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Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Titel: Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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zusammengekratzt sind«.
    Mit anderen Worten: Die geballten Ergüsse der Gehirnakrobaten in den Redaktionen der New York Times und der Washington Post lassen durchsickern, dass wir am Arsch sind. Muskie ist ein Holzkopf, der seine besten Sätze aus alten Nixon-Reden stiehlt. McGovern ist zum Scheitern verurteilt, weil jeder, der ihn kennt, so viel Respekt für ihn hegt, dass er dem armen Kerl nicht zumuten mag, am Präsidentenrennen teilzunehmen … John Lindsay ist eine Niete, Gene McCarthy ist irre, Humphrey ist fertig und nutzlos, Jackson hätte lieber gleich im Bett bleiben sollen … und, na ja, damit wäre die Lage wohl geklärt, oder?
    Nicht ganz, und ich spüre, wie sich ANGST anschleicht, und dagegen hilft nichts anderes, als einen fetten schwarzen Klumpen Opium von der Größe eines jungen Fleischkloßes zu mampfen und ein Taxi zu rufen, um sich schleunigst zu den Pornokinos in der 14th Street bringen zu lassen … freie Bahn ins Hirn fürs Opium und dann nichts als Porno!
    Was die Politik betrifft, hat Art Buchwald letzte Woche in seiner »Fanpost an Nixon« schon alles gesagt.
    »Ich wollte schon immer in die Politik gehen, aber ich war nie leichtgewichtig genug, um ins Team zu kommen.«

Angst und Schrecken in New Hampshire
    2. März 1972
    Es war kurz vor Mitternacht, als ich Cambridge verließ und auf der US 93 nördlich nach Manchester fuhr – in einem dieser großen grünen Miet-Cougars mit Knüppelschaltung, der ungefähr 29 Sekunden lang Gummi frisst und dann im Ersten oder Zweiten heiße schwarze Reifenfetzen über die Straße spuckt … ich schlingerte mit grässlichem Kreischen durch die Vororte von Boston auf dem Weg in den Norden nach New Hampshire, wieder auf Wahlkampftour … wie gewöhnlich mit Verspätung: linke Hand am Lenkrad, mit der anderen am Radioknopf auf der Suche nach der richtigen Musik und zwischen den Beinen ein Glas mit eisgekühltem Wild Turkey, der mir in jeder Kurve in den Schritt schwappt.
    Nicht viel vom Mond zu sehen heute Abend, aber der Himmel hängt voller heller Sterne. Bitterkalt ist es draußen, hier und da Eis auf der Straße und Schnee auf den Hängen … mit 75 oder 80 Meilen in der Stunde durch eine Landschaft splitternackter Bäume und steinerner Zäune; der Highway ist leer, und in den Bauernhäusern am Straßenrand brennt kein Licht. In New England gehen die Leute früh zu Bett.
    Vor vier Jahren fuhr ich in einem anderen Mercury diese Straße entlang, aber damals saß ich nicht am Steuer. Es war eine große gelbe Limousine mit einem Zivilcop am Lenkrad. Vorne neben dem Cop saßen zwei der wichtigsten Redenschreiber Nixons: Ray Price und Pat Buchanan.
    Hinten waren wir nur zu zweit: ich und Richard Nixon. Und wir fachsimpelten auf höchst ernsthafte Weise über Football. Es war spät – auch damals fast Mitternacht –, und der Cop hielt den großen Merc auf exakt 65, während wir mehr als eine Stunde lang über den Highway surrten – von einer Halle der American Legion in einer Kleinstadt bei Nashua, wo Nixon eben eine Rede gehalten hatte, zum Flughafen in Manchester, wo ein Lear Jet darauf wartete, den Kandidaten und seine Berater in Windeseile zu einem Brainstorming nach Key Biscayne zu transportieren.
    Es war eine höchst eigentümliche Fahrt, wahrscheinlich so ziemlich das Irrste, was ich je erlebt habe, und es war besonders irre, weil Nixon und ich unseren Spaß daran hatten. Wir führten ein gutes Gespräch, und als wir am Flughafen ankamen, stand ich mit Dick und den anderen am Lear Jet und plauderte höchst entspannt darüber, wie erfolgreich seine Tour durch New Hampshire gewesen war … und als er ins Flugzeug stieg, schien es ganz selbstverständlich zu sein, sich für die Autofahrt zu bedanken und ihm die Hand zu schütteln …
    Aber plötzlich wurde ich von hinten gepackt und vom Flugzeug weggerissen. Ach, du Scheiße, dachte ich, als ich rückwärts taumelte, jetzt ist es so weit! »Vorsicht da!«, schrie jemand. »Schnell, die Zigarette!« Eine Hand schnellte aus der Dunkelheit hervor, um mir die Zigarette aus dem Mund zu reißen. Dann stützten mich andere Hände, und ich erkannte die Stimme von Rick Ruwe, Nixons wichtigstem Emissär für New Hampshire, der mich anfuhr: »Verdammt, Hunter, fast hätten Sie das Flugzeug in die Luft gejagt!«
    Ich zuckte mit den Achseln. Er hatte recht. Ich lehnte über dem Treibstofftank mit einer brennenden Kippe zwischen den Lippen. Nixon lächelte und streckte mir nochmals die Hand entgegen, während Ruwe

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