Die Romantherapie: 253 Bücher für ein besseres Leben (German Edition)
Kraft. Vage murmeln sie etwas von einer anstrengenden Woche und viel zu wenig Schlaf, pusten die Kerzen aus und schieben die Keinohrhasen - DVD in den Player …
Das Tabu, mit dem Impotenz belegt ist, ist mächtiger als das der Homosexualität im Profifußball. Erektionsstörungen zu thematisieren fällt schwer, sogar oder gerade der Partnerin (oder dem Partner) gegenüber. Dabei sind sich Selbsthilfegruppen und Sexualtherapeuten einig: Reden hilft. Wir haben eine Romanmedizin, die vielleicht kein Viagra ersetzen kann, aber die Ihnen zumindest dabei hilft, das Schweigen zu brechen.
Der Ich-Erzähler in Wilhelm Genazinos Die Liebesblödigkeit führt seit Jahren eine gut organisierte Ménage-à-trois mit einer 41-jährigen Sekretärin und einer 51-jährigen Klavierlehrerin. Genazinos Held ist Apokalyptiker, was bedeutet, dass er seine dekadente Klientel in ihrem Unbehagen gegenüber Zivilisationsdeformationen (übermäßiger Fernseh-, Fastfood- und Entertainmentkonsum) bestätigt. Kein Wunder, dass sein übermäßiger Liebeskonsum ihn mit zunehmendem Alter moralisch und körperlich überfordert und sich sein persönliches Armageddon durch nahende Impotenz ankündigt. Und so sieht sich unser Held veranlasst, sein gut organisiertes, aber kräftezehrendes Liebesleben zu entschlacken. Aber wie und an welcher Stelle damit beginnen …?
Dieser schwächelnde, alternde Held, der am Ende mithilfe seines Freundes, des Panikberaters, seine Angst vor dem Tod überwindet, wird vor allem eins tun: Er wird Sie zum Lachen bringen. Und er wird der Impotenz den Schrecken nehmen und sie als das zeigen, was sie ist: eine lästige, aber angesichts des Jüngsten Gerichts letztlich kleine körperliche Malaise, die man überwinden oder mit der man leben kann. Legen Sie Die Liebesblödigkeit nach abgeschlossener Lektüre Ihrer Partnerin/Ihren beiden Partnerinnen/Ihrem Partner auf den Nachttisch und dann: Lachen und reden Sie miteinander. Nur eine Nebenwirkung dieser Therapie gilt es zu verhindern: Zerstreuen Sie möglichst rasch den Verdacht, 190 eine andere Person sei der Grund ihrer sexuellen Überforderung …
▶ Minderwertigkeitskomplex
▶ Orgasmen, zu wenige
Intelligenz, außergewöhnliche
Franny und Zooey
J. D. Salinger
Scherbenpark
Alina Bronsky
»Ich weiß nicht, wozu es gut ist, wenn man so viel weiß und einen so scharfen Verstand hat und so, wenn es einen nicht glücklich macht«, erklärt Mrs. Glass in J. D. Salingers Erzählung Franny und Zooey – und sie sollte es wissen, denn als Mutter von sieben altklugen Wunderkindern, die alle in der Rundfunkserie Das kluge Kind mitgewirkt haben, hat sie Ihren Ältesten (Seymour) bereits durch Selbstmord verloren und muss nun mit ansehen, wie ihre Jüngste (Franny) auf der Wohnzimmercouch ganz offensichtlich einen Nervenzusammenbruch erleidet.
Schlauer zu sein als alle anderen sollte eigentlich etwas Gutes sein. Weil aber bekanntermaßen das Mittelmaß nichts mehr hasst, als seine Mittelmäßigkeit derart vorgeführt zu bekommen, ist jedes überdurchschnittlich intelligente Kind zu lebenslänglichem Außenseitertum verdammt. Die Glass-Kinder werden entweder als »eine unerträgliche Bande ›hochnäsiger‹ kleiner Ekel« bezeichnet, »die man am besten schon vor der Geburt ertränkt oder vergast hätte« oder – etwas freundlicher, aber voller Misstrauen – als »glaubwürdig, über ihr Alter hinaus gewitzt und klug, auf eine ungewöhnliche, gar nicht beneidenswerte Art«. Und wenn die überdurchschnittlich Intelligenten nicht von anderen weggestoßen werden, dann sind oft sie selbst diejenigen, die andere wegstoßen. Schlaue Menschen fühlen sich schnell von ihren Mitmenschen enttäuscht und gelangweilt. Der Anlass für Frannys scheinbaren Zusammenbruch ist ein Date mit ihrem Collegefreund Lane, während dem sie unablässig an ihm herumkritisiert. »Ich mußte einfach alles aussprechen, was ich dachte«, jammert sie, »es war schrecklich. Fast von dem Augenblick an, als er mich am Bahnhof abholte, hackte 191 und hackte und hackte ich auf jeder seiner Ansichten und jedem seiner Wertmaßstäbe herum – einfach auf allem, aber auch auf allem.« Und dafür hasst sie sich selbst.
Probleme mit Jungs hat auch Sascha, die 17-jährige Heldin in Alina Bronskys Scherbenpark . Ihr Zuhause ist ein Hochhausghetto, bevölkert von Jugendgangs und Klebstoffschnüfflern – ein Kontrastprogramm zu dem katholischen Eliteinternat, das Sascha wegen ihrer Hochbegabung aufgenommen hat. Die
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