillen verantwortlich so wie ihr … Schämt euch, Freunde. Ich finde, ihr solltet euch bei mir entschuldigen. Ich besitze eine Menge Pillen, aber ich habe nichts , das einen klugen Mann so handeln ließe wie Hubert Humphrey – und wenn ich etwas Derartiges hätte, würde ich es euch nicht schicken.
Die meisten Leute erkennen ein ausgebufftes Schwein, wenn sie eines sehen. Wir aber sind keine Schweine, und wir werden unglücklich, wenn wir uns so verhalten. Es ist
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