Die Romantherapie: 253 Bücher für ein besseres Leben (German Edition)

Duve
    Sie sehnen sich nach einem Eimer schwarzer Farbe, wenn Sie kleine Mädchen in pinkfarbenen Lillifee-Ganzkörperoutfits auf der Straße mit Feenstäben hantieren sehen? Sie würden liebend gerne die gesamte Spiegelburg in Schutt und Asche legen und anschließend Hello Kitty mit einem der genannten Feenstäbe das rosarote Herz durchbohren, und Sie geraten regelmäßig mit Fünfjährigen in Diskussionen über Role Models? Ihnen kann geholfen werden.
    Karen Duve, die Frau mit den bösen, todtraurigen Beziehungsromanen und den knallharten Ansichten über Geflügelfarmen, hat einen Fantasyroman geschrieben. Auf den ersten Blick stimmt alles: Das Cover ist pink, die Prinzessin schön, der Prinz mutig und der Drache gefährlich … Aber Karen Duve wäre nicht Karen Duve, wenn das schon alles wäre. Ihrer Prinzessin nützt ihre Schönheit wenig, ist doch ihre Mitgift viel zu »popelig«. Der Prinz, ein gelangweilter Chauvie, entführt die Prinzessin nicht aus übergroßer Liebe, sondern um seine schreckliche Mutter mit der bettelarmen Braut zu brüskieren, diese wiederum zwingt die zukünftige Schwiegertochter, buchstäblich schmutzige Wäsche zu waschen. Außerdem gibt es einen pubertierenden Drachen, einen Zwerg mit Popstar-Allüren und eine Psychotherapeuten-Fee.
    Für eine lillifeegeplagte Person ist es die reinste Labsal, Fantasyfiguren mit modernen Problemen kennenzulernen, Figuren, die keine Schicksalsberg-Heldennummer durchziehen, sondern psychologisch grundiert sind, sich entwickeln und urkomische Dialoge führen. Nach dieser Kur geht Ihnen das Rollenspiel im Kinderzimmer leichter von der Hand: warum nicht Prinzessin Lillifee über chauvinistische Zwerge schimpfen lassen? Bedauerlich ist nur, dass es Karen Duves Psychotherapeutenfee nicht als Anziehpuppe gibt, die hätte Hello Kitty einiges zu sagen gehabt …
    ▶ Der/Die Richtige; ausharren für ihn/sie
    ▶ Mutterschaft 274

Profanität; von ihr bedrückt sein

    Wenn Ihnen die Welt schrecklich eintönig und profan erscheint, sollten Sie dringend die Fähigkeit von fantastischer Literatur, uns ganz weit weg zu versetzen, entdecken. Und wir meinen nicht nur Harry Potter 25 . Breiten Sie mit der untenstehenden Liste Ihre Flügel aus. Auf ihnen reisen Sie ins Reich des Erstaunlichen, Sagenhaften und Wunderbaren.
    ▶ Ernüchterung
    ▶ Langeweile
    ▶ Malaise des 21. Jahrhunderts
    ▶ Unzufriedenheit
    Die zehn besten Fantasy-Romane
    Das letzte Einhorn Peter S. Beagle
    Jonathan Strange & Mr. Norrell Susanna Clark
    Tintenherz Cornelia Funke
    Die Brautprinzessin William Goldman
    Erdsee-Zyklus Ursula Le Guin
    Das Lied von Eis und Feuer George RR Martin
    Einfach göttlich Terry Pratchett
    Harun und das Meer der Geschichten Salman Rushdie
    Der kleine Hobbit J. R. R. Tolkien
    Der König auf Camelot T. H. White

Pubertät
    Der Fänger im Roggen
J. D. Salinger

Die Froschkönigin
Lorrie Moore

Crazy
Benjamin Lebert
    Die Hormone spielen verrückt. Haare sprießen an Stellen, die gerade noch glatt waren. Der Adamsapfel schwillt an und die Stimme bricht. Die Pickel wuchern geradezu. Der Busen wächst. Und Herz – und Lenden – entflammen beim leichtesten Reiz.
    Zuerst einmal solltest du dir klarmachen, dass du mit diesem Problem nicht allein dastehst. Was auch immer du durchmachst, Holden Caulfield kennt es. Wenn du glaubst, dass alles »mies« ist, wenn du keinen Nerv hast, darüber zu reden, wenn deine Eltern »jeweils ungefähr zwei Blutstürze« hätten, wenn sie wüssten, was du gerade machst, wenn du schon mal von der Schule geflogen bist, wenn du denkst, dass alle Erwachsenen Heuchler sind, wenn du trinkst/rauchst/versuchst, ältere Jungs/Mädchen abzuschleppen, wenn deine angeblichen Freunde dich ständig sitzenlassen, wenn deine Lehrer dir vorwerfen, dass du dich hängenlässt, wenn du versuchst, dich mit deinem coolen Gang, deiner Sprache, deinem zur Schau getragenen Desinteresse an deiner Zukunft vor der Welt da draußen zu schützen, wenn die Einzige, die dich versteht, deine kleine Schwester Phoebe ist – wenn ein oder mehrere dieser Dinge auf dich zutreffen, dann wird Der Fänger im Roggen dich da durchbringen.
    Solltest du nach dieser Lektüre den Gedanken zulassen, dass 278 du möglicherweise doch nicht der einzige Mensch auf der Welt bist, der durch diese Hölle geht, dann kannst du direkt weitermachen mit Benjamin Leberts Crazy : Ein halbes Jahrhundert später ist Benjamin Leberts Held Benjamin genauso verwirrt, verzweifelt und einsam wie J. D.