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Die Romanow-Prophezeiung

Die Romanow-Prophezeiung

Titel: Die Romanow-Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: berry
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Polizisten vorbei, der an seinem dampfenden Kaffee nippte. Der Mann musterte den Amerikaner auffallend lange. Ein Blick zu den Glasvitrinen verriet Lord, dass auch Josif Maks dies bemerkt hatte.
     
    Sie fanden das Oktjabrski. Das Hotel befand sich in einem vierstöckigen Gebäude mit Balkonen zur Straße hin, die nicht sehr vertrauenerweckend wirkten. Der Fußboden im Eingangsbereich war mit schwarzem Staub bedeckt, die Luft geschwängert vom schwefligen Gestank undichter Abwasserrohre. Der mürrische Angestellte am Empfang erklärte sofort, dass das Hotel keine Ausländer aufnehme. Da nahm Akilina die Sache in die Hand und ließ den Mann wissen, dass Lord ihr Gatte und mit dem gebührenden Respekt zu behandeln sei. Nach einigem Hin und Her überließ der Mann ihnen zu einem überhöhten Preis ein Zimmer im dritten Stock.
    Das Zimmer war geräumig, aber reichlich abgenutzt, und seine Ausstattung erinnerte an Spielfilme der Vierzigerjahre. Das einzige Zugeständnis an die Moderne war ein kleiner Kühlschrank, der in einer Ecke vor sich hin brummte. Das angrenzende Bad war auch nicht viel besser; es wies weder Toilettenpapier noch eine Klobrille auf, und als Lord sich das Gesicht waschen wollte, stellte er fest, dass es zwar fließendes heißes und kaltes Wasser gab, doch lief immer nur das eine oder das andere.
    »Ich nehme an, so weit nach Süden kommen nicht viele Touristen«, sagte er, als er aus dem Badezimmer trat und sich das Gesicht trocknete.
    Akilina saß am Rand des Betts. »Diese Gegend war in der kommunistischen Zeit Sperrgebiet. Fremde dürfen erst seit kurzem hierher.«
    »Ich weiß sehr zu schätzen, wie Sie das an der Rezeption geregelt haben.«
    »Tut mir Leid, was Maks zu Ihnen gesagt hat. Er hatte kein Recht dazu.«
    »Ich bin mir gar nicht so sicher, ob er es wirklich so gemeint hat«, entgegnete Lord und erklärte ihr, was er aus dem Blick des Russen abgelesen hatte. »Ich denke, der Polizist hat ihn genauso nervös gemacht wie uns.«
    »Aber warum denn? Er sagte doch, er wisse nichts von einem Kolja Maks.«
    »Ich glaube, er hat gelogen.«
    Sie lächelte. »Sie sind aber ein optimistischer Rabe.«
    »Ich weiß nicht, ob ich optimistisch bin, aber ich gehe davon aus, dass an dieser ganzen Angelegenheit mindestens ein Körnchen Wahrheit ist.«
    »Das hoffe ich sehr.«
    Neugierig hakte er nach: »Warum?«
    »Was Sie gestern Abend sagten, ist richtig. Die Russen wollen sich nur an das Gute am zaristischen Regime erinnern. Aber wie Sie zu Recht sagten: Es war eine Autokratie, repressiv und grausam. Trotzdem … diesmal könnte es anders werden.« Ihre Lippen formten sich zu einem Lächeln. »Mit dem, was wir hier tun, könnten wir die Sowjets endgültig austricksen. Die haben sich immer für so schlau gehalten. Aber die Romanows haben vielleicht überlebt. Wäre das nicht das passende Ende?«
    Ja, zweifellos, dachte er.
    »Haben Sie Hunger?«, fragte Akilina.
    Er bejahte. »Ich denke, wir sollten uns so wenig wie möglich blicken lassen. Ich gehe nur kurz runter und kaufe etwas zu essen. Brot und Käse sahen ganz gut aus. Das können wir hier dann in aller Ruhe verspeisen.«
    Sie lächelte. »Das wäre gut.«
     
    Unten im Eingangsbereich trat Lord an die alte Frau hinter dem kleinen Verkaufsstand heran und wählte einen Laib Schwarzbrot, etwas Käse, ein paar Würste und zwei Flaschen Bier. Er zahlte mit einem Fünf-Dollar-Schein, den sie bereitwillig annahm. Lord war schon wieder auf dem Weg zur Treppe, als er draußen Autos kommen hörte. Blaue und rote Lichter blitzten in der Dunkelheit auf und drangen durch das Fenster in den Empfangsbereich. Als er hinausblickte, sah er, wie drei Streifenwagen vor dem Hotel zum Stehen kamen und die Fahrzeugtüren aufsprangen.
    Er wusste, wohin sie wollten.
    Er rannte die Treppe hoch und in ihr Zimmer. »Nehmen Sie Ihre Sachen. Unten ist Polizei.«
    Akilina reagierte sofort, sie warf ihre Schultertasche über und zog den Mantel an.
    »Wohin gehen wir?«
    Er wusste, dass nur eine Richtung in Frage kam – hoch in den vierten Stock. »Kommen Sie.« Er ging zur Tür hinaus und schloss sie leise.
    Sie stiegen die schwach beleuchtete Eichentreppe hinauf, als von unten polternde Schritte heraufdrangen. Auf Zehenspitzen schlichen sie ins oberste Stockwerk. Unter ihnen hallten Schritte durch den Flur. Im Licht einer nackten Glühbirne sah Lord sich die sieben Zimmer an. Drei lagen zur Straßenseite, drei zur Rückseite des Gebäudes, das letzte am Ende des Flurs. Alle

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