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Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Titel: Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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Schnickschnack aus den Devotionalien-Zelten verschwendete. Einer der Gauner zog mir 900 Dollar für ein Set aus goldbeschichtetem Polo-Porzellan aus der Tasche, das bis heute nicht geliefert wurde. So was steckt dir wie ein fauler Knochen im Hals, ein Schandfleck auf meiner Erinnerung. Caveat Emptor , so lautet die Regel auf dem Polo-Markt. Es sind Pferdehändler, Stammesbrüder von Natur aus, und an jedem Tag ihres Lebens wachen sie gierig auf. Aufpassen.
    Der Rest des Tages war ein einziger Albtraum. Als ich zurück ins Pressezelt ging, um mich nach Harriman zu erkundigen, hieß es, dass er vor der Halbzeit in einen gewalttätigen Zusammenstoß mit lokalen Polizeikräften geraten und dann wegen Mordverdachts festgenommen und in ein Gefängnis gebracht worden sei. Niemand konnte das richtig erklären. In Polo-Kreisen kannte man offenbar sein Gesicht, und für die Leute war er ein Gentleman.
    »Ich kann das nicht glauben«, sagte ein Mann, der einen Burberry trug und sich als Präsident des Sands Point Polo Club vorstellte. »Er würde keiner Fliege etwas zuleide tun; es ist eine Schande. Ihm gehört das Garden City Hotel. Und er war ein Eight-Goaler zu seiner Zeit, wissen Sie.«
    Oh, oh, dachte ich, nichts wie weg von hier. Mein Leben war dabei, in Schieflage zu geraten. Die abscheulichen Beschuldigungen gegen Harriman bestätigten nur meine schlimmsten Befürchtungen. Ich wusste, dass er schuldig war; in meinem Inneren hatte ich da keine Zweifel; genauso wusste ich aber auch, dass ich nicht einfach abhauen und ihn im Stich lassen konnte. Er war ein guter Mensch, und er schien fast so etwas wie ein Freund zu sein … Er war ein gewaltbereiter, mörderischer Perverser, der Kindern nachts am Strand auflauerte, und alles, was er von sich gab, warf beunruhigende Fragen auf – ich aber bin immerhin der Gründungsvater der Fourth Amendment Foundation, und ich hatte Zugang zu den weltweit besten Strafverteidigern. Das war das Mindeste, was ich für Harriman tun konnte, und ich beschloss, es sofort zu tun. Obwohl ich für die Siegesfeierlichkeiten in Amityville schon spät dran war, handelte es sich hier um einen beruflichen Notfall. Ich raste mit dem Lincoln zurück ins Hotel, ohne auf die Geschwindigkeitsbegrenzung zu achten, und rannte nach oben aufs Zimmer, wo Tobias die Telefone bediente. »Ja«, sagte er hektisch, »es ist wahr. Sie beschuldigten ihn des vorsätzlichen Mordes. Ich versuche herauszufinden, wo sie ihn hingebracht haben.«
    »Ruf sofort Goldstein an und mach alles, was er sagt. Ich muss jetzt los zum Abendessen mit Doug und meinen Homeboys bei irgendeinem Mexikaner in Amityville. Diese Nacht ist für die Ewigkeit, Tobias, und ich bin strikt dagegen, dass Harriman sie ruiniert. Wir werden ihn bis morgen früh draußen haben – auch wenn er schuldig ist.«
    Dann befand ich mich wieder auf der verdammten schmutzigen Schnellstraße von Long Island und versank in ernsten Grübeleien. Es war eine weitere feuchte Nacht auf der Insel. Ich versuchte mich zu entspannen und normal zu bleiben. Was soll’s, dachte ich. Es ist nur Rock ’n’ Roll.
    VI
    Am Sonntag spätnachts hatte ich mich nach unserer Siegesfeier in Amityville verfahren, als ich mit den Gracida-Brüdern und zwei volltrunkenen Mädchen das Hotel ansteuerte. Alle vier waren sie in den Rücksitzen des Lincoln versunken, was mich nervös machte. Sie schenkten mir keine Aufmerksamkeit, als wäre ich ein bezahlter Chauffeur. Alle möglichen Geräusche waren von hinten zu hören, von Flüstern bis Kampfgetöse. Ich versuchte, nicht darauf zu achten, drehte das Radio lauter und schluckte meine letzte Haschischkugel.
    Wir waren schon über eine Stunde lang unterwegs gewesen, als mir klar wurde, dass ich mich hoffnungslos verfahren hatte. Ich bat um Hilfe, aber keiner antwortete. Schließlich fuhr ich bei einem 7-Eleven-Shop vor und stieg bei laufendem Motor und brennenden Lichtern aus. Niemand meiner Rücksitzleutchen schien mitzukriegen, dass ich den Wagen verließ, über den Parkplatz lief und in ein wartendes Taxi stieg. Scheiß auf diese Leute, dachte ich. Sollen sie sich selbst durchschlagen.
    Auf dem Rückweg ins Hotel redete ich mit dem auffällig stillen Fahrer über Gatsby und fragte ihn, ob er wisse, wo sich dessen Haus befand.
    »Davon weiß ich nichts«, schnarrte er. »Ich spreche kein Englisch.«
    Erschöpft ließ ich mich zurück in den Sitz fallen. Ich hatte kein Geld; im Prinzip hatte ich alles Tobias gegeben, als ich ihn losschickte, um

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