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Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Titel: Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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unter Butte, Montana, malocht. Mein Verhältnis zum Weißen Haus war von Anfang an äußerst negativ; mein Antrag auf Presseakkreditierung wurde rundweg abgelehnt. Die brauche ich nicht, hieß es. Weil der Rolling Stone ein »Musikmagazin« sei und dieser Tage nicht viel Musik im Weißen Haus zu hören sei.
    Und anscheinend ebenso wenig auf dem Capitol Hill. Als ich bei der Congressional Press Gallery nachsuchte, was mit meinem Antrag (auf Presseakkreditierung) sei, den ich Anfang November 71 gestellt hatte, wurde mir mitgeteilt, dass es noch zu keiner Entscheidung gekommen sei – aber auch die Akkreditierung würde ich wahrscheinlich gar nicht brauchen. Woher ich eigentlich die Unverfrorenheit nehme, mich um den Status eines »Pressebeobachters« bei den nationalen Nominierungskonventen der Demokraten und der Republikaner in diesem Sommer zu bewerben?
    Woher eigentlich? Da hatten sie mich ertappt. Um nicht das Gesicht zu verlieren, verstieg ich mich zu der Behauptung, es sei noch nie schlüssig bewiesen worden, dass Musik und Politik nicht zusammenwirken könnten – aber als man mich fragte, was für diese These spräche, sagte ich: »Ach, was soll’s? Sie haben wahrscheinlich recht. Warum das eigene Nest beschmutzen, äh?«
    »Was?«
    »Schon gut«, sagte ich. »Ich wollte die bescheuerten Ausweise sowieso nicht haben.«
    Was stimmte. Den Zugang zum Weißen Haus verwehrt zu bekommen, ist dasselbe, wie Lokalverbot im Playboy Club zu haben. Es hat definitiv seine Vorteile, bei Örtlichkeiten wie diesen auf der schwarzen Liste zu stehen.

Die Todesfee kreischt in Florida
    13. April 1972
    »Die Whistle-Stops verliefen ereignislos bis mittags in Miami, wo der Yippie-Aktivist Jerry Rubin und ein weiterer Mann ihn ständig mit Zwischenrufen unterbrachen. Der Senator versuchte irgendwann, auf Rubins Vorwürfe einzugehen, er habe zu den Falken gezählt, was die Kriegsmaßnahmen gegen Vietnam betraf. Er räumte ein, dass er, wie viele andere Senatoren auch, zu jener Zeit einen Fehler gemacht habe, aber Rubin ließ ihn nicht zu Ende reden.
    Muskie kritisierte schließlich in aller Schärfe Rubin und den Störer Peter Sheridan, der in West Palm Beach mit einem Presseausweis zugestiegen war, den er offenbar von Dr. Hunter S. Thomp son hatte, dem Washington-Korrespondenten des Rolling Stone .«
    – Miami Herald, 20. Februar 72
    Chitty und der Boohoo
    Dieser Vorfall sucht mich immer wieder heim, seit ich eines friedlichen Sonntagmorgens vor ein paar Wochen bei der Lektüre des Miami Herald darauf stieß. Ich saß in der milden Luft auf der Veranda der »National Affairs Suite« hier im Royal Biscayne Hotel, schnitt eine Grapefruit auf und schlürfte einen Becher Kaffee, als mir beim Überfliegen der Politikseite des Herald plötzlich mein Name ins Auge sprang, und zwar mitten in einer Story über die Fahrt von Ed Muskies Wahlkampfzug »Sunshine Special« von Jacksonville nach Miami.
    Einige eilige Telefongespräche bestätigten, dass in dem Zug Übles passiert war und man mich dafür verantwortlich machte. Ein New Yorker Reporter, der dem Muskie-Lager zugeordnet war, riet mir dringend, »mich fernzuhalten … man ist nämlich verdammt sauer deswegen. Ihren Presseausweis haben Sie Ihnen endgültig entzogen«.
    »Ist ja toll«, sagte ich. »Ein Horrortrip mehr, der mir erspart bleibt. Und das mit einer guten Ausrede. Aber was ist denn passiert. Warum krieg ich die Schuld?«
    »Großer Gott!«, sagte er. »Der total bekloppte Idiot trug Ihre Pressemarke, als er den Zug bestieg, und hat sich dann aufgeführt wie ein Irrer. Hat zehn Martinis getrunken, noch bevor sich der Zug in Bewegung setzte, und dann die Leute beleidigt. Irgend so einem Wicht von einer Zeitung aus Washington ist er auf die Pelle gerückt, hat ihn einen schmierigen Schwuli genannt und kommunistischen Arschficker … und dann hat er ihn rumgeschubst und gedroht, ihn bei der nächsten Brücke aus dem Zug zu werfen … wir waren fassungslos. Einer von den Fernsehleuten war so verängstigt, dass er sich für den Rest der Fahrt auf der Toilette eingeschlossen hat.«
    »Verdammt, das hör ich gar nicht gerne«, sagte ich. »Aber es hat doch wohl niemand angenommen, dass ich es tatsächlich bin, oder?«
    »Und ob sie das getan haben«, erwiderte er. »Die Einzigen im Zug, die eine Ahnung hatten, wie Sie aussehen, waren ich und ___________ und ___________.« Hier erwähnte er einige Reporter, die nicht genannt zu werden brauchen. »Aber alle anderen haben nur auf die

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