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Die Romanow-Prophezeiung

Die Romanow-Prophezeiung

Titel: Die Romanow-Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: berry
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»Versuchen Sie es doch einmal in der Commerce & Merchants Bank. Die liegt drei Kreuzungen weiter die Straße runter.«
    »Hat es was gebracht?«, fragte Akilina.
    »Was sagt sie?«, erkundigte sich die Angestellte.
    »Sie bittet mich um eine Übersetzung.« Er wandte sich wieder Akilina zu und sagte auf Russisch: »Vielleicht hat diese Zicke ja doch ein Herz.« Dann wechselte er ins Englische zurück und fragte die Angestellte: »Wissen Sie denn möglicherweise auch, wie alt jene Bank ist?«
    »Fast so alt wie wir. Aus den Neunzigerjahren des neunzehnten Jahrhunderts, glaube ich.«
     
    Die Commerce & Merchants Bank war ein mächtiges, monolithisches Gebäude mit einem Granitfundament aus Bossenwerk, Marmorwänden und einem von korinthischen Säulen flankierten Eingangsbereich. Sie bildete einen deutlichen Gegensatz zur Credit & Mercantile Bank und den umliegenden Wolkenkratzern, deren Verkleidung aus verspiegeltem Glas in geometrischen Metallgittern von moderneren Zeiten zeugte.
    Beim Eintreten war Lord unmittelbar beeindruckt. Optisch und atmosphärisch hatte man hier den Eindruck einer Schalterhalle im alten Stil. Säulen aus falschem Marmor, ein Muster aus Bodenplatten und altmodische, verglaste Schalter – all das Überbleibsel einer Ära, in der verschnörkelte, schmiedeeiserne Absperrungen die Sicherheit boten, die heute durch Überwachungskameras gewährleistet wurde.
    Ein uniformierter Wächter schickte sie zu dem Büro, das den Zugang zu den im Untergeschoss liegenden Safes verwaltete.
    Ein Schwarzer mittleren Alters mit grau meliertem Haar erwartete sie dort im Büro. Er trug Weste und Krawatte, und eine goldene Taschenuhr baumelte wie ein Pendel über seinem beginnenden Schmerbauch. Ihr Gastgeber stellte sich als Randall Maddox James vor, fast so, als wäre er stolz auf seinen dreiteiligen Namen.
    Lord zeigte James seine Nachlassvollmachten und den Schlüssel. Abgesehen von ein paar oberflächlichen Erkundigungen kamen keine unangenehmen Bemerkungen oder Fragen, und James führte sie sofort über die Haupthalle in ein beeindruckendes Untergeschoss. Die Bankschließfächer nahmen mehrere große Räume ein, an deren Wänden sich Reihe um Reihe rechteckige Edelstahltüren entlangzogen. Von einem dieser Räume wurden sie zu einer Reihe alter Schließfächer geführt, deren grüne Metallverkleidungen vom Alter angelaufen waren, und deren Schlösser wie schwarze Löcher aussahen.
    »Dies sind die ältesten Schließfächer im Besitz der Bank«, erklärte James. »Sie standen schon zur Zeit des Erdbebens von 1906 hier. Heute sind nur noch einige wenige dieser Dinosaurier übrig. Wir fragen uns oft, wann einmal jemand den Inhalt für sich beanspruchen wird.«
    »Schauen Sie denn nicht nach einer gewissen Zeitspanne nach?«, fragte Lord.
    »Das ist gesetzlich verboten. Solange die jährliche Miete bezahlt wird.«
    Lord hielt den Schlüssel hoch: »Wollen S ie damit sagen, dass die Miete für diesen Safe seit den Zwanzigerjahren gezahlt wurde?«
    »Richtig. Sonst hätte man es zu einem ruhenden Schließfach erklärt und das Schloss aufgebrochen. Gewiss hat sich die Erblasserin um die Miete gekümmert.«
    Lord riss sich zusammen. »Natürlich. Wer sonst?«
    James zeigte auf den Safe mit der Nummer 716. Er befand sich auf halber Höhe der Wand. Seine Tür war gut dreißig Zentimeter breit und nicht ganz so hoch.
    »Wenn Sie irgendetwas brauchen, Mr. Lord, bin ich in meinem Büro zu finden.«
    Lord wartete, bis das Zufallen der Gittertür ihm verriet, dass sie allein waren. Dann schob er den Schlüssel ins Schloss.
    Er öffnete das Türchen und erblickte einen weiteren Metallbehälter; diesen – eine Kassette, die ein beträchtliches Gewicht besaß –, nahm er heraus und stellte sie auf einen Tisch aus Walnussholz.
    Die Kassette enthielt drei purpurrote Samtbeutel, alle drei in weit besserem Zustand als der Beutel, den Kolja Maks im Tod gehütet hatte. Außerdem lag dort eine zusammengefaltete Zeitung aus dem schweizerischen Bern. Sie trug das Datum des 25. September 1920. Das Papier war brüchig, ansonsten aber unversehrt. Sanft strich er von außen über den längsten Beutel und ertastete kantige Umrisse. Rasch machte er den Beutel auf und holte zwei Goldbarren heraus, die mit den Initialen NR und dem doppelköpfigen Adler versehen waren und beide wie identische Kopien des Barren aussahen, den sie im Schließfach des Flughafens von Kiew zurückgelassen hatten. Dann griff er in den nächsten Beutel, der bauchiger

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