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Die Romantherapie: 253 Bücher für ein besseres Leben (German Edition)

Die Romantherapie: 253 Bücher für ein besseres Leben (German Edition)

Titel: Die Romantherapie: 253 Bücher für ein besseres Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Berthoud
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erkannt (wie sie es am Ende tut), dass es niemals an ihr war, sich schuldig zu fühlen, sondern an Alec d'Urberville, und zwar von Anfang an – schließlich war Tess' Zustimmung zu ihrem Beisammensein mehr als fraglich. Selbstverständlich ist Tess ein Opfer der patriarchalischen Strukturen und Denkweisen des 19. Jahrhunderts, aber eins lässt sich nicht von der Hand weisen: Sie hätte die Katze im Sack lassen sollen.
    Aber seien Sie gewarnt: Wenn Sie tatsächlich ein durch und durch schuldbehaftetes Geheimnis hüten und beschlossen haben, es zu wahren, dann seien Sie versichert, dass das Unbehagen im Laufe der Zeit zunehmen wird – egal ob Sie selbst der oder die Schuldige sind oder nicht. Sprichwörtliche Katzen wachsen ebenso wie ihre realen Gegenstücke, bis sie eines Tages ihren Sack sprengen, und das gewöhnlich im unpassendsten Moment. Wenn Sie also den Verdacht haben, dass Ihre Katze zu einem gewaltigen Tiger heranwachsen könnte, sollten Sie sich einen unbeteiligten Dritten suchen, dem Sie Ihr Geheimnis anvertrauen können und der das Tier dann kontrolliert und mit Bedacht aus dem Sack lassen kann – oder Ihnen dabei hilft.
    ▶ Musterknabe; einer sein
    ▶ Schuldgefühle 85

Dinnerpartys, Angst vor
    Es hätte mir genauso
Ali Smith
    Kalter Schweiß. Seltsamer Hautausschlag. Plötzliche Übelkeit. Nervöse Zuckungen im Gesicht. Kleidungsstücke, die spurlos verschwinden. Arbeit, die unbedingt noch bis morgen erledigt werden muss. Das Verlangen, sich stundenlang mit der Babysitterin über ihr neuestes Kunstprojekt zu unterhalten. Das sind die Symptome eines Dinnerpartyphobikers. Während der schlottert, beißt der Partner des Angsthasen die Zähne zusammen und drängt zaghaft zum Aufbruch. Sie sind schon fast aus der Tür, als besagter Hase das dringende Bedürfnis verspürt, aufs Klo zu gehen, und sich im Badezimmer einschließt. Woraufhin der entnervte Partner Es hätte mir genauso unter der Badezimmertür durchschiebt.
    Unser Heilmittel für Dinnerparty-Phobiker ist die Geschichte von Miles, der während einer Dinnerparty aufsteht und sich (nachdem er vorher noch einen Salzstreuer gemopst hat) oben im Gästezimmer einschließt. Dort bleibt er ein paar Wochen und wird zu einer Berühmtheit für die Außenwelt, die ihn von Greenwich Common aus durchs Fenster beobachtet und sogar Camps errichtet, um ihn bei seinem »Protest« zu unterstützen.
    Die Gastgeber sind schockiert und versuchen anfangs, ihn zu ignorieren, dann schieben sie flache Päckchen mit hauchdünn geschnittenem Truthahn und Schinken unter seiner Tür durch. Am Ende ist es die neunjährige altkluge Nachbarstochter Brook, die uns demonstriert, was Miles hätte tun sollen, um besagte Dinnerparty zu überstehen: Seien Sie neugierig und versuchen Sie von den anderen Gästen etwas über sie zu erfahren. Und wenn alles nichts hilft, schlafen Sie einfach am Tisch ein.
    Nehmen Sie sich ein Beispiel an Brook. Sie werden einen angenehmeren Abend verbringen – und auch früher wieder zu Hause sein.
    ▶ Menschenhass
    ▶ Menschenscheu 86

Drangsalieren, andere
    Ein Todesfall in der Familie
James Agee
    Sie selbst haben vielleicht gar nicht das Gefühl, andere zu drangsalieren, aber wenn Sie Menschen, die schwächer oder verwundbarer sind als Sie selbst, absichtlich regelmäßig und ohne groß darüber nachzudenken wehtun – verbal oder körperlich –, dann sind Sie womöglich doch nicht ganz unschuldig. Alle, die tief in ihrem Innern wissen, dass sie diese schändliche Angewohnheit haben, bitten wir, James Agees Pulitzer-Preis-dekoriertes Meisterwerk Ein Todesfall in der Familie zu lesen, eine der bewegendsten Schilderungen des Drangsalierens, die wir kennen.
    Rufus lebt in einem »gemischten« Stadtteil von Knoxville, Tennessee, einem dieser Orte, wo um sechs Uhr das Abendessen auf dem Tisch steht und um halb sieben die Kinder wieder zum Spielen rauskommen, während die Mütter den Abwasch machen und die Väter den Rasen sprengen. Rufus, der noch zu klein für die Schule ist, liebt es, die älteren Kinder auf ihrem Schulweg zu beobachten. Anfangs steht er dabei am Fenster, dann im Vorgarten, dann auf dem Bürgersteig. Und schließlich traut er sich sogar bis an die Straßenecke, von wo aus er sie aus drei Richtungen kommen sehen kann. Er bewundert ihre unterschiedlichen Aufbewahrungsdosen für Essen und Stifte und die Art, wie die Jungs ihre Bücher in den braunen Baumwollriemen hin und her schwingen – bis sie anfangen, die Bücher gegen Rufus'

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