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Die Romanow-Prophezeiung

Die Romanow-Prophezeiung

Titel: Die Romanow-Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: berry
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geführt, in dem ihn Inspektor Felix Oleg begrüßte. Der untersetzte Russe trug denselben dunklen Anzug wie vor drei Tagen, als Lord ihn neben dem blutenden Leichnam von Artemy Bely zum ersten Mal gesehen hatte.
    »Mr. Lord. Treten Sie ein. Setzen Sie sich«, sagte Oleg auf Englisch.
    Das Büro war ein enger Raum mit schmutzigen Wänden, ausgestattet mit einem schwarzen Metallschreibtisch, einem Aktenschrank und zwei Stühlen. Der Boden war gefliest, die Decke gelb vom Nikotin. Lord sah gleich, warum: Oleg zog intensiv an einer schwarzen türkischen Zigarette. Immerhin hatte der dichte blaue Qualm den Vorteil, dass er den starken Körpergeruch des Inspektors ein wenig überdeckte.
    Oleg befahl, Lord die Handschellen abzunehmen. Die Tür wurde geschlossen, und sie waren allein.
    »Fesseln hier nicht nötig. Korrekt, Mr. Lord?«
    »Warum werde ich wie ein Verbrecher behandelt?«
    Oleg saß hinter seinem Schreibtisch auf einem wackligen, quietschenden Eichenstuhl. Seine Krawatte hatte er gelockert, den vergilbten Kragen seines Hemds aufgeknöpft. »Zweimal Sie waren, wo jemand erschossen. Diesmal Polizist.«
    »Ich habe niemanden erschossen.«
    »Aber Gewalt folgt Ihnen. Warum?«
    Er mochte den sturen Inspektor noch weniger als bei ihrer ersten Begegnung. Der Russe hatte wässrige Augen, die er beim Sprechen zusammenkniff. Verachtung sprach aus seinem Gesicht, und Lord fragte sich, was wohl in dem Kerl vorgehen mochte, während er seine eiskalte Fassade präsentierte. Das seltsame Flattern in seiner eigenen Brust gefiel ihm gar nicht. War das Angst?
    »Ich möchte telefonieren«, erklärte er.
    Oleg paffte an seiner Zigarette. »Mit wem?«
    »Das geht Sie gar nichts an.«
    Ein dünnes Lächeln, während die Augen ausdruckslos blieben. »Wir nicht in Amerika, Mr. Lord. Keine Rechte für Menschen in Haft.«
    »Ich möchte mit der amerikanischen Botschaft telefonieren.«
    »Sie Diplomat?«
    »Ich arbeite für die Zarenkommission, das wissen Sie doch.«
    Ein weiteres irritierendes Lächeln. »Das gibt Ihnen Privileg?«
    »Das habe ich nicht gesagt. Aber ich bin mit Erlaubnis Ihrer Regierung in diesem Land.«
    Oleg lachte. »Regierung, Mr. Lord? Keine Regierung. Wir warten auf Zar zurückkommen.« Er versuchte gar nicht erst, den Sarkasmus in seinen Worten zu verbergen.
    »Ich nehme an, Sie haben dagegen gestimmt?«
    Olegs Gesicht wurde ernst. »Nichts annehmen. Ist sicherer so.«
    In diesen Worten schwang etwas mit, das Lord gar nicht gefiel. Doch bevor er antworten konnte, schreckte ihn das Klingeln des Telefons auf Olegs Schreibtisch auf. Oleg nahm den Hörer ab, während er mit der anderen Hand weiter an seiner Zigarette herumfingerte. Er antwortete auf Russisch und wies die Person am anderen Ende der Leitung an, den Ruf durchzustellen.
    »Was kann ich für Sie tun?«, plärrte Oleg in die Sprechmuschel, noch immer auf Russisch.
    Dann hörte Oleg eine Zeit lang nur noch zu.
    »Ich habe den Tschorni hier«, erklärte der Inspektor.
    Lords Interesse stieg, aber er ließ sich nicht anmerken, dass er verstand, was Oleg sagte. Der Polizist schien sich hinter der Sprachbarriere nach wie vor sicher zu fühlen.
    »Ein Wachposten ist tot. Die Männer, die Sie geschickt haben, waren nicht erfolgreich. Er wurde nicht getroffen. Ich habe Ihnen doch gesagt, dass man die Sache besser hätte lösen können …. Da muss ich Ihnen allerdings zustimmen. Ja. Er hat verdammt viel Glück.«
    Offenbar war der Anrufer die Ursache des Schlamassels, in dem Lord jetzt steckte. Und er hatte sich in Oleg nicht getäuscht. Dem Kerl war nicht zu trauen.
    »Ich behalte ihn hier, bis Ihre Leute eintreffen. Diesmal wird es richtig gemacht. Keine Gangster mehr. Ich töte ihn eigenhändig.«
    Lord lief es eiskalt über den Rücken.
    »Keine Sorge. Ich behalte ihn persönlich im Auge. Er sitzt mir gerade gegenüber.« Ein Lächeln breitete sich über das Gesicht des Russen aus. »Er versteht kein Wort von dem, was ich sage.«
    Nach einer kurzen Pause fuhr Oleg plötzlich hoch. Der Inspektor glotzte Lord an.
    »Was?«, stieß Oleg hervor. »Er spricht …«
    Lord riss beide Beine hoch und stieß den schweren Schreibtisch mit einem Ruck über den Fliesenboden gegen Olegs Brust. Der Stuhl des Inspektors kippte um und prallte gegen die Wand. Oleg war eingeklemmt. Lord riss die Telefonleitung aus der Buchse und sprang aus dem Zimmer, schlug die Tür zu und rannte durch den leeren Flur zur Treppe. Drei Stufen auf einmal nehmend, raste er ins Erdgeschoss und

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