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Die Romanow-Prophezeiung

Die Romanow-Prophezeiung

Titel: Die Romanow-Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: berry
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Absperrungen zu beiden Seiten des Platzes hielten Fußgänger vom Betreten ab. Lord wusste, dass der Bereich bis zur Schließung des Lenin-Mausoleums um 13 Uhr abgesperrt blieb.
    Und er sah, dass Hayes Recht hatte.
    Um das kastenförmige Mausoleum herum standen mindestens zwei Dutzend Milizionäre. Vor dem Granitbau hatte sich bereits eine kleine Besucherschlange gebildet. Das Gebäude stand auf dem höchsten Punkt des Platzes unmittelbar vor der Kremlmauer, zu beiden Seiten abgeschirmt durch eine Reihe von Weißtannen.
    Er umging die Absperrung und folgte einer Touristengruppe zum Mausoleum. Zum besseren Schutz vor der Kälte knöpfte er sein Jackett zu. Nur zu gern hätte er seinen Wollmantel dabei gehabt, doch der war im Abteil des »Roten Pfeils« geblieben, das er für kurze Zeit mit Ilja Zenow geteilt hatte. Im Glockenturm über der Kremlmauer läuteten die Glocken. Überall wuselten mit Kameras behängte Touristen in weiten Daunenjacken herum. Die leuchtenden Farben ihrer Kleidung machten sie leicht erkennbar. Die meisten Russen dagegen schienen Schwarz, Grau, Braun und Marineblau zu bevorzugen. Auch Handschuhe verrieten die Ausländer, denn wahre Russen verzichteten auch im tiefsten Winter auf sie.
    Unauffällig folgte er der Touristengruppe zur Vorderseite des Mausoleums. Einer der Milizionäre trat auf ihn zu, ein blasser junger Mann in einem olivgrünen Mantel und blauer Pelzmütze. Er trug keine Waffe; seine Funktion war offenbar rein repräsentativer Natur. Zu dumm.
    »Wollen Sie die Grabstätte besuchen?«, fragte der Wachposten auf Russisch.
    Lord verstand ihn sehr wohl, beschloss jedoch, sich dumm zu stellen. Er schüttelte den Kopf. »Nix Russisch. Englisch?«
    Das Gesicht des Wachpostens blieb wie versteinert. »Passport«, sagte er schließlich knapp.
    Das Letzte, was Lord jetzt gebrauchen konnte, war Aufmerksamkeit. Er blickte sich rasch um in der Hoffnung, dass jeden Augenblick Taylor Hayes oder sonst jemand auf ihn zutreten würde.
    »Passport«, wiederholte der Wachposten.
    Ein zweiter Wächter kam auf ihn zu.
    Er griff in die Tasche und fand den Pass. Der blaue Deckel wies ihn auf den ersten Blick als Amerikaner aus. Er wollte ihn dem Wachposten reichen, war aber so nervös, dass ihm das Büchlein aus den Fingern glitt und aufs Pflaster fiel. Als er sich bückte, um es aufzuheben, spürte er, wie etwas an seinem rechten Ohr vorbeizischte und in die Brust des Wachpostens schlug. Er blickte auf und sah, wie sich ein rotes Band aus dem grünen Mantel des Mannes ergoss. Der Posten rang nach Luft, verdrehte die Augen und sackte zu Boden.
    Lord wirbelte herum und gewahrte den Scharfschützen auf dem Dach des Kaufhauses GUM, rund hundert Meter von ihm entfernt.
    Der Schütze zielte erneut.
    Lord steckte rasch seinen Pass ein und hastete die Granitstufen hinauf, während er auf Englisch und Russisch schrie: »Hier wird geschossen. Lauft weg!«
    Touristen stoben in alle Richtungen auseinander.
    Er ließ sich zu Boden fallen, als eine weitere Kugel vom glatt polierten Stein neben ihm abprallte. Schmerzhaft landete er auf dem schwarzen Granit der Vorhalle von Lenins Grab und rollte sich ins Innere ab, während das nächste Geschoss in den roten Porphyr des Eingangsbereichs einschlug.
    Zwei weitere Wachen kamen aus dem Innern des Mausoleums.
    »Ein Scharfschütze«, schrie er auf Russisch. »Auf dem Dach des GUM.«
    Keiner der beiden war bewaffnet, aber einer zog sich rasch in eine kleine Nische zurück, um zu telefonieren. Lord tastete sich zum Eingang vor. Die Menschen rannten in ihrer Panik kopflos hin und her, dabei waren sie nicht in Gefahr. Er war das Ziel. Der Schütze war noch immer auf dem Dach, halb versteckt zwischen einer Reihe von Scheinwerfern. Plötzlich schoss aus einer Seitenstraße südlich des GUM unmittelbar vor der Basiliuskathedrale ein dunkler Volvo Kombi heraus. Der Wagen kam mit quietschenden Reifen zum Stehen, und zwei Türen flogen auf.
    Heraus sprangen Hängelid und Cro-Magnon, die sofort auf das Mausoleum zurannten.
    Lord blieb nur ein Fluchtweg, und der führte die Treppe hinab in die Tiefen des Mausoleums. Am unteren Ende der Treppe drängten sich angsterfüllte Menschen zusammen. Er quetschte sich an ihnen vorbei und betrat die Hauptkammer. Dort rannte er an Lenins gläsernem Sarg vorbei, ohne dem wachsartig glänzenden Leichnam mehr als einen flüchtigen Blick zuzuwerfen. Zu beiden Seiten des Sargs standen zwei weitere Wachen. Keiner sagte ein Wort. Er sprang eine glatte

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