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Die Romanow-Prophezeiung

Die Romanow-Prophezeiung

Titel: Die Romanow-Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: berry
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gewiss begrenzt und reichte nicht aus, einen amerikanischen Rechtsanwalt und eine russische Akrobatin aufzuspüren. Denn dazu hätten die Russen die Situation wohl doch recht ausführlich erklären müssen! Zudem war das Risiko, dass Lord den Amerikanern alles erzählte, bevor die Russen die Lage in den Griff bekamen, gewiss zu groß. Nein. Lord war überzeugt, dass die Russen allein arbeiteten – zumindest vorläufig.
    Sie hatten eine schöne Fahrt hinter sich, von Asheville über den Blue Ridge Parkway nach Norden und dann auf der State Route 81 den letzten Abschnitt durch die sanft hügelige Berglandschaft. Genesis selbst wirkte wie aus dem Bilderbuch, eine Stadt aus Backstein-, Holz- und Bruchsteinhäusern voller malerischer Kunstgalerien, Geschenk- und Antiquitätenläden. Unter den ausladenden Platanen, die die Hauptstraße säumten, standen Bänke. An der Hauptkreuzung des Städtchens gab es eine Eisdiele, zwei Banken und einen Drogeriemarkt. Franchising-Unternehmen, Wohnblocks und Ferienhäuser lagen am Rand des Städtchens. Als sie in das Städtchen einfuhren, stand die Sonne schon tief am Himmel und überzog den zuvor strahlend blauen Himmel mit einem bleichen Lachsrosa, während die Bäume und Berge einen tiefen Violettton annahmen. Der Abend kam hier offensichtlich früh.
    »Wir sind da«, erklärte er Akilina. »Jetzt müssen wir herausfinden, wer oder was dieser Dorn ist.«
    Er wollte gerade in einem Gemischtwarenladen um das Telefonbuch bitten, da fiel ihm eine Aufschrift ins Auge. Ein schmiedeeisernes Aushängeschild ragte aus einem zweigeschossigen Backsteinhaus heraus. Hinter der nächsten Kreuzung erblickte man einen baumbestandenen Platz mit dem Bezirksgericht. Auf dem Aushängeschild stand in schwarzen Buchstaben: Michael Thorn, Rechtsanwaltsbüro. Thorn heißt Dorn, übersetzte Lord für Akilina.
    »Genau wie in Starodug«, erwiderte sie.
    Das Gleiche hatte er auch schon gedacht.
    Er parkte einen Block weiter am Straßenrand, dann gingen sie rasch zurück in das Rechtsanwaltsbüro, wo eine Sekretärin sie informierte, dass Mr. Thorn derzeit noch bei Gericht mit Vertragsdokumenten beschäftigt sei, aber bald zurückerwartet werde. Lord sagte, er müsse sofort mit Thorn reden, und die Frau erklärte ihm, wo er zu finden sei.
    Sie gingen zum Bezirksgericht von Dillsboro, einem klassizistischen Backsteingebäude mit einem Ziergiebel vor dem Portal und einer hohen Kuppel, die typisch war für die Gerichtsgebäude des Südens. Ein Bronzeschild beim Hauptportal ließ wissen, dass das Gebäude 1898 fertig gestellt worden sei. Lord hatte bisher nur äußerst selten in kleinen Provinzgerichten zu tun gehabt, da seine Kanzlei sich auf die Sitzungssäle und Finanzinstitutionen der US-amerikanischen Großstädte und osteuropäischen Hauptstädte beschränkte. Tatsächlich war er noch niemals in einem Gerichtssaal aufgetreten. Für diese Aufgabe beschäftigte Pridgen & Woodworth Hunderte von Prozessanwälten. Lord dagegen kümmerte sich um Verträge. Er arbeitete hinter den Kulissen. Zumindest bis vor einer Woche, als er in den Vordergrund katapultiert worden war.
    Sie trafen Michael Thorn im Urkundenraum an, wo er über einen riesigen Band gebeugt an einem Pult stand. Im grellen Neonlicht sah Lord einen Mann mittleren Alters mit beginnender Glatze. Klein und untersetzt, aber nicht übergewichtig, mit ausgeprägter, aber schmaler Nase, hohen Wangenknochen und einem Gesicht, das sicherlich jünger wirkte, als er war.
    »Michael Thorn?«, fragte Lord.
    Der Angesprochene blickte lächelnd auf. »Derselbe.«
    Lord stellte sich und Akilina vor. Außer ihnen war niemand in dem fensterlosen Raum.
    »Wir sind gerade aus Atlanta eingetroffen.« Lord zeigte ihm seine Anwaltslizenz des Staates Georgia und fuhr dann dieselbe Schiene wie damals in der Bank in San Francisco. »Ich bin in einer Grundstücksangelegenheit hier, es geht um den Nachlass einer Verwandten von Miss Petrowa hier.«
    »Sieht so aus, als würden Sie sich nicht nur mit dem Gesetz befassen«, meinte Thorn in Anspielung auf Lords lädiertes Gesicht.
    Lord dachte sich eilig eine Ausrede aus: »Am Wochenende boxe ich manchmal hobbymäßig. Letztes Mal hab ich ein bisschen mehr eingesteckt als ausgeteilt.«
    Thorn lächelte: »Wie kann ich Ihnen helfen, Mr. Lord?«
    »Sind Sie schon lange als Anwalt hier tätig?«
    »Mein ganzes Leben«, antwortete Thorn mit einem gewissen Stolz in der Stimme.
    »Das hier ist ein wunderschönes Städtchen. Ich bin zum

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