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Die Romanow-Prophezeiung

Die Romanow-Prophezeiung

Titel: Die Romanow-Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: berry
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Erst nach einigen Sekunden hörte man sie unten im Wasser aufklatschen.
    Kurz darauf waren alle neun Leichen verschwunden.
     
    Wassili Maks hielt inne, holte ein paarmal tief Atem und trank einen Schluck aus seinem Wodkaglas. »Dann setzte Jurowski sich auf einen Baumstumpf und frühstückte ein paar hart gekochte Eier. Sie waren am Vortag von Nonnen aus dem Kloster für den Zarewitsch gebracht worden, und Jurowski hatte sie gebeten, die Eier gut einzupacken. Er hatte genau gewusst, was geschehen würde. Nachdem er sich den Bauch voll geschlagen hatte, warf er Granaten in den Schacht, um ihn zum Einsturz zu bringen.«
    »Sie sagten, es sei auch etwas Wunderbares geschehen«, bemerkte Lord.
    Der alte Mann trank noch einen Schluck Wodka. »Allerdings.«
     
    Zusammen mit den anderen Männern verließ Maks die Leichenstätte gegen zehn Uhr. Ein Posten wurde aufgestellt, um den Schauplatz zu bewachen, und Jurowski machte sich auf den Weg, um dem Sowjet des Ural von den nächtlichen Ereignissen Bericht zu erstatten. Glücklicherweise hatte der Kommandant nicht angeordnet, die verschwundenen Leichen zu suchen, sondern seinen Männern gesagt, er werde berichten, dass sie getrennt verbrannt worden seien.
    Sie erhielten den Befehl, zur Stadt zurückzugehen, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Wenn Maks bedachte, wie viele Männer an den Ereignissen der Nacht beteiligt gewesen waren, kam ihm das eigenartig vor. Der Ort, wo die Leichen unter der Erde lagen, konnte unmöglich geheim bleiben, umso mehr, als einige der Männer sich gekränkt fühlten, und die Hoffnung auf Reichtum lockte. Jurowski schärfte seinen Männern ein, sie dürften den Vorfall gegenüber niemandem erwähnen und müss ten sich noch am selben Nachmittag im Ipatiew-Haus zum Dienst melden.
    Maks ließ die anderen vier vorgehen. Er erklärte ihnen, er wolle auf einem Umweg nach Hause gehen, um den Kopf wieder frei zu bekommen. In der Ferne war Kanonendonner zu hören. Seine Kameraden warnten Maks, die Weiße Armee stehe nur einige Kilometer vor Yekaterinburg, doch er versicherte ihnen, die Weißen würden ihm gewiss nicht begegnen wollen.
    Maks trennte sich von seinen Kameraden un d wartete eine gute halbe Stunde, bevor er über den Weg zurücklief, den der Last wagen in der Nacht genommen hatte, Jetzt, bei Tageslicht, fiel Maks das dichte Unterholz des Waldes auf. Er fand das Bahnwärterhäuschen, näherte sich ihm aber nicht, sondern suchte die Stelle, an der sie die Bretter über die verschlammte Straße gelegt hatten.
    Er blickte sich um. Weit und breit war niemand zu sehen.
    Da schob er sich ins Unterholz.
    »Mein Kleiner. Bist du da?« Seine Stimme war nur ein leises Flüstern. »Ich bin es, mein Kleiner. Kolja. Ich bin zurückgekommen.«
    Nichts.
    Er drängte sich tiefer ins Geäst und scho b das Gewirr der stachligen Zweige beiseite. »Alexej. Ich bin zurückgekommen. Komm raus! Die Zeit ist kna pp.«
    Nur die Vögel antworteten auf sein Rufen.
    Er blieb auf einer Lichtung stehen. Die Kiefern am Rand der Lichtung waren alt, die dicken Stämme hatten Jahrzehnte gesehen. Ein morscher Baum war zu Boden gestürzt, und seine frei liegenden Wurzeln erinnerten Maks an die Arme und Beine der Opfer, die kreuz und quer übereinander gelegen hatten. Er würde es sein Leben lang nicht vergessen. Was für eine Schande! Was waren das für Teufel, die vorgaben, im Namen des Volkes zu handeln? War das, was sie mit Russland im Sinn hatten, in irgendeiner Weise besser als die Übel, die sie – zu Recht oder Unrecht – anprangerten und gegen die sie kämpften? War das nach diesem barbarischen Anfang überhaupt möglich?
    Die Bolschewiken exekutierten ihre Gefangenen normalerweise mit einem Genickschuss. Warum nun dieses Gemetzel? Vielleicht war das unterschiedslose Abschlachten Unschuldiger ein Hinweis auf das, was noch zu erwarten war. Und warum die Geheimhaltung? Warum wurde Nikolaus II. nicht öffentlich hingerichtet, wenn er wirklich ein Staatsfeind war? Die Antwort war einfach – keiner würde das Abschlachten von Frauen und Kindern gutheißen.
    Es war abscheulich.
    Hinter sich hörte Maks einen Zweig knacken.
    Er griff zur Pistole und wirbelte herum.
    Der Lauf zeigte in das weiche, beinahe engelhafte Antlitz Alexej Romanows.
    Seine Mutter nannte ihn Kleiner und Sonnenschein. Er stand im Mittelpunkt der ganzen Familie. Ein intelligenter, liebevoller Junge mit einem Hang zum Eigensinn. Maks hatte gehört, wie man im Palast von Alexejs Unaufmerksamkeit sprach, seiner

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