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Die Romantherapie: 253 Bücher für ein besseres Leben (German Edition)

Die Romantherapie: 253 Bücher für ein besseres Leben (German Edition)

Titel: Die Romantherapie: 253 Bücher für ein besseres Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Berthoud
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die ›Indianer‹ entdeckt hat. Sollte die Stimme noch nicht verstummt sein, lesen Sie in Winnetou II , wie Old Shatterhand es mit dem Ku-Klux-Klan aufnimmt, oder in Winnetou III , wie er aus dem Llano Estacado, einer fürchterlichen Wüste, entkommt. Und wenn es dann immer noch leise flüstert, dass 238 Old Shatterhand eben viel klüger und stärker ist als Sie, dann flüstern Sie zurück, dass dessen geistiger Vater, Karl May, es allein mittels seiner Omnipotenzfantasien vom Sohn einer armen Weberfamilie, vom verhafteten Hochstapler zum gefeierten Autor gebracht hat. Einem Autor, der solche Menschenaufläufe verursachte, dass die Leute von der Feuerwehr mit der Wasserspritze auseinandergetrieben werden mussten. Und der ungestraft und unangefochten von sich behaupten durfte: »Ich spreche und schreibe: französisch, englisch, italienisch, spanisch, griechisch, lateinisch, hebräisch, rumänisch, arabisch 6 Dialekte, persisch, kurdisch 2 Dialekte, chinesisch 6 Dialekte, malayisch, Namaqua, einige Sunda-Idiome, Suaheli, hindostanisch, türkisch und die Indianersprachen der Sioux, Apachen, Komantschen, Snakes, Uthas, Kiowas, nebst den Ketschumany 3 südamerikanische Dialekte, Lappländisch will ich nicht mitzählen …«
    Wenn die Stimme jetzt noch nicht verstanden hat, dass sie gegen Ihre innere Stärke keine Chance hat, dann müssen Sie noch Karl Mays Orient-Zyklus dranhängen. Kleiner Vorgeschmack: Hier entkommt Kara Ben Nemsi der Pest …

Montagmorgen-Gefühl
    Mrs. Dalloway
Virginia Woolf
    Wenn der Gedanke an den Montagmorgen Sie in Weltuntergangsstimmung versetzt und Sie mit einem tonnenschweren Gewicht auf der Brust aus dem Schlaf erwachen, dann päppeln Sie sich mit der ersten (oder, sollten Sie das Buch dann nicht weglegen können, mit der zweiten oder sogar der dritten) Seite von Mrs. Dalloway . Virgina Woolf hat für dieses Meisterwerk eine ganz neue Art zu schreiben ersonnen, eine Methode, Gedanken in einen konstanten Fluss zu bannen, um die durch die Adern einer Frau pulsierende Vitalität zu spüren, einer Frau, die Augenblick für Augenblick einen Tag im Juni durchlebt, in ihrem geliebten London, direkt nach Kriegsende. Eigentlich ist dieser Tag kein Montag, sondern ein Mittwoch, und Mrs. Dalloway trifft Vorbereitungen für eine Abendgesellschaft.
    Sie beschließt, die Blumen selbst zu kaufen. Montagsverweigerer, bitte bedenken Sie: Vielleicht könnte es auch Ihnen Spaß machen, eine Aufgabe anzugehen – eine erfreuliche, eine sinnliche –, die Sie normalerweise anderen überlassen. Der Gedanke daran wird Ihnen aus dem Bett helfen. Trinken Sie während des Frühstücks Mrs. Dalloways – Clarissas – Ausgelassenheit und ihre kristallklaren Beobachtungen (»Was für ein Vergnügen! Was für ein Sprung!«) bis zur Neige und bleiben Sie auch bei dem nun folgenden et 241 was längeren, gewundeneren, sich Geräusche aufsammelnd durch die Zeit krümmenden Gedankengang bei der Stange: »Denn so war es ihr immer vorgekommen, wenn sie, mit einem leichten Quietschen der Angeln, das sie jetzt hören konnte, die Fenstertür zum Garten aufgerissen hatte und in Burton ins Freie gesprungen war.« Was für ein Satz! Was für eine Einladung! Können Sie nicht auch das Quietschen hören, den sanften Druck gegen die nachgebenden Türflügel spüren, die klare, kalte Luft auf der Zunge schmecken?
    Nehmen Sie über die Augen und den Geist Clarissas Lebenshunger und Lebenslust in Ihren Körper auf. Bewohnen Sie ihre deutlich umrissene, vogelgleiche Gestalt, wie sie unbeschwert, federnd und ziemlich aufrecht am Bordstein steht und die Straße überqueren will. Nehmen Sie die »besondere Stille« und die »unbeschreibliche Pause« kurz vor dem Glockenschlag des Big Ben wahr. Machen Sie sich, wie auch sie es tut, die Präsenz des Todes bewusst – all diese umhereilenden Leute werden eines Tages nur mehr Staub und Knochen sein – und nehmen Sie dieses Bewusstsein mit in den Tag. Stärken Sie an diesem ganz besonderen Montag so Ihr Gefühl, am Leben zu sein. Lassen Sie sich dabei helfen, das Beste aus Ihrem Tag zu machen. Ihrem Montag.
    Und dann treten Sie vor die Tür. (Bitte schauen Sie zuerst nach rechts und links – wir wollen ja nicht, dass es mit all Ihren Montagen an dieser Stelle vorbei ist, was Sie übrigens hoffentlich mittlerweile auch nicht mehr wollen.) Und … warum nicht? Gehen Sie los und kaufen Sie Blumen für sich selbst.
    ▶ Bett; Unfähigkeit es zu verlassen
    ▶ Karriereweg; den falschen eingeschlagen

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