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Die Romanow-Prophezeiung

Die Romanow-Prophezeiung

Titel: Die Romanow-Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: berry
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leer bis auf einen Hund, der einer Elster hinterherjagte. Nur wenige Geschäfte waren erleuchtet. Außerhalb der großen Städte waren nur die wenigsten Läden in Russland am Wochenende geöffnet – auch das ein Relikt der Vergangenheit, die hier noch so vieles dominierte.
    Das Café war nur spärlich möbliert. In der Mitte standen vier Reihen Tische. In Glasvitrinen lag das Speiseangebot des Tages. Der Duft nach bitterem Kaffee erfüllte die Luft. Drei Gäste saßen an einem Tisch, ein vierter an einem anderen. Niemand schien Akilina und ihn zu beachten, sodass Lord sich schon fragte, wie viele Schwarze hier wohl sonst so vorbeikamen.
    Der Mann hinter den Glasvitrinen war klein und korpulent. Er hatte buschiges, kupferrotes Haar und einen struppigen roten Vollbart. Seine Schürze wies Flecken unterschiedlichster Herkunft auf, und als er sich ihnen näherte, verströmte er einen Geruch, der an Feta-Käse erinnerte. Er trocknete sich gerade die Hände an einem schmutzigen Handtuch ab.
    »Sind Sie Josif Maks?«, fragte Lord auf Russisch.
    Sein Gegenüber bedachte ihn mit einem seltsamen Blick.
    »Wo kommen Sie denn her?«, fragte der Mann.
    Lord beschloss, so wenig wie möglich von sich preiszugeben. »Warum sollte das eine Rolle spielen?«
    »Weil Sie hier in meinen Laden kommen und Fragen stellen. Und weil Sie wie ein Russe reden.«
    »Dann darf ich also annehmen, dass Sie Josif Maks sind?«
    »Sagen Sie schon, was Sie von mir wollen.«
    Sein Tonfall war schroff und unfreundlich. Lord fragte sich, ob das auf Vorurteile oder Ignoranz zurückzuführen war. »Hören Sie, Herr Maks, wir sind nicht gekommen, um Ihnen Schwierigkeiten zu machen. Wir suchen nach einem Mann namens Kolja Maks. Er ist wahrscheinlich schon lange tot, aber vielleicht wissen Sie ja, ob noch irgendwelche Verwandten von ihm hier leben?«
    Der Mann schaute sie mit stechendem Blick an. »Wer seid ihr?«
    »Mein Name ist Miles Lord, und das ist Akilina Petrowa. Wir kommen aus Moskau und suchen Kolja Maks.«
    Der dicke Mann warf das Handtuch zur Seite und verschränkte die Arme vor der Brust. »Hier in der Gegend heißen viele Maks. Aber einen Kolja kenne ich nicht.«
    »Er muss zur Zeit Stalins hier gelebt haben. Seine Kinder oder Enkel könnten ja noch hier wohnen.«
    »Ich heiße Maks nach meiner Mutter; von den anderen habe ich nie einen näher gekannt.«
    »Aber Ihr Nachname ist doch Maks?«, setzte Lord schnell nach.
    Der Russe schien nervös zu werden. »Ich habe keine Zeit für so was. Ich muss meine Gäste bedienen.«
    Akilina trat an die Glasvitrine. »Herr Maks, es ist wirklich wichtig. Wir suchen nach den Verwandten von Kolja Maks. Bitte sagen Sie uns doch, ob sie noch hier leben.«
    »Wie kommen Sie darauf, dass sie hier leben könnten?«
    Lord hörte Schritte hinter sich und drehte sich um. Ein groß gewachsener Polizist in der Uniform der Milizija und mit einer blauen Pelz-Schapka auf dem Kopf betrat das Café. Er knöpfte seinen Mantel auf, zog ihn aus, setzte sich an einen der Tische und gab Josif Maks ein Zeichen. Der Inhaber verstand und begann sofort, Kaffee zu brauen. Lord trat dichter an den Tresen heran. Der Polizist machte ihn nervös. Mit leiser Stimme sagte er zu Maks, der ihm den Rücken zuwandte:
    »Wer aber bis ans Ende beharret, der wird selig.«
    Maks’ Kopf fuhr herum. »Was soll das heißen?«
    »Sagen Sie’s mir.«
    Der Russe schüttelte den Kopf. »Verrückter Amerikaner. Seid ihr alle plemplem?«
    »Wer sagt, dass ich Amerikaner bin?«
    Maks schaute Akilina an. »Was machen Sie eigentlich bei diesem Tschorni ?«
    Lord reagierte nicht auf die abfällige Bemerkung. Sie mussten das Café nach Möglichkeit verlassen, ohne Aufsehen zu erregen. In Maks’ Augen jedoch lag etwas, das so gar nicht zu seinen Worten passen wollte. Lord war sich nicht sicher, hatte aber das Gefühl, der Mann wolle ihm womöglich verständlich machen, dass hier jetzt weder der richtige Ort noch der richtige Zeitpunkt waren. Er beschloss, es darauf ankommen zu lassen. »Wir reisen morgen wieder ab, Herr Maks. Könnten Sie uns vielleicht sagen, wo wir hier übernachten können?«
    Der Kaffee war fertig, und der Mann brachte ihn zum Tisch des Polizisten. Dann kam er wieder zurück.
    »Versuchen Sie’s doch mal im Hotel Oktjabrski. Da vorn an der Ecke nach links, dann drei Querstraßen weiter Richtung Zentrum.«
    »Danke«, sagte Lord.
    Maks zog sich schweigend hinter den Tresen zurück. Lord und Akilina mussten auf dem Weg zum Ausgang an dem

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