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Die Romanow-Prophezeiung

Die Romanow-Prophezeiung

Titel: Die Romanow-Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: berry
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hätte, war nur ein dumpfer Pochlaut zu hören.
    »Gold ist wohl zu weich«, meinte Thorn. »Ich nehme an, Sie brauchen noch einen anderen Beweis für meine Identität.«
    Lord schwieg.
    Thorn sah ihn an. »Dort, wo der Blauglockenbaum wächst und Genesis, dort wartet ein Dorn. Verwendet die Worte, die euch herführten. Spricht man eure Namen, und erhält die Glocke ihre eigentliche Gestalt, wird es gelingen.« Er machte eine kurze Pause. »Ihr seid der Rabe und der Adler. Und ich bin der, den ihr sucht.«
    Thorns Worte waren nur ein Flüstern, doch er sprach sie in perfektem Russisch.
    43
    Lord starrte ihn ungläubig an.
    »Könnten wir in Ihr Zimmer gehen?«, fragte Thorn.
    Schweigend gingen sie nach oben. Als sie die Tür hinter sich verschlossen hatten, sagte Thorn auf Russisch: »Ich hatte niemals erwartet, diese Glocke zu sehen oder diese Worte zu hören. Ich habe den Klöppel jahrzehntelang aufbewahrt und wusste stets, was zu tun war, sollte es jemals so weit sein. Mein Vater ermahnte mich, dass dieser Tag kommen würde. Er wartete sechzig Jahre lang darauf, kam aber nicht mehr zum Zug. Vor seinem Tod sagte er mir voraus, dass ich es noch selbst erleben würde. Ich habe ihm nicht geglaubt.«
    Lord war noch immer erschüttert, nahm sich aber zusammen, zeigte auf die Glocke und fragte: »Warum heißt sie Höllenglocke?«
    Thorn trat ans Fenster und blickte hinaus. »Das ist von Radischtschew.«
    Lord erinnerte sich an den Namen. »Radischtschew wurde auch auf einem Goldplättchen zitiert, das in der Bank in San Francisco lag.«
    »Jussupow verehrte Radischtschew. Er war ein großer Liebhaber der russischen Dichtkunst. Einer von Radischtschews Versen lautet: ›Gottes Engel werden den Triumph des Himmels mit dreimaligem Geläut der Höllenglocke verkünden: einmal für den Vater, einmal für den Sohn und einmal für die Heilige Jungfrau.‹ Die passenden Worte, würde ich sagen.«
    Lord gewann allmählich seine Fassung zurück und fragte nach einem Moment des Schweigens: »Haben Sie die Ereignisse in Russland verfolgt? Warum haben Sie sich nicht von sich aus gemeldet?«
    »Mein Vater und ich haben oft über diesen Punkt diskutiert«, erwiderte Thorn. »Er war ein glühender Imperialist, ein echter Vertreter der alten Schule. Er kannte Felix Jussupow persönlich. Hat sich oft mit ihm unterhalten. Ich war immer der Meinung, die Zeiten für eine Monarchie seien längst vorüber. In der modernen Gesellschaft gäbe es keinen Raum für ein derart antiquiertes Konzept. Er war jedoch überzeugt, dass das Blut der Romanows wieder auferstehen werde. Und genau das passiert jetzt. Dennoch hatte ich immer den Auftrag, mich nur zu erkennen zu geben, wenn der Rabe und der Adler auftauchten und die Worte sprachen. Alles andere sei eine von unseren Feinden gestellte Falle.«
    »Das russische Volk wünscht sich Ihre Rückkehr«, erklärte Akilina.
    »Stefan Baklanow wird enttäuscht sein«, bemerkte Thorn.
    Lord meinte eine leise Ironie aus Thorns Worten zu hören. Er erzählte Thorn von seinem Interesse an der Zarenkommission und von allem, was in der vergangenen Woche vorgefallen war.
    »Genau deshalb hat Jussupow darauf bestanden, dass wir verborgen bleiben. Lenin wollte das Blut der Romanows vollkommen auslöschen. Er wollte jede Restauration ausschließen. Erst später, als er merkte, dass Stalin schrecklicher sein würde als jeder Zar, erkannte er den Fehler, den er mit der Ermordung der Zarenfamilie begangen hatte.«
    »Mr. Thorn …«, begann Lord.
    »Michael, bitte.«
    »Vielleicht wäre Ihre Kaiserliche Hoheit ja angebrachter?«
    Thorn runzelte die Stirn. »Das ist ein Titel, an den ich mich definitiv nur schwer werde gewöhnen können.«
    »Ihr Leben ist ernsthaft in Gefahr. Ich nehme an, Sie haben Familie?«
    »Eine Frau und zwei Söhne, die beide aufs College gehen. Ich habe nie mit ihnen über diese Angelegenheit gesprochen. Das war eine Bedingung, auf der Jussupow bestand. Vollkommene Anonymität.«
    »Sie müssen es ihnen sagen, und ebenfalls Ihren beiden Schwestern, die Sie vorhin erwähnten.«
    »Das habe ich vor. Aber ich weiß nicht, wie meine Frau auf ihre Erhebung zur Zarin reagieren wird. Mein ältester Sohn wird einiges an Anpassung leisten müssen. Er ist jetzt der Zarewitsch und sein Bruder ein Großfürst.«
    Lord hatte zahllose Fragen, aber eine lag ihm mehr als alle anderen auf dem Herzen. »Können Sie uns berichten, wie Alexej und Anastasia nach North Carolina gelangt sind?«
    Und Thorn erzählte

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