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Die Romanow-Prophezeiung

Die Romanow-Prophezeiung

Titel: Die Romanow-Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: berry
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frische Kleidung brauchten, fuhren sie mit dem Taxi die zwanzig Minuten bis zu Lords Wohnung.
    Akilina war beeindruckt, denn Lords Wohnung war noch schöner als die Semjon Paschkows, aber wie sie dann überlegte, für einen Amerikaner vermutlich Standard. Die Teppiche waren weich und sauber, die Möblierung kam ihr elegant und teuer vor. Es war kühl in den Räumen, bis Lord einen Thermostat verstellte und die Zentralheizung ansprang. Was für ein Luxus! Es war Welten entfernt von den Heizlüftern in ihrer Moskauer Wohnung, die entweder auf voller Stufe liefen oder überhaupt nicht. Ihr fiel auf, wie gepflegt die ganze Wohnung war, doch es überraschte sie nicht. Von Anfang an war Miles Lord ihr wie ein sehr ordentlicher Mensch vorgekommen.
    »Im Gästebad sind Handtücher. Nehmen Sie sich einfach welche«, forderte Lord sie auf Russisch auf. »Und in dem Zimmer da drüben können Sie sich umziehen.«
    Akilinas Englisch war nicht schlecht, ihr Wortschatz jedoch begrenzt. Am Flughafen hatte sie Verständigungsprobleme gehabt, insbesondere als der Zollbeamte ihr Fragen stellte. Zum Glück hatte ihr Artistinnenvisum ihr eine problemlose Einreise ermöglicht.
    »Mein Schlafzimmer hat ein eigenes Bad. Bis gleich also.«
    Sie nahm sich Zeit und ließ das warme Wasser besänftigend über ihre müden Muskeln streicheln. Nach ihrem Zeitempfinden war es noch immer mitten in der Nacht. In ihrem Schlafzimmer fand sie einen Bademantel auf dem Bett und hüllte sich darin ein. Lord hatte erklärt, dass sie eine Stunde hatten, bis sie wieder zum Flughafen mussten und einen Flug Richtung Westen nahmen. Sie rubbelte sich das Haar trocken und ließ die wirren Locken lose über ihre Schultern herabfallen. Da im hinteren Schlafzimmer noch Wasser lief, ging sie davon aus, dass Lord noch unter der Dusche stand.
    Sie schlenderte ins Arbeitszimmer und betrachtete die Fotos, die an der Wand hingen und auf zwei Holztischen standen. Miles Lord stammte offensichtlich aus einer großen Familie. Es gab mehrere Aufnahmen, die ihn in verschiedenen Lebensabschnitten mit immer denselben jüngeren Männern und Frauen zeigten. Er war augenscheinlich der Älteste; auf einem Foto der ganzen Familie stand er als junger Erwachsener zwischen vier Brüdern und Schwestern, die ihm in geringem Altersabstand folgten.
    Einige Schnappschüsse zeigten ihn in einer Sportausrüstung; das Gesicht war von einem Helm mit Gesichtsschutz verdeckt, und seine breit gepolsterten Schultern steckten in einem nummerierten Trikot. Etwas abseits stand ein Bild seines Vaters. Es zeigte einen Mann um die vierzig mit ernsten, tiefbraunen Augen und kurz geschnittenem, schwarzem Haar, das zu seinem dunklen Teint passte. Seine Stirn glänzte von Schweiß, und er stand mit geöffnetem Mund und glänzenden, elfenbeinfarbenen Zähnen hinter einem Rednerpult, den Zeigefinger zum Himmel erhoben. Er trug einen Anzug, der maßgeschneidert wirkte, und an seinem ausgestreckten Arm glitzerten goldene Manschettenknöpfe. In der rechten unteren Ecke stand etwas in schwarzem Filzstift geschrieben. Sie nahm den Rahmen in die Hand und versuchte, es zu entziffern, doch hatte sie einige Mühe mit dem lateinischen Alphabet.
    »Dort steht: Sohn, schließe dich mir an «, sagte Lord auf Russisch.
    Sie drehte sich um.
    Lord stand in der offenen Zimmertür, barfuß und in einen kastanienbraunen Morgenmantel gehüllt. In seinem Halsausschnitt sah sie die muskulöse, dunkle Brust, die von gekräuselten, graubraunen Haaren bedeckt war.
    »Mit dem Bild versuchte er, mich dazu zu bringen, Geistlicher in seiner Kirche zu werden.«
    »Und warum haben Sie das nicht gemacht?«
    Er trat näher, und sie roch den Duft von Seife und Shampoo. Ihr fiel auf, dass er sich rasiert hatte, die zwei Tage alten Stoppeln um Kinn und Wangen waren verschwunden. Weder das Alter noch irgendwelche Schicksalsschläge hatten Spuren auf seiner schokoladenbraunen Haut hinterlassen, während in ihrem Heimatland die Menschen häufig verbraucht aussahen.
    »Mein Vater hat meine Mutter betrogen und uns ohne Geld sitzen lassen. Ich hatte keinerlei Bedürfnis, in seine Fußstapfen zu treten.«
    Akilina erinnerte sich, wie verbittert Lord am vergangenen Freitagabend bei Semjon Paschkow geklungen hatte. »Und Ihre Mutter?«
    »Sie hat ihn geliebt. Und liebt ihn immer noch. Sie will kein schlechtes Wort über ihn hören. Seine Anhänger waren genauso. Für sie war Grover Lord ein Heiliger.«
    »Keiner wusste von seinen Eskapaden?«
    »Keiner

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